Harburg ohne Strom
: Stadtteil stabiler als erwartet

Der wirbelsturmbedingte Stromausfall in Hamburg-Harburg birgt eine doppelte Botschaft in sich. Zum einen offenbart er die Verletzlichkeit unserer technischen Infrastruktur. Das ist beunruhigend. Zum anderen zeigt er, wie stabil das soziale System unserer Gesellschaft selbst in problematischen Stadtteilen ist. Das beruhigt ungemein.

Kommentar von Gernot Knödler

Der Tornado erinnert daran, dass bei der Infrastruktur alles mit allem zusammenhängt. Es reicht, das Stromnetz an einer neuralgischen Stelle zu unterbrechen, und schon geht bei Tausenden nicht nur das Licht aus, sondern auch die Wasserhähne bleiben trocken und der Bahnverkehr im Knotenpunkt Hamburg kommt zum Erliegen – letzteres mit Auswirkungen, die bis nach Süddeutschland reichen.

Eine andere Befürchtung, die die meisten mit dem großen 1977er Blackout in Manhattan verbinden, ist nicht eingetreten: das soziale Chaos mit Einbrüchen, Überfällen und Plünderungen. Mögen einzelne Quartiere im Stadtteil noch so arm sein: Es sind keine marodierenden Jugendbanden durch die Straßen gezogen. Bürgermeister Ole von Beust (CDU) hat angekündigt, er wolle sich in der zweiten Hälfte seiner Legislaturperiode verstärkt darum bemühen, gefährdete Stadtteile vor dem Abschmieren zu bewahren. Er käme damit noch zur rechten Zeit.