Realität im Fokus

DOKUS Die Dokumentarfilmwoche zeigt vier Tage lang große soziale Verwerfungen und Alltägliches

Die Hamburger Dokumentarfilmwoche hat das Tempo erhöht. Komprimiert in einer Vier-Tage-Woche kann geschaut, gehört, gefragt, kommentiert werden, was das vielfältige Programm hergibt. Meistens sind Filmemacher anwesend – oft, aber nicht nur die Regisseure.

Anders als bei großen Festivals steht hier die soziale Realität im Mittelpunkt: von großen gesellschaftlichen Verwerfungen bis zur Alltagsbewältigung im Familienleben. Und so macht die Auswahl der Gäste oft den kollektiven Entstehungsprozess transparenter.

Beim Eröffnungsfilm „Muezzin“ ist am Mittwoch mit Gökce Ince eine Cutterin zu Gast – deren Anteil an der inhaltlichen Gewichtung oft unterschätzt wird. Gökce hat auch die Interviews geführt, auf denen der Film basiert, der drei Muezzins aus Istanbul während ihrer Teilnahme an einem Gebetsrufwettbewerb begleitet. Wer den Gebetsruf als Großstadtklang ebenso wie Glockengeläut schätzt, kann einen unaufgeregten Blick hinter die Mauern der Minarette werfen.

Große Verwerfungen zeigt Ton van Zantvoorts „a blooming business“: die Bedingungen, unter denen in Kenia Rosen produziert werden, deren Export nach Europa bringt wichtige Devisen. Und hohe Kosten: Agnes wurde gefeuert, nachdem die Pflanzenschutzmittel ihr Gesicht zerfressen hatten. Von Oskar gab es Widerworte: gefeuert, jetzt lebt er als Wasserverkäufer. Wasser, das vergiftet ist: 67 Blumenfarmen leiten in den See ein. Überhaupt ist Wasser ein großes Problem: 1,5 Liter verbraucht jede einzelne Rose pro Tag. Wasser, das dann für die Grundversorgung fehlt.GASTON KIRSCHE

■ Mi, 14. 4. bis So, 18. 4. in Metropolis, 3001 und Lichtmess; Programm: www.dokfilmwoche.de