hört auf den Sound der Stadt

TIM CASPAR BOEHME

Zugegeben, bei Helge Schneider ist es immer etwas heikel mit den Empfehlungen vorab. In der Regel sind seine Auftritte ja am Konzerttag schon längst ausverkauft. Für sein Gastspiel am Donnerstag im IFA-Sommergarten gab es bei Redaktionsschluss noch Stehplätze, Kurzentschlossene könnten also Glück haben. Zu Spontaneität wird sehr geraten, denn Helge Schneider hat dieses Jahr so etwas wie ein Comeback (richtig weg war er aber auch nicht): Ein neuer „00 Schneider“-Film kommt im Herbst in die Kinos, und sein Album „Sommer, Sonne Kaktus!“ enthält neben dem penetrant gelungenen Titelsong und einigen schön schrulligen Coverversionen einen der wohl witzigsten (nachträglichen) Kommentare zu Psys Nerv-Hit „Gangnam Style“ – bei Helge Schneider klingt es irgendwie nach „Propaganda Style“ (Messedamm 22, 19 Uhr, 30,50 €).

Am Freitag steuert das Musikfest Berlin auf einen seiner Höhepunkte zu: Zwei „Konzerte für Orchester“ stehen auf dem Programm, das eine vom ungarischen Komponisten Béla Bartók, das andere vom Avantgardisten Witold Lutoslawski aus Polen, der in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre und sich für seine Komposition Bartóks Werk zum Vorbild nahm – beides sind Klassiker der Musik des 20. Jahrhunderts (Herbert-von-Karajan-Str. 1, 20 Uhr, ab 42 €).

Der britische Produzent Darren J. Cunningham alias Actress hätte eigentlich Profi-Fußballer werden wollen. Seine Pläne scheiterten letztlich an einer schweren Beinverletzung. Aus dieser Notlage befreite sich Cunningham mit der Kraft der Musik. Er begann House-Tracks zu produzieren, die sich in eine ganz eigene Richtung zwischen rhythmisch verwackeltem Dubstep, digitalem Rauschen und freischwebenden elektronischen Klängen entwickelten. Auf Cunninghams Label Werkdiscs veröffentlicht er neben eigenen Platten die Produktionen von Kollegen wie Zomby oder Lone. Von Cunninghams Fertigkeiten als DJ kann man sich am Freitag im Gretchen überzeugen (Obentrautstr. 19–21, 23.30 Uhr, 10/5 €).

Am Samstag gibt der Posaunist Konrad „Conny“ Bauer in der Galerie Mutter Fourage ein Solokonzert. Bauer, der vor kurzem seinen 70. Geburtstag feierte, zählt zu den besten Jazzposaunisten auf diesem Planeten und kann Free Jazz energisch zum Swingen bringen, wie er etwa im August auf dem „A l’Arme!“-Festival eindrucksvoll demonstrierte. Er kann aber auch den ganzen Raum in unerhörte Schwingungen versetzen: „Der gelbe Klang“ nennt Bauer – im Anschluss an eine Bühnenkomposition des Künstlers Wassili Kandinsky – sein Soloprogramm aus einander überlagernden Linien und Farben (Chausseestraße 15a, Berlin-Wannsee, 20 Uhr, 14/11 €).