Frisch aus Italien

UNTERWEGS Das Festival „Cinema Italia – Neues italienisches Kino“ macht Station in Hamburg, Bremen, Hannover, Braunschweig und Oldenburg

Immerhin, sie reden nicht drum herum! Gleich auf der ersten Seite des Flyers von „Cinema Italia“ steht ein Text der „Italienischen Agentur für Außenhandel“, dessen Überschrift „Förderung des italienischen Filmexports“ alles erklärt. Das italienische Kino zählt nicht zu jenen, die sich international gut verkaufen. Der letzte große Kassenerfolg, der im Text als positives Beispiel genannt wird, war Silvio Soldinis „Brot und Tulpen“ im Jahr 2000. Filme wie „La Grande Bellezza“ und „Gomorra“ wurden zwar von den deutschen Kritikern gelobt, liefen aber nur ein paar Wochen in den Programmkinos.

„Cinema Italia“ ist also kein von unabhängigen Cineasten organisiertes Festival, sondern eine Werbeveranstaltung der italienischen Filmindustrie. Als solche bot es aber in den vergangenen fünfzehn Jahren immer eine gute Übersicht über die Jahresernte des italienischen Films. Präsentiert werden keine reinen Unterhaltungsfilme, sondern eher anspruchsvolle unabhängige Produktionen. Dementsprechend läuft das „Festival“ in Kommunalkinos wie dem Metropolis in Hamburg und dem Kino im Künstlerhaus in Braunschweig und in Programmkinos wie Atlantis und Schauburg in Bremen, dem Casablanca in Oldenburg und dem Universum in Braunschweig.

Regisseur Matteo Garrone („Gomorra“) hat mit seinem neuen Film „Reality“ eine Satire auf die Unterhaltungsindustrie gemacht, die in den Zeiten von Berlusconi ja kaum von der Politik zu trennen war. Garrones Antiheld ist ein Fischhändler, der auf dem Markt solch eine Stimmungskanone ist, dass alle meinen, er gehöre ins Fernsehen. Er bewirbt sich in einer Reality-Show im Stil von „Big Brother“ und wird schnell süchtig nach öffentlichen Auftritten.

Das Regiedebüt von Leonardo di Constanzo, „L’intervallo“, zeigt das Neapel der Camorra aus der Perspektive von zwei Jugendlichen, die in einem verlassenen Gebäude eingeschlossen sind. Salvatore soll für Mafiosi aus seinem Viertel auf Veronica aufpassen. Im Laufe des Tages kommen sie sich durch Spiele und Träumereien näher, doch sie wissen, dass die Gangster zurückkommen werden.

Auch „Bella mariposas“ erzählt von jungen Menschen: die Protagonistin Caterina ist zwölf Jahre alt, lebt in einem armen Viertel in Sardinien und lernt, ihren eigenen Willen gegen eine chaotische Familie und den allgegenwärtigen sozialen Verfall durchsetzen.

„Il rosso e il blu“ von Guiseppe Piccioni spielt in einer Schule in Rom. Ein alter zynischer Kunstlehrer, ein junger idealistischer Aushilfslehrer und die strenge Direktorin kämpfen sich in dieser Komödie durch den Alltag.

„Viva la libertà“ von Roberto Andò ist eine politische Satire, die sich des uralten dramaturgischen Mittels der Verwechslungskomödie bedient. Der Vorsitzende einer Oppositionspartei verschwindet spurlos und sein exzentrischer Zwillingsbruder übernimmt seine Rolle mit radikalen Konsequenzen. Sogar eine deutsche Kanzlerin tritt auf.

„Tutti i santoi giorni“ von Paolo Virzì ist schließlich eine romantische Komödie, die die Frage beantwortet, ob der Intellektuelle Guido und die Musikerin Antonia glücklich miteinander werden können.  HIP

„Cinema Italia“: 5.–11. 9., Hamburg; 19.–25. 9., Hannover; 19.–25. 9., Braunschweig; 26. 9.–2. 10., Oldenburg; 26. 9.–2. 10., Bremen