Mutti kann auch anders

DIE KANZLERIN Sie ist ein Wunder. Sie ist geheimnisvoll. Und sie macht gerade eine ziemlich gute Figur: Angela Merkel. Warum sie so beliebt ist und welche Waffen sie dafür einsetzt

VON HEIDE OESTREICH
UND STEFAN REINECKE

Der Schlossplatz in Winsen an der Luhe ist ordnungsgemäß für Angela Merkel hergerichtet. Die Kanzlerin lächelt wundersam um 15 Jahre verjüngt von Plakaten. Die Parteibasis wartet applausbereit. Sie ist mit orangenen „Angie“-Plakaten ausgerüstet und ästhetisch grenzwertigen orangenen Hüten. Aus den Boxen dringt Disco-Stampf-Sound aus den 80ern, offenbar hält man das in der CDU für moderne Volkstümlichkeit.

Dann hastet Merkel mit steifgefrorenem Politikerlächeln Richtung Bühne „Ganz, ganz toll“ findet sie, dass „so viele gekommen sind, auch Rentnerinnen und Rentner“.Was die CDU-Basis in Orange angeht, sogar sehr viele Rentnerinnen und Rentner.

Ein aufgeräumter Moderator bemüht sich heftig um einen menschelnden Anfang. Ob Merkel denn auch persönlich sparsam ist? Merkel mit typischem Understatement, legt den Kopf ein klein bisschen schief und sagt „Mal so, mal so“. Sie habe ja nicht so viel Zeit einzukaufen. Sie hat inzwischen die Nicht-Show zu ihrer Show gemacht. Das Publikum schmunzelt.

Angela Merkel ist die mächtigste Frau der Welt. Unter ihrer Führung ist Deutschland in der Eurokrise zur dominierenden Macht in Europa geworden, bewundert, gefürchtet, verhasst wie nie in der Nachkriegszeit. Sie wird, wenn kein Wunder geschieht, Kanzlerin bleiben. Sie ist auch nach acht Jahren Kanzlerschaft beim Publikum beliebt, sogar bei Grünen-WählerInnen. Wie macht sie das? Wie hat die Frau aus dem Osten, evangelisch, geschieden, kinderlos, es geschafft, die katholische, westlich gepolte CDU zum Kanzlerinnenwahlverein zu machen? Die SPD sucht bei ihr verzweifelt einen Schwachpunkt. Was ist ihr Geheimnis? Hat sie eins?

Auf keinen Fall im Armani-Kostüm

Angela Merkel hat eine wirksame Waffe. Sie ist oft anwendbar und unauffällig. Merkel wirkt echt, unverstellt. Wie eine von uns. Mit einer schwäbischen Hausfrau verglich sie sich mal. Und prägt damit ein weibliches Gegenbild zu den eher aufgepumpten Machtmännern um sie herum.

Wer ihr aufgeblasen oder schräg kommt, den lässt sie ins Leere laufen. In Winsen will der Moderator, eine Mischung aus Clubmed-Animateur und Butterfahrt-Conferencier, wissen, ob die Kanzlerin es beim Shoppen denn „mal so richtig krachen“ lasse. Merkel ist eine halbe Sekunde fassungslos. Dann zieht sie den Stöpsel: „Moment, nee ich lasse es nicht krachen.“ Sie kaufe mal ein, wenn sie Freunden etwas schenke. Mehr nicht. Schröder trug Brioni. Dass Merkel eines Tages im Armani-Kostüm auftaucht, ist undenkbar.

Im Mai war sie im Berliner Gorki Theater, um sich von Brigitte-Journalistinnen über Privates interviewen zu lassen. Zum Beispiel, ob man an der Macht nicht manchmal ziemlich allein sei? Die Frage zielt aufs Bedeutsame: Macht und Einsamkeit. Merkel schaut spitzbübisch: „Naja, allein bin ich zum Beispiel im Büro“. Als wäre sie Sachbearbeiterin im Jugendamt. Sie versteht sich auf Understatement, eine feine Ironie. „Sie ist erstaunlich uneitel“ heißt es aus dem CDU-Präsidium.

Auch deshalb mögen die Deutschen sie. Sie hat den Bonus, eine normale Frau zu sein. Auch wenn sie mit den Mächtigen der Welt verhandelt, sie ist noch immer die geerdete Pastorentochter aus der Uckermark, die amüsiert die Eitelkeiten der Mächtigen betrachtet. Sie pflegt dieses Image sehr. Es immunisiert sie gegen die allgemeine Politkerverachtung.

Angela Merkel ist eine miserable Rednerin. Das Publikum in Winsen möchte sie feiern. Es wartet auf Attacken, auf die Linke, Grüne, egal. Doch Merkel hält einen Vortrag, den spröde zu nennen eine Untertreibung ist. Es geht um Rente, Ausbildung, Demographie, betriebliche Bildung, Arbeitsplätze, die man geschaffen hat und „den strukturell ausgeglichenen Haushalt“, den es anzustreben gilt. Nichts bleibt haften. Keiner pfeift, keiner klatscht. Der Satz „Der Schuldentilgungsfonds ist nicht der Weg der CDU“ gehört zu den rhetorisch einprägsamen. Ihre Sprache hat keine Bilder, Affekte, keinen Rhythmus. Merkel hat das Leidenschaftsverbot der bundesrepublikanischen Politik, das eine Reaktion auf die verführerische Gefühlsrhetorik der Nazis war, zur Vollendung gebracht. Peer Steinbrück und die SPD erwähnt sie mit keinem Wort. Keine Konflikte, keine Hitzigkeiten. Sie ist die ideale Kanzlerin für BürgerInnen, die keinen Streit möchten und von der Politik nicht allzu sehr behelligt werden wollen. Merkel führt eine starke Weiblichkeit ins Feld des Politischen ein, das nach dem Bild der Trümmerfrau geformt ist: Draußen ist Krise, aber Mutti schlägt sich mit uns durch und abends gibt es Bratkartoffeln.

Friede S. ist Rentnerin, früher war sie Verkäuferin auf dem Wochenmarkt, harter Job. „Ein tolle Frau, die etwas leistet“, findet sie. Willy G. ist SPD-Genosse, 62, und will sich die Kanzlerin nur mal angucken. Aus Neugier. „Merkel hat geschafft, was kaum ein Mann geschafft hätte“ sagt er anerkennend.

Ist das der Schüssel zu ihrem Erfolg? Der Frauenbonus? Ihre Karriere ist auch die Geschichte einer Frau auf dem Weg zur Macht. Und diese Geschichte ist noch nicht fest geschrieben. Sie ist eher eine Art soziale Plastik, an der geformt und modelliert wird. Aber sie ist inzwischen bei einer interessanten Figur angekommen.

Helga Lukoschat ist Chefin der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft, die junge Frauen zu Führungskräften fortbildet, eine aufgeräumte Person mit Pagenschnitt. Lukoschat beobachtet schon lange wie Politikerinnen mit Weiblichkeitsklischees klar kommen, ob sie nutzen oder schaden. Die Kanzlerin mache das geschickt.

„Merkel setzt, was landläufig unter Weiblichkeit verstanden wird, sehr dosiert ein. Sie kehrt es nicht hervor“, sagt Lukoschat. In der Tat trat sie eine Weile lang so geschlechtsneutral auf, dass sie in der Satirewelt „das Merkel“ genannt wurde. „Dann konterkariert sie die Erwartungen an die friedfertige Frau, indem sie machtpolitisch versiert Punkte setzt“, meint die Beobachterin.

Der von Merkel im Jahr 2000 per Frankfurter Allgemeinen gezielt forcierte Abschied von Helmut Kohl in der Spendenaffäre. Der Nachfolgekampf mit Wolfgang Schäuble. Der Kampf um den Fraktionsvorsitz mit Friedrich Merz. Die Entlassung ihres Umweltministers Norbert Röttgen. Jedes Mal rieben sich die KommentatorInnen die Augen – Einbrüche des vermeintlich Männlichen in ihr Frauenbild.

Heute haben sich alle daran gewöhnt, dass „Mutti“ auch mal durchgreift.

Ihr Spitzname hat einen bemerkenswerten Bedeutungswandel erfahren. Zuerst war es als Herabsetzung gemeint, jetzt ist es ein positives Image. Mutti kann sich durchsetzen. Mutti zeigt wo es langgeht. Mütter sind stark. Das gefällt insbesondere den Wählerinnen über sechzig, ihrer stärksten Unterstützergruppe.

Niedrig hängen und nüchtern analysieren

Dass Merkels abwartende Art von den KommentatorInnen zum „weiblichen Führen“ idealisiert wird, ist für Lukoschat ein reines Missverständnis – aber eines, das Merkel nutzt. „Die Erwartungen niedrig hängen, nüchtern analysieren, kleine Schritte machen, kein Pathos. Das erscheint der Krisensituation in Europa angemessen“, so Lukoschat.

Zudem könne Merkel den Frauenbonus ausspielen, weil die SPD mal wieder einen Mann aufgestellt hat, Modell 80er Jahre. Peer Steinbrück wirkt neben ihr irgendwie altmodisch, gestrig. „Hannelore Kraft mit ihrer Aura der patenten und zugleich mütterlichen „working mum“ wäre eine sehr viel ernstere Konkurrenz,“ sagt Lukoschat.

Merkel hat das herkömmliche Weiblichkeitsbild um einige Züge erweitert, die hierzulande eher Männern zugeschrieben werden. Sie kann eine harte Konkurrentin sein, Gegner ausschalten. Sie, die Physikerin, geht analytisch kühl an Probleme heran. Zudem werden anderer ihrer Züge von Medien hilfreicherweise als „weibliches Regieren“ einsortiert: Sie moderiert, geht schrittweise vor. Weibliches Selbstbewusstsein auf Augenhöhe mit Machtmännern, auch visuell: Sie ist auf Fotos der bunte Punkt vor einer Wand aus schwarzen Männeranzügen. Kräftige Farben wirken ja vor schwarz besonders gut. Angela Merkel hat ihren Exotenstatus als Frau in einer von Männern beherrschten Szene erkannt und nutzt ihn. Zugleich hat sie die hermetische Abriegelung des politischen Raumes gegenüber Weiblichkeit beendet und das Bild einer starken Mutter geprägt.

Bei Heide Simonis war das noch anders. 1993 wurde sie die erste und lange Zeit einzige Ministerpräsidentin Deutschlands in Schleswig-Holstein. Sie passte sich an, an die Männerwelt. Ging mit Bier trinken, trug schwarz oder gedeckte Farben plus Perlenkette. Ihre Erfahrung: „Frauen in der Politik sind normalerweise immer noch sehr vorsichtig. Sie haben sich immer schön unter Kontrolle. Sie halten die Spielregeln ein. Würden sie vorpreschen, wären sie schnell weg. Einer Frau, die vorprescht, folgt niemand“, sagt sie. Das war der Status quo. In Westdeutschland. Bevor Angela Merkel kam.

Sie ist eine absolute Ausnahmefrau“, meint Simonis.

Angela Merkel, so könnte man es auch sagen, hat schlicht keine Angst vor Männern. Sie setzt ihnen ein einfaches, unprätentiöses aber stabiles Selbstbewusstsein entgegen. „Ich habe mir angewöhnt, dass ich mit mir ganz zufrieden bin“, sagt sie im Gorki Theater den Brigitte-Redakteurinnen, die etwas über Selbstzweifel wissen wollen, typisches Frauenthema. Ob sie Männer beneide? „Naja, vielleicht beim Holzhacken?“, fällt ihr dazu ein.

Es kann sein, dass Merkel mit solchen lässig selbstbewussten Sätzen bei Wählerinnen mehr punktet als mit frauenpolitischen Vorhaben. 65 Prozent der Frauen wollen Merkel weiter regieren sehen. Von feministischen Sprüchen oder gar Genderthemen lässt sie die Finger. Nein, sie ist keine Feministin, gibt sie den Brigitte-Frauen im Wahlkampf im Berliner Gorki Theater Bescheid: „Die Feministinnen wären traurig, wenn sie jemanden wie mich in ihren Reihen haben müssten.“

Wofür aber steht Angela Merkel dann eigentlich? Glaubt sie eigentlich an etwas? In Portraits und Biographien wird sie als politisch leer, als Chamäleon beschrieben. Ist der Zeitgeist neoliberal, ist Merkel es auch. Ist er grün, schaltet Merkel Atomkraftwerke ab. Stimmt das?

Nicht ganz. Es gibt ein Thema, das in ihren Reden immer wieder zur Sprache kommt. Nicht am Anfang, eher am Ende, wenn niemand mehr so genau zuhört. Es ist die Vision, dass Europa bedroht ist, von der globalen Konkurrenz. Die Sozialausgaben in Europa seien hoch, die Produktivität dafür zu niedrig, so das Mantra. „China, Brasilien, Vietnam, die wollen auch gut leben. Da müssen wir mithalten“, sagt sie in Winsen und klingt wie eine Kindergärtnerin, die den Kleinen die Welt erklärt. Dann folgt ein Zahlengewitter, bei dem am Ende nicht viel mehr hängen bleibt als: Alles schwierig, aber Merkel macht das schon.

Im Grunde ist Merkel immer neoliberal geblieben. Vor zehn Jahren, 2003, hat sie beim Leipziger Parteitag die CDU auf Wirtschaftskurs gebracht. Sie war für die Kopfprämie in der Gesundheitspolitik und radikale Steuersenkung, ganz viel privat, ganz wenig Staat. Als Kanzlerin der Großen Koalition mit der SPD konnte sie davon nichts umsetzen. Sie hat schnell gelernt, dass Thatcherismus in der föderalen bundesrepublikanischen Konsenskultur nicht geht. Dass Durchregieren Widerstände mobilisiert. Und das, den scharfen, deutlichen Streit, will Merkel nicht. Ihr Erfolg fußt gerade darauf, immer den Anschein zu erwecken: Wo sie ist, ist die Mitte. Das ist die politische Vernunft. Alternativlos. Ihre stanzenhafte Rhetorik ist der unentwegte Versuch, das neoliberale Credo zu glätten, zu verhüllen, im Ungefähren zu lassen. Das funktioniert, fast immer.

Der neoliberale Mutti-Imperialismus

Berlin im Juni 2013. Die Kanzlerin steht, in lachsfarbenem Blazer, neben US-Präsident Barack Obama im Blitzlichtgewitter. Es wird eine ausführliche Pressekonferenz. Die USA kritisieren schon lange Merkels zögerliche Eurorettungspolitik.

Merkel verteidigt sich: „Nur ein starkes Europa wird ein Europa sein, das Deutschland wirklich hilft und insofern kann ich mir eine Zukunft ohne Europa für Deutschland gar nicht vorstellen und deshalb sind das zwei Seiten einer Medaille: Deutschland auf der einen Seite wettbewerbsfähig sein will und auch Wettbewerbsfähigkeit verbessern lassen will.“

Wenn man die für die Kanzlerin nicht untypische Grammtiktrümmer wegräumt heißt das: „Wir lassen Wettbewerbsfähigkeitsfähigkeit verbessern.“ Aus dem verdrechselten Merkel-Sprech ins Reine übersetzt bedeutet das: Spanier und Griechen, Portugiesen und Italiener müssen wettbewerbsfähig werden, mit Agenda 2010, Lohnsenkung, Schuldenbremse. Werdet so wie wir, sonst gibt es kein Taschengeld mehr. Das ist Mutti-Imperialismus. Anders gesagt: Die neoliberale Merkel von 2003 ist nicht verschwunden. Sie hat nur ihr Arbeitsfeld jenseits der deutschen Grenzen verlagert.

Auch die gesellschaftliche Modernisierung passt in dieses Projekt. Wer konkurrenzfähig sein will, nutzt alle Kräfte: Frauen auf den Arbeitsmarkt und in die Chefetagen! Wer konkurrenzfähig sein will muss in Bildung investieren: Ganztagsschulen und Kitas! Merkel ist keine Feministin, aber solange feministische Projekte in ihr auf Wirtschaftswachstum konzentriertes Weltbild passen, umso besser. Dass sie ihr das Image bescheren, die CDU gesellschaftlich modernisiert zu haben – noch besser.

Ein Beispiel wie egal Merkel Inhalte sind, solange sie nur in ihr Projekt passen, ist die Geschlechterquote für Dax-Konzerne. Selbstbewusste, gut ausgebildete Frauen wollen sich nicht mehr durch die Vorurteile bräsiger Chefs ausbremsen lassen. Das kann man als feministisches Projekt durchfechten, feste Quoten gegen die Männermacht in den Konzernen. Aber Merkel managt das ganz anders.

Es geht ihr nicht um die Wurst, sondern um Wettbewerb

Wenn Unternehmen mit gemischten Führungsetagen besser performen als reine Männerkreise – warum der Sache nicht auf die Sprünge helfen? Es ist ein Elitenprojekt, das ihr durchaus in den Kram passt, aber keine ideologisch aufgeladene Sache der Frauen.

Zuerst will sie die Unternehmen mitnehmen und spricht sich für flexible Zielzahlen aus, wie sie Frauenministerin Kristina Schröder propagiert. Aber da kommt starker Gegenwind: Arbeitsministerin Ursula von der Leyen hat den Harnisch angelegt und die Unionsfrauen hinter sich: Sie wollen endlich mal ein Zeichen setzen. Eine feste Quote soll her.

Rita Pawelski, die Sprecherin der Gruppe der Frauen in der Unionsfraktion, isst ein Stück Käsekuchen und bestreitet zugleich einen Nahkampf mit hungrigen Wespen. Sie sitzt in einem Café in Berlin-Schöneberg, Gerade fängt für sie ein neuer Lebensabschnitt an. Sie kandidiert nicht mehr für den Bundestag und macht stattdessen Politikberatung. In den vergangenen Monaten hat sie für die feste Quote gekämpft und sich damit gegen ihre Kanzlerin gestellt.

Oder nicht? „Sie hat uns galoppieren lassen“, meint die elegant gekleidete und mit einer blonden Fast-Wie-Merkel-Frisur versehene Dame: „Ich habe nie ein negatives Wort von ihr gehört. Sie wollte, dass wir etwas erreichen, da bin ich mir sicher. Hätte sie die Quote partout nicht gewollt, wären sehr schnell Gespräche anberaumt und wir wären in die Schranken verwiesen worden“, sagt sie. Dass Merkel sich nicht offiziell für das feministische Projekt stark machte, nimmt Pawelski ihr nicht übel: „Sie muss den „Laden“ halt zusammen halten. Was meinen Sie, wie viele Kollegen die Faust in der Tasche geballt haben, als die Quote im Wahlprogramm festgeklopft wurde. Mehr konnte sie nicht tun.“

Das ist die eine Interpretation. Die andere lautet, dass Merkel die Quote so leidenschaftslos herschenkte wie zuvor das Betreuungsgeld an die CSU. Starke Strömung von links? O.K., beidrehen. Böen von rechts: Betreuungsgeld-Segel setzen. Letztendlich ist ihr die ganze Sache völlig Wurst. Ihre Prioritäten liegen woanders: Standortsicherung. Wettbewerb. Diese Haltung ist so in sie eingewachsen, dass sie vielleicht sogar selbst an die Alternativlosigkeit glaubt, die sie bei diesen Themen behauptet. Keine Alternativen, kein Streit. Mutti macht’s.

Und hier erscheint nun eine dritte Bedeutung ihres Spitznamens: Mit Mutti wird nämlich nicht gestritten. Mutti hat immer Recht. Mutti ist damit letztlich völlig unpolitisch. Mal sehen, was passiert, wenn die Kinder in die Pubertät kommen.