Der Sinnsucher

Sein Vorgänger Udo Paschedag ist im Zuge einer Affäre um Gehaltszulagen und Dienstwagen gerade erst entlassen, schon tritt Horst Schörshusen an, um in Niedersachsens Agrarministerium den Posten des Staatssekretärs zu übernehmen. Gestern stellte Agrarminister Christian Meyer (Grüne) den 62-Jährigen in Hannover als „Grünen erster Stunde“ und „regierungserfahrenen Fachmann“ der Presse vor. Am Dienstag soll das rot-grüne Landeskabinett den neuen Personalversuch offiziell beschließen.

Und dabei setzt man nun quasi auf den Gegenentwurf: Schörshusen ist in Niedersachsen bestens bekannt, kein Import aus einem Nachbarland wie Vorgänger Paschedag. Schon in den 80ern saß er für die Grünen im Landtag in Hannover, wechselte unter dem einstigen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder (SPD) in die Staatskanzlei. Dort war er bis zuletzt als Ministerialrat für die Koordination von Umwelt-, Energie-, Agrar- und Landesplanung zuständig.

Alleingänge, so macht Schörshusen gleich bei seiner Vorstellung deutlich, sind von ihm nicht zu erwarten: Sein Vorgänger stolperte darüber, dass er sich offenbar eigenmächtig einen überdimensionierten Dienstwagen mit Massagesitz orderte. Schörshusen dagegen kündigt an, Bahn oder einen „möglichst klimaneutralen Wagen“ zu fahren. Auswählen solle den der Minister, dem er sich auch sonst „in dienender Funktion“ verpflichtet sieht: Als Staatssekretär werde er vor allem die politischen Leitlinien seines Ministers umsetzen, erklärt er.

Mit dem großen Ganzen befasst sich Schörshusen dafür in seiner Freizeit. Zum Thema Sinnsuche hat er gleich mehrere Esoterikbücher veröffentlicht (zuletzt: „Das Wellen-Ich“). Auf seiner Homepage befasst er sich mit der Weltformel und dem Universum – mit teils fragwürdigen Schlüssen. Darwins Evolutionstheorie etwa nennt der künftige Agrar-Staatssekretär „moderne Mythen“. Und legt stattdessen nahe, „dass die Natur mit Hilfe eines genialen Programmcodes erschaffen wurde“.  THA