Betr.: kinotaz nord

A

Alle Kinder dieser Welt Italien 2005, R: Mehdi Charef, Emir Kusturica, Spike Lee, Katia Lund, Jordan Scott, Ridley Scott, Stefano Veneruso, John Woo, D: Adam Bila, Uros Milovanovic

„Unabhängig voneinander erzählen sieben renommierte Regisseure wie Spike Lee ud John Woo in einem aufrüttelnden Episodenfilm von Kindheit und Erwachsenwerden in verschiedenen Kulturkreisen. Wie jeder der beteiligten Filmemacher seine Sicht darstellt, Fakten und Fiktion vermengt, darf als gelungenes Experiment gelten.“ (Blickpunkt:Film) HB

Antarctica - Gefangen im Eis USA 2006. R: Frank Marshall, D: Paul Walker, Bruce Greenwood

„Ein Geologe, der kurz vor Wintereinbruch in der Antarktis nach Meteoriten suchen will, überredet einen erfahrenen Scout, die Expedition zu führen. Nach einem Unfall müssen die beiden ihre Schlittenhunde zurücklassen. Für die Tiere beginnt ein Überlebenskampf in der Kälte. Das Remake eines japanischen Erfolgsfilms wartet mit wunderschönen Naturaufnahmen auf; ein weitgehend gelungener Tierfilm, der auf die üblichen Sentimentalitäten und Vermenschlichungen verzichtet.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, Hl, Kl, Ol

B

Basic Instinct: Neues Spiel für Catherine Tramell USA 2006, R: Michael Caton-Jones, D: Sharon Stone, David Morrissey

„“Basic Instinct 2“ ist ein Erotikthriller, der Erotik und Thrill fast auf null reduziert. Regisseur Michael Caton-Jones filmt die Sexszenen so leidenschaftslos, als wollte er die Lust killen, das Drehbuch kommt nie zum Höhepunkt, Hauptdarsteller David Morrissey wirkt wie eine Attrappe. In der Fortsetzung des Klassikers „Basic Instinct“ von 1992 erscheint Sharon Stone wie eine herabgestiegene Liebesgöttin. Statuarisch schön und voller Lust an der Selbstinszenierung, kämpft sie gegen die fade Geschichte an - doch letztlich vergeblich.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, Hl, Kl, OL

Bonnie and Clyde USA 1967, R: Arthur Penn, D: Warren Beatty, Faye Dunaway / Originalfassung mit Untertiteln

„Die abenteuerliche und tragisch endende Geschichte eines Gangsterpaares im amerikanischen Südwesten der 20er Jahre, von Arthur Penn mit formalem Geschick und doppelbödigem Sarkasmus inszeniert: Bonnie und Clyde, zwei einfache junge Leute aus der Provinz, erfüllen sich ihren Traum von Freiheit und Reichtum, indem sie jenseits von „Recht und Ordnung“ einen aussichtlosen Kampf gegen die staatlichen Autoritäten führen - wodurch sie unversehens zu Volkshelden avancieren. Ausgehend von tatsächlichen Ereignissen entwickelt Penn seine Außenseiter-Ballade zum Spiegelbild amerikanischen Bewußtseins in den 60er Jahren; der Mythos des „guten Gangsters“ wird beschworen und zugleich einer kritischen Revision unterzogen.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

Brokeback Mountain USA 2005, R: Ang Lee, D: Heath Ledger, Jake Gyllenhaal

„Zwei junge Cowboys, die 1963 am Fuß der Rokky Mountains Schafe hüten, entdecken in der Einsamkeit der Natur ihre Zuneigung füreinander. Trotz der gegenseitigen Verbundenheit und dem Wissen, dass sie die Liebe ihres Lebens gefunden haben, schlagen sie getrennte Lebenswege ein, halten ihre Beziehung aber bis in die 1980er-Jahre aufrecht und treffen sich immer wieder in der Abgeschiedenheit der Berge. Zutiefst anrührender Film, dessen Darsteller ihre Figuren mit glaubhaftem Leben erfüllen und ihnen doch ihr Geheimnis belassen. In den Hoffnungen, Sehnsüchten und Lebenslügen des Paares vermittelt der meisterhaft inszenierte, episch breite Film die Einsamkeit und Ängste seiner beiden Protagonisten.“ (filmdienst) H, HB, HH, Hl, Kl, Ol

Bye Bye Berlusconi! Deutschland/Italien 2006 , R: Jan Henrik Stahlberg, D: Maurizio Antonini, Pietro Bontempo

„Ein Filmteam aus Genua entführt Berlusconi, filmt das Ganze und macht ihm schließlich den Prozess. Alle Anklagepunkte sind real, allerdings muss sich der Film als Satire tarnen, um überhaupt realisiert werden zu können. Jan Henrik Stahlberg hat sich das als Abrechnung mit Italiens Ministerpräsident Berlusconi und eine Art Wahlhilfe für dessen Gegner ausgedacht. Leider kann „Bye Bye Berlusconi!“ weder als Film noch als Satire überzeugen. Zu krachledern sind die Gags, zu konfus das Drumherum, darunter leidet nicht zuletzt auch die politische Absicht. Schade.“ (tip) H, HB, HH, Kl

C

Caché Frankreich/Österreich/Deutschland 2005, R:Michael Haneke, D: Daniel Auteuil, Juliette Binoche

„Ein Pariser Intellektuellen-Paar fühlt sich durch anonyme Videokassetten mit Aufnahmen seiner Wohnung bedroht. Diese Ausgangssituation entwickelt sich zu einem beklemmend dichten Drama, in dem Michael Haneke in gewohnt spröder, sehr konzentrierter Manier das Publikum in die Rolle des Fährtenlesers zwingt, der parallel zu den Figuren, aber auch im kritischen Abstand die sparsam ausgestreuten Hinweise entschlüsseln soll. Spannend daran ist weniger die psychologische Ebene als die überraschend bittere Anklage der intellektuellen Führungsschicht, die sich im Wald der Zeichen und Bedeutungen verloren hat und sich, ohne Zugang zum Körper oder zu den Gefühlen, nicht mehr der Realität stellt.“ (filmdienst) HB, HH

Capote USA 2005, R: Bennett Miller, D: Philip Hoffman Seymour, Catherine Keener

„Der Schriftsteller Truman Capote gehört zu den schillerndsten Figuren der modernen amerikanischen Literatur. Keines seiner Werke sorgte für mehr Wirbel als ‚Kaltblütig‘, der zwischen Reportage und Roman changierende Bericht über zwei Verbrecher, die wegen grausamen Mordes an einer Familie in der Todeszelle auf ihre Hinrichtung warten. Regisseur Bennett Miller zeigt Capote in der Phase der Arbeit an seinem Buch, schwankend zwischen der Suche nach Wahrheit und der Sucht nach Ruhm und Anerkennung. Bemerkenswert die Arbeit von Hauptdarsteller Philip Seymour Hoffman, der für seine Darstellung des exzentrischen, zwielichtigen Literaten für den Oscar nominiert wurde.“ (Rheinischer Merkur) H, HH, , Kl, Ol

Chaplins Circus USA 1927, R: Charles Chaplin, D: Charly Chaplin, Merna Kennedy

“Charly, der Tramp, schließt sich einem Wanderzirkus an, wo er sich als Clown, Seiltänzer und unglücklicher Liebhaber betätigt. Chaplins zweites Großprojekt (nach „Goldrausch“) markiert das Ende seiner Stummfilmperiode. Deutlicher als zuvor mischt sich in das virtuos entfesselte Feuerwerk grotesker Gags ein Unterton der Melancholie: Ein Balanceakt zwischen Komik und Tragik mit dem Geschmack der Bitterkeit.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

D

Dreamer - Ein Traum wird wahr USA 2005, R: John Gatins, D: Dakota Fanning, Kurt Russell

Hollywoods jüngste Diva, die zwölfjährige Dakota Fanning, hat schon Robert De Niro und zuletzt (in „Krieg der Welten“) Tom Cruise und fiese Außerirdische an die Wand gespielt. Diesmal ist Fannings Filmpartner ein Pferd, das den genreüblichen Weg vom todgeweihten lahmen Gaul zum Spitzengalopper nimmt. Regisseur John Gatins macht in seinem Debüt aus einem eher überraschungsarmen Stoff solide, familientaugliche Unterhaltung.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, Kl, Ol

E

Ein Abend für Arvo Pärt Vortrag mit Filmauschnitten von Karl-Heinz Schmid

„Mit Tabula Rasa von Arvo Pärt begann 1984 die »ECM New Series«, der bis heute zahlreiche weitere Arbeiten des estnischen Komponisten folgten. Schon bald begannen Filmemacher, die Kompositionen des Künstlers in ihre Filme einzubauen. Das Kino 46 präsentiert Ausschnitte aus Filmen von Tom Tykwer, Yolande Zauberman, Werner Herzog, Jean-Luc Godard und anderen und stellt damit wichtige Werke von Arvo Pärt vor. Im Mittelpunkt des Abends wird der Film „Gerry“ von Gus van Sant stehen, in dem Bilder und Töne in einer außerordentlich gelungen Kombination präsentiert werden.“ (Kommunlakino Bremen) HB

Elementarteilchen Deutschland 2005, R: Oskar Roehler D: Moritz Bleibtreu, Christian Ulmen, Martina Gedeck, Franka Potente,

„Verfilmung von Michel Houellebecqs Skandalroman um zwei ungleiche Brüder, die aus ihrer Liebesunfähigkeit radikal unterschiedliche Konsequenzen ziehen. Michel widmet sich als Molekularbiologe der Erforschung der menschlichen Reproduktion ohne Sexualität, während der Lehrer Bruno verzweifelt der ultimativen sexuellen Befriedigung nachjagt. Oskar Roehler hat aus der pessimistischen Bestandsaufnahme einer Spezies am Rande der Selbstzerstörung einen anrührenden, menschlichen und vitalen Film mit großem Staraufgebot gemacht.“ (tip) H, HB, HH, Hl, Kl, OL

Elsa & Fred Spanien 2005, R: Marcos Carnevale, D: Manuel Alexandre, China Zorrilla

„Elsa ist eine 82jährige, impulsive Argentinierin voller Lebensfreude. Seit ihrer Jugend träumt sie davon im Fellini-Klassiker „La Dolce Vita“ anstelle von Anita Ekberg im Brunnen zu stehen und geküsst zu werden. Wie das Schicksal es so will, findet sie den potentiellen Part für die männliche Rolle in ihrem neuen Nachbarn Alfredo. “Elsa & Fred“ ist ein erfrischend lebendiges Plädoyer an die Liebe, selbst dort wo sie nimmermehr zu erwarten ist. Schön ist es einmal zu sehen zu bekommen, dass „die Alten“ eben doch erwachsen sind. Die einfache Story verläuft nicht ganz ohne Kitsch, der in Anlehnung an die Brunnenszene Fellinis vielleicht aber sogar angebracht ist.“ (movie-college.de) HB

F

Felix 2 – Der Hase und die verflixte Zeitmaschine Deutschland 2005, R: Guiseppe Maurizio Langanà, D: Patrick Flecken, Sunnyi Melles

„Felix, der abenteuerlustige Kuschelhase, geht auf Zeitreise durch die Vergangenheit. Nach dem erfolgreichen ersten Film ‚Felix – Ein Hase auf Weltreise‘ mit dem toughen Langohr, der in Deutschland fast 1,2 Mio. Zuschauer in die Kinos lockte, folgt nun die aufwändige Fortsetzung. Erneut basierend auf den erfolgreichen Kinderbüchern von Annette Langen und Constanza Droop, kann der Film auch mit namhaften Synchronsprechern wie Barbara Rudnik oder Comedian Hans-Werner Olm aufwarten.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, Hl, Kl, OL

Das Fenster gegenüber Italien/Türkei/Großbritannien/Portugal 2003, R: Ferzan Özpetek, D: Giovanna Mezzogiorno, Raoul Bova

„Das Leben einer frustrierten Frau Anfang 30 ändert sich grundlegend, als ihr gutmütiger Mann einem verwirrten Alten Unterschlupf gewährt. Während sie sich in einen gegenüber wohnenden Nachbarn verliebt, lüftet sie das Geheimnis des Alten, der in eine lange zurückliegende homosexuelle Liebe mit tragischem Ausgang verstrickt ist. Zwei verschachtelt erzählte unglückliche Liebesgeschichten, die souverän Vergangenes mit Gegenwärtigem verbinden, wobei heikle Themen um Ehebruch, Homosexualität und Nationalsozialismus mit traumwandlerischer Sicherheit behandelt werden. Hervorragende Darsteller verhelfen dem traurig-schönen Film zu einer tiefen Poesie.“ (filmdienst) HB, HH

Firewall USA 2006, R: Richard Loncraine, D: Virginia Madsen, Harrison Ford

„Jack Stanfield tüftelt als Sicherheitsexperte einer Bank ein scheinbar undurchdringliches Computer-Sicherheitssystem aus. Doch dann werden seine Frau und seine zwei Kinder von einem Erpresser (Paul Bettany) als Geiseln genommen: Um seine Familie zu retten, muss Jack sein eigenes System knacken und dem Verbrecher 100 Millionen Dollar zuspielen. Richard Loncraine, der mit seiner Adaption von Shakespeares „Richard III.“ bekannt wurde, inszeniert einen handwerklich soliden Thriller, in dem sich Altstar Harrison Ford sowohl auf der Datenautobahn als auch bei handfester Action bewähren muss.“ (Rheinischer Merkur) DEL, H, HB, HH, HL, Kl, OL

Frankensteins Kampf gegen die Teufelsmonster Japan 1971, R: Yoshimitsu Banno, D: Akira Yamauchi, Hiroyuki Kawase

Zum Abschluss der Filmreihe „Bizarre Cinema“: „Japanischer Science-Fiction-Film über Umweltverschmutzung: Aus Abfall und Schlamm hat sich ein Ungeheuer entwickelt, das bald die ganze Menschheit bedroht. Eine fantasievolle, makabre und böse Satire über die Machtlosigkeit des Menschen gegenüber den Folgen der Industrialisierung.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

G

Geliebte Lügen Großbritannien 2005, R: Julian Fellowes, D: Tom Wilkinson, Emily Watson

„Das geordnete Leben eines Ehepaars aus der englischen Upper-Class wird auf eine Zerreißprobe gestellt, als die Frau in einen Autounfall verwickelt wird und ihrem Mann eine Affäre mit einem berüchtigten Lebemann gestehen muss. Höchst gelungene Romanverfilmung über die Brüchigkeit bürgerlicher Sicherheiten und die höchst ambivalente Kraft von Begehren und Liebe, die bestehende Strukturen zersetzen kann, aber auch hilft, Lebenskrisen zu meistern. Visuell suggestiv und mit Gespür für brillante Dialoge, überzeugt der Film vor allem auch durch seinen exzellenten Hauptdarsteller.“ (filmdienst) H, HH

George Michael - A Different Story Großbriannien 2004, R: Southan Morris / Originalfassung mit Untertiteln

„George Michael erzählt uns »eine andere«, nämlich seine eigene Geschichte, begleitet von Interviews mit Kollegen wie Elton John und Boy George. Und er lässt nichts aus. Er zeigt uns den Vorort in Manchester, in dem er aufgewachsen ist, erzählt wie er und Andrew Ridgeley - beide damals erst 18 Jahre alt - als »Wham!« internationale Erfolge feierten, bis er die Band auflöste, um eine bombastische Solokarriere aufzubauen. Er schildert berufliche Highlights ebenso wie die dunklen Stunden seines Privatlebens, als er das Freddie Mercury Tribute Concert sang, während gleichzeitig sein Lebensgefährte in Brasilien mit AIDS im Sterben lag. Überaus unterhaltsam entfaltet sich die Entwicklung eines unsicheren, vom plötzlichen Ruhm überforderten Teenies zu einem politisch denkenden, selbstbewussten Mann.“ (queerfilm.de) HB

The Glass House USA 1972, R: Tom Gries, D: Vic Morrow, Alan Alda / Originalfassung ohne UntertitelNach einem Roman von Truman Capote. Ein wegen Totschlags verurteilter Professor widersetzt sich dem Diktat einer Häftlingsbande und wird bei einem Zusammenstoß getötet. Schonungslos schildert Capote die inhumanen Verhältnisse im US-Strafvollzug.“ (Kinemathek Hamburg) HH

Good Night and Good Luck USA 2005, R: George Clooney, D: David Strathairn, Robert Downey Jr.

George Clooneys zweite Regiearbeit ist ein Phänomen, denn er ist zugleich elegant und politisch brisant. In schönstem Schwarzweiß beschreibt er hier die Zeiten des frühen Nachrichtenfernsehens in den USA, in denen Senator McCarthy seine Hexenjagd gegen vermeintliche Kommunisten veranstaltete, und nur wenige so wie der berühmte TV-Moderator Edward Murrow sich dagegen wehrten. Dieses legendäre Duell inszeniert Clooney ganz unaufgeregt in einem der besten amerikanischen Filme der letzten Zeit. (hip) H, HH

H

Hab mich lieb! Deutschland 2004, R: Sylke Enders, D: Franziska Jünger , Torsten Schwick

„Eine 23-jährige Krankenpflegerin findet in ihrem zermürbenden Arbeitsalltag Halt bei ihrer Kollegin, einer extrovertierten Transsexuellen. Doch die strapazierfähige Freundschaft gerät durch einen Mann ins Stolpern. Mit verhaltener Dynamik und großer Sensibilität für die Darstellung von Subkulturen umschreibt der improvisationsfreudige Film das konfliktreiche Leben einer jungen Frau, die sich auf der Suche nach privatem Glück im Wege steht. Zwar ist die hyperrealistische Kameraführung nicht immer auf der Höhe der sorgfältig gezeichneten Figuren, doch beeindruckt der Film durch die Präsenz der Hauptdarstellerin.“ (filmdienst) H

Havanna Blues Spanien, Kuba, Frankreich 2005, R: Benito Zambrano, D: Roberto Sanmartin, Yailene Sierra

„Anhand eines fiktionalen Porträts aufstrebender junger Musiker in Havanna beleuchtet der Spanier Benito Zambrano die kubanische Underground-Musikszene. Sein lokalkoloritreicher Film zeigt die ärmlichen Daseinsbedingungen unterprivilegierter Menschen, die kaum Karriereperspektiven haben, häufig von der finanziellen Unterstützung durch Verwandte in den USA abhängig sind, aber nichtsdestotrotz voller Vitalität versuchen, ihre Lebensträume zu verwirklichen.“ (tip) H, HB, HH

Der Herr der Diebe Deutschland 2005, R: Richard Claus, D: Aaron Johnson, Jasper Harris

„Der erste Spielfilm nach einer Vorlage der Bestsellerautorin Cornelia Funke erzählt eine märchenhafte Robin-Hood-Geschichte: Ein 15-Jähriger kommandiert eine Bande von Kindern, die böse Reiche beklauen, um sich selbst zu helfen. Doch als zwei Waisenkinder zu der Gruppe stoßen, die auf der Flucht vor ihren Pflegeeltern und einem Privatdetektiv sind, gerät die infantile Gauneridylle in Gefahr. Der rührselig-phantastische Stoff, von Regisseur Richard Claus mit aller gebotenen Harmlosigkeit inszeniert, dürfte vor allem jungen Zuschauern gefallen, denen der letzte „Harry Potter“ zu grausam war.“ (Der Spiegel) HB, HH

The Hills Have Eyes - Der Hügel der blutigen Augen USA 2006, R: Alexandre Aja, D: Aaron Stanford, Kathleen Quinlan

„Eine Familie fällt mordlüsternen Kannibalen zum Opfer. Gelungenes Remake des Wes-Craven-Schockers von 1977. War das Original auf Grund dramaturgischer Schwächen nur leidlich spannend und - an heutigen Standards gemessen - in den Gewaltdarstellungen recht zahm, zieht Alexandre Aja in diesen Bereichen tüchtig die Schrauben an - wie es sich für einen Vertreter des neuen Terror-Kinos gehört. Deutlich konsequenter und härter als im Vorbild inszeniert der Franzose in stilecht-körniger 70er-Jahre-Optik den Abgesang auf das amerikanische Familienidyll - ein verstörendes Horrorstück von boshafter Stringenz, das aber auf Grund zu großer Vorlagentreue die Panik-Atmosphäre von Ajas Debüt „High Tension“ nur phasenweise erreicht. Dennoch gelingt ihm das Kunststück, mehr als nur ein zeitgemäßes Remake abzuliefern: Ajas Film ist der, den Wes Craven wohl schon damals liebend gerne gemacht hätte.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, Hl, Kl, Ol

Himmel und Huhn USA 2005, R: Mark Dindal

„Dass sich mit altmodisch gezeichneten Trickfilmen kein Sechsjähriger mehr beeindrucken lässt, haben mittlerweile sogar die Disney-Studios erkannt. So kommt die Geschichte von Hühnchen Juniors Kampf um seinen guten Ruf und gegen eine Flotte aggressiver Aliens in teuerster 3-D-Computer-Animation daher. Rigoros gespart wurde dagegen an Herz und Humor. Als wäre das nicht schlimm genug, hat man für die deutsche Fassung ausgerechnet Verona Pooth als Stimme der weiblichen Hauptrolle engagiert.“ (Der Spiegel) H, HH

I

Ice Age 2 - Jetzt taut‘s USA 2006, R: USA 2006, R: Carlos Saldanha

„Wie schon der weltweit erfolgreiche Vorgänger glänzt „Ice Age 2“ mit Situationskomik, Slapstickaction und Wortwitz. Dabei fehlt der Fortsetzung das Reibungspotenzial des Originals, weil Raubtier und Beute, Stoiker und Nervensäge, von Beginn an in Freundschaft verschweißt sind. Statt dessen wird stärker auf Harmonie und Humor gesetzt und dabei das visuelle Niveau des Vorgängers deutlich übertroffen.“ (Blickpunkt:Film) BHV, DEL, H, HB, HH, Hl, Kl, Ol

Ich und Du und Alle, die wir kennen USA/Großbritannien2005, R: Miranda July, D: John Hawkes, Miranda July

“Eine impulsive Künstlerin, die sich ihr Geld mit Gelegenheitsjobs verdient, verliebt sich in einen frisch geschiedenen Schuhverkäufer, was sie mit neuen Erfahrungen, Kindern und Heranwachsenden konfrontiert. Ein interessanter multiperspektivisch angelegter Blick auf die Glanzlosigkeit des Alltagslebens mit seinen kleinen und großen Überraschungen. Überzeugende Darsteller und eine intelligente Inszenierung sichern den unspektakulären Geschichten ihren Reiz.“ (filmdienst) HH

Im Schwitzkasten Deutschland 2006, R: Eoin Moore, D: Edgar Selge, Christiane Paul

„Der Held unserer Zeit ist - arbeitslos. „ann immer auf der Leinwand dieses kleine Sätzchen fällt, „Ich bin arbeitslos“, gibt es im Publikum eine spürbare Reaktion. Bei Eoin Moores neuem Film „Im Schwitzkasten“ war es ein Lachen. Das liegt daran, dass Moore seinem Arbeitslosen einen politischen Redenschreiber gegenübersetzt, und das dazu noch in der Sauna. „Wie geht es Ihnen damit?“, fragt der mehr fasziniert als mitfühlend. Für Regisseur und Drehbuchautor Moore ist der „Schwitzkasten“ eine Art „Modell Deutschland“: ein sympathisches, aber schlecht geführtes Unternehmen, in dem die verschiedenen Lebensstrategien aufeinander treffen; das „Ich-AG-Monster“ und die verschämte Stewardess auf Jobsuche, die engagierte Studentin auf dem Weg zum Frauenprojekt in Ruanda und der Teilzeitvater, dem sein Sohn wichtiger ist als jeder Job. Schwer zu sagen, wo hier die Grenze zwischen falschem und richtigem Leben verläuft. (taz) H, HB, HH, Kl, OL

Inside ManUSA 2006, R: Spike Lee, D: Denzel Washington, Clive Owen

„Der raffinierteste Bankraub mit Geiselnahme, der je ausgetüftelt wurde? Sieht ganz so aus, und das mitten in Manhattan: drinnen Clive Owen als kaltblütiger Mastermind, der ein paar Dutzend Bankangestellte und Kunden in Schach hält, draußen Denzel Washington als Einsatzleiter der Polizei, der im Nervenkrieg listig auf Zeit spielt, und dazwischen als mysteriöse Doppelagentin Jodie Foster. Der Regisseur Spike Lee, seit ein paar Jahren ohne rechte Fortune, hat mit sichtlichem Vergnügen die Chance dieses Star-Showstücks genutzt: endlich mal kein soziales Anliegen, sondern zweckfrei virtuoses Spiel auf der Klaviatur des Thrillers, wobei der Bluff allemal auf Kosten der Glaubwürdigkeit siegen darf. So erlaubt es der Film mit einem moralischen Salto am Ende dem Meisterdieb sogar, zur Belohnung für seine Bravour mit der Beute heil zu entkommen.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, Hl, Kl, Ol

K

Kaltblütig USA 1967, R: Richard Brooks, D: Robert Blake, Scott Wilson

„Die Ermordung einer vierköpfigen Farmerfamilie in Kansas durch zwei jugendliche Zuchthäusler. Verfilmung des „Tatsachenromans“ von Truman Capote, der eine klinisch exakte Rekonstruktion darstellt und sich gleichzeitig durch Beschreibung der Vorgeschichte und der Folgen um eine Motivierung des Verbrechens bemüht. Der Authentizität des Buchstils folgender, mit nachdrücklichem Ernst gestalteter Film, der in einem aufrüttelnden Plädoyer gegen die Todesstrafe endet.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Knallhart Deutschland 2006, R: Detlev Buck, D: David Kross, Jenny Elvers

„Dies ist ein kleiner, böser, ganz und gar aufgeweckter Film über eine böse und hellwache Stadt, noch nicht ganz ‚Mean Streets‘, aber auch längst nicht mehr ‚Sommer vorm Balkon‘. Ganz nebenbei gelingt ‚Knallhart‘ noch die schauspielerische Auferstehung von Jenny Elvers-Elbertzhagen, und genauso beiläufig erfindet sich Detlev Buck, der lange unter seinem Image als Komödienregisseur gelitten hat, mit diesem Film noch einmal neu. ‚Knallhart‘ ist ein Film aus Klischees, aber die Klischees sind auch wahr, so wie die Wohnungen, die Schulhöfe, die Friseursalons und Unterführungen wahr sind, in denen Buck gedreht hat.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) H, HB, HH

Komm näher Deutschland 2005, R: Vanessa Jopp , D: Hinnerk Schonemann, Meret Becker

“Über die Gefühlswirren durchschnittlich beziehungsgestörter Menschen in Großstädten lässt sich am besten in Episoden erzählen. Vanessa Jopp kommt so zu einem lebendigen und fein beobachteten Porträt einer Reihe von Stadtbewohnern, deren Gefühlsleben auf unterschiedliche Weise in Schräglage gerät. Jopp verlässt sich bei ihrem dritten Kinofilm auf ihr Ensemble und dessen Improvisationslust. Mit Schauspielern wie Meret Becker oder Marek Harloff ist sie da auf der sicheren Seite.“ (tip) HH

L

L.A. Crash USA 2004, R: Paul Haggis, D: Don Cheadle, Sandra Bullock

Als Oscargewinner wieder im Kino: „Bittere Bestandsaufnahme eines der Selbstzerstörung ergebenen gesellschaftlichen Ist-Zustandes. 36 Stunden, in denen er ein gutes Dutzend Figuren stellvertretend durch exemplarische Situationen jagt, reichen Regisseur Paul Haggis, um einen seelenvergiftenden Mechanismus zu beschreiben, einen Teufelskreis aus oberflächlicher Wahrnehmung, rassistischen Kurzschlussurteilen und menschlichem Versagen. Dass seine Analyse nicht im Plakativen versandet, dafür sorgt die Besetzung mit durchweg glänzend agierenden Schauspielern, die ihren Charakteren eine Glaubwürdigkeit und Komplexität verleihen, die über den ideellen Auftrag der jeweiligen Figur weit hinausreicht.“ (tip) HH, HL

La fille de quinze ans Frankreich 1989, R: Jacques Doillon, D: Judith Godrèche, Jacques Doillon / Originalfassung mit Englischen Untertiteln

Ein sehr junges Mädchen fährt mit ihrem Freund und seinem Vater in den Ferien nach Ibiza. Was fällt uns dazu ein? Genau! Ein gehemmter Lüstling voller Skrupel namens Willy geiert unentwegt um die verführerisch unschuldige Juliette herum, während sein Sohn Thomas den Weltschmerz neu entdeckt. Juliette redet sehr viel, und davon handelt der Film tatsächlich: was ein Mädchen mit 15 so alles zusammenplappern kann. Regisseur Jacques Doillon hält jedes Wort davon für bedeutend. Juliet. Weil Doillon diese altkluge Geschwätzigkeit ohne Ironie präsentiert, wirkt vieles unfreiwillig komisch. Jeder Pups von ihr wird gefeiert, dafür gibt es am Schluß etwas nackten Busen zu sehen. Doillon ist der „dirty old man“ hinter und vor der Kamera. Aber was findet er nur an solch einer Trine? (hip) H

La vie de famille Frankreich 1985, R: Jacques Doillon, D: Sami Frey, Marat Goyet / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Sami Fry ist der Mann, der, zum zweiten Male verheiratet, die Wochenenden mit seiner elfjährigen Tochter aus erster Ehe verbringt. Auf einer Reise durch die Provence nach Spanien filmt der Vater die Geschichten, die sich die Tochter ausdenkt. Ein sehr privater, aber kein Schlüsselloch-Film, nachvollziehbar und bedenkenswert.“ (tz) HH

Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch

„Das Leben der Anderen“ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachung leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die ehemalige DDR, statt dessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt. (hip) H, HB, HH, HL, KL, OL

Le petit criminel Frankreich 1990, R: Jacques Doillon, D: Richard Anconina, Gérald Thomassin / Originalfassung mit englischen Untertiteln

„Nimm‘ einen fünfzehnjährigen Laiendarsteller mit mürrischem Gesicht, setz‘ ihn mitsamt Pistole und einem als Geisel genommenen Polizisten in ein Auto, pflanze noch eine schöne Schwester auf die Rückbank, laß‘ diese drei Personen road-moven durch die französische Provinz und endlos reden - dann sind dir - vorausgesetzt, du heißt Jacques Doillon - die hohepriesterlichen Hymnen von Filmkritikern sicher. Denn Jacques Doillon gilt als ein Regisseur, der mit seinen Filmen in Dreieckskonstellationen „nach der Wahrheit von Gefühlen sucht“. (Sybille Simon-Zülch) HH

Lord of War – Händler des Todes USA 2005, R: Andrew Niccol, D: Nicolas Cage, Ethan Hawke

„Nicolas Cage spielt einen smarten, skrupellosen Waffenhändler, der in großem Stil weltweit Gangster, Guerilla und Diktatoren aufrüstet. Seine Charakterisierung bleibt Der kleine Gangsteroberflächlich, doch sein zynischer Off-Kommentar erläutert die todbringenden Usancen im internationalen Rüstungsgeschäft, in dem die größten Lieferanten von Kriegsgerät nicht Privat-Dealer sind, sondern ausgerechnet die fünf im UN-Sicherheitsrat vertretenen Regierungen.“ (tip) H, HB, HH, KL

M

Die Meistersinger von Nürnberg Deutschland 1984, R: Brian Large, D: Bernd Weikl, Hermann Prey

„Live-Aufzeichnung von Richard Wagners komischem Meisterwerk aus dem Festspielhaus Bayreuth. Der Hausherr Wolfgang Wagner inszeniert eine klassische Aufführung in der grossen Tradition des Hauses. Der deutsche Starbariton Bernd Weikl singt seinen berühmten Hans Sachs, und mit Gesangslegende Hermann Prey erleben wir einen wahren „Meistersinger“ als Beckmesser. Mit Horst Stein steht ein Kapellmeister im besten Sinne des Wortes am Pult des grandios aufspielende Festspielorchesters.“ (Kommunalkino Hannover) H, HB, HH, Hl, Kl, HB, Kl,

N

Notre Musique Frankreich 2004, R: Jean-Luc Godard, D: Sarah Adler, Lana Baric / Originalfassung mit Untertiteln

„Es ist der Versuch, die Spuren der Geschichte, die Trümmer der Zerstörung zu sichten und zu bezeichnen wie die Steinblöcke der zerbombten Brücke von Mostar, die Godard uns zeigt, wie Grabsteine eines vergessenen Krieges. Europa hat zugesehen bei der Zerstörung, und Godard sieht Europa beim Wiederaufbau zu. Woher aber kommen die Indianer an der Drina? Notre Musique ist ein Film in drei Teilen, „Hölle“, „Fegefeuer“ und „Paradies“. Aber am Eingang zum Paradies wacht nicht der Engel mit dem Feuerschwert, sondern dort lagert eine Truppe amerikanischer Soldaten. Trotz der hochkulturellen Bögen und allgegenwärtigen Diskursbereitschaft besitzt Notre musique einen leisen Humor, der den großen Themen die Schwere nimmt. Der Film fingiert ein Kolloquium, bei dem Godard, der Guru, zum wohl hundertsten Mal die Frage beantworten soll, ob die digitale Technik das Kino auf Dauer zerstöre.“ (Viennale 2004) HB

O

Odessa, Odessa Israel / Frankreich 2004, R:: Michael Boganim / Originalfassung mit Untertiteln

„Odessa, Odessa... ist ein dreiteiliger Film, der uns von Odessa in der Ukraine nach ‚Little Odessa‘ in New York und nach Aschdod, Israel, führt. Im Gespräch mit verschiedenen Menschen geht es um Hoffnungen, Illusionen und den Traum von Freiheit. Diese Reise in vergangene Zeiten erzählt zugleich die Geschichte der Diaspora.“ (Kommunalkino Hannover) H

P

Pierrot le fou Frankreich / Italien 1965, R : Jean-Luc Godard, D: Jean-Paul Belmondo, Anna Karina / Originalfassung mit Untertiteln

„Ein romantischer junger Mann nimmt eine Leiche in seiner Wohnung zum Anlaß, aus der bürgerlichen Gesellschaft auszubrechen und sich dem Abenteuer der Freiheit zu überlassen. Zwischen Improvisation und Reflexion, zwischen Komödie und Tragödie schwankender, mit Anspielungen und Zitaten gespickter Film, in dem Jean-Luc Godard Eigenes und Fremdes mit der Allüre des nur seiner Inspiration verpflichteten Poeten durcheinandermischt.“ (Lexikon des internationalen Films) H

R

Der Räuber Hotzenplotz Deutschland 2006, R: Gernot Roll, D:Armin Rohde, Martin Stührk

„Verfilmung des Kinderbuchklassikers „Räuber Hotzenplotz“, die mit den dem traditionellen Kasperle-Theater entlehnten Figuren das alte Räuber-und-Gendarm-Spiel in einer zeitlosen Märchenwelt neu belebt. Liebevoll ausgestattet, opulent fotografiert und von einem spielfreudigen Ensemble getragen, bietet der Film trotz kleiner Inszenierungsschwächen sympathische, höchst kurzweilige Unterhaltung für die ganze Familie, vor allem auch für jüngere Kinogänger.“ (filmdienst) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KL, Ol

Reise der Hoffnung Schweiz/Türkei 1990, R: Xavier Koller, D: Nur Sürer / Originalfassung mit Untertiteln

„Ins Paradies hinter dem Berg“ will der Türke Haydar mit seiner Frau und dem siebenjährigen Sohn reisen: in die reiche Schweiz, die auf der Postkarte, die wie eine Reliquie in Ehren gehalten wird, auch wenn sie von einer Ziege angeknabbert wurde, so schön, sonnig und sauber aussieht. Auf diesem Berg, im nächtlichen, lebensgefährlichen Schneegestöber, kommt es zum dramatischen Finale ihrer illegalen Reise, die der schweizer Regisseur Xavier Koller als Odyssee voller Schwierigkeiten und Verluste inszeniert hat. Dabei umschifft er souverän alle Untiefen des Betroffenheitskinos, erzählt einfach und mit den Mitteln des Spannungs- und Gefühlskinos, ohne dabei rührselig zu werden oder in die gängigen Klischees zu verfallen. Koller hat ein gutes Gespür dafür, Stimmungen durch Landschaften oder das Wetter zu vermitteln, und auch die elegische Musik von Jan Garbarek, Terje Rypdal und Egberto Gismonti trifft genau den tragischen Grundton, der die Geschichte bestimmt. (hip) HB

Requiem Deutschland 2006, R: Hans-Christian Schmid, D: Sandra Hüller, Imogen Kogge

„‚Requiem‘ basiert auf einem Fall von Exorzismus, der sich 1976 im fränkischen Klingenberg ereignet hat. Die soeben auf der Berlinale als beste Schauspielerin ausgezeichnete Hauptdarstellerin Sandra Hüller verkörpert bezwingend eindringlich eine junge Katholikin, die mit ihrem Glauben ringt und sich von Dämonen besessen wähnt. Bewundernswert souverän trägt Hüller diesen Film, schultert den schweren Stoff mit Leichtigkeit. Dem Regisseur Hans-Christian Schmid (‚Crazy‘, ‚Lichter‘) ist ein ergreifendes Drama gelungen – das Psychogramm einer zerrissenen Frau und zugleich ein präzises Porträt der deutschen Provinz.“ (Der Spiegel) HH

Der rosarote Panther USA 2005, R: Shawn Levy, D: Steve Martin, Kevin Kline

„Zum Schreien blöd ist dieser Film – und das macht aus ihm eine durchaus würdige Neuauflage der einst durch den Regisseur Blake Edwards zu schönster Klamauk-Blüte geführten Filmreihe um den trotteligen Inspektor Clouseau. Weil der legendäre Clouseau-Darsteller Peter Sellers tot ist, spielt nun Steve Martin den Inspektor, zudem hat Martin auch das Drehbuch mitgeschrieben. Die Story dreht sich um einen ermordeten Starfußballer, dessen Popstar-Freundin Xania (ganz bezaubernd: Beyoncé Knowles) und einen Diamantring namens ‚Pink Panther‘. Inmitten irrsinnigen Getölpels und hemmungsloser Blödelei bleiben nur zwei Akteure absolut cool und ungerührt: Frankreichs Hauptstadt Paris und Frankreichs finsterster Kinodarsteller Jean Reno, der hier als Helfer des Inspektors Clouseau seine grandiose Schurkenmiene hinhält.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, Kl, OL

Der rote Kakadu D 2005 R: Doninik Graf D: Max Rienelt, Jessika Schwarz

„Siggi kommt kurz vor dem Mauerbau nach Dresden in den „Roten Kakadu“, ein Lokal, in dem Studenten, Künstler und Freigeister trinken, tanzen und auf die Staatsautorität pfeifen. Siggi verliebt sich in Luise, eine idealistische junge Dichterin, deren Ehemann Wolle es nicht so genau mit der Treue nimmt. Die Unbeschwertheit der Menage à trois und der kurze Freiheitsrausch der Boheme im „Roten Kakadu“ wären nicht lange. Lose an der Biografie der Dichterin Brigitte Reimann orientiert, erzählt Dominik Graf vom Lieben und vom Aufbegehren der DDR-Jugend in den 1960er Jahren - konventionell, aber gekonnt und unterhaltsam, wobei nicht zuletzt die liebevolle Ausstattung besticht.“ (Rheinischer Merkur) H, HH

S

Sommer vorm Balkon Deutschland 2005, R: Andreas Dresen, D: Inka Friedrich, Nadja Uhl

„‚Und es war Sommer...‘: Zur Musik von Siebziger-Jahre-Schlagern entfaltet Regisseur Andreas Dresen die Geschichte der Freundinnen Nike und Kathrin. Nike ist Krankenpflegerin und selbstbewusst; trotzdem bringt die Liebe zu einem LKW-Fahrer ihr Leben aus der Bahn. Kathrin hat einen Sohn und ist seit einiger Zeit arbeitslos; ihr Alkoholkonsum droht außer Kontrolle zu geraten. Dresen erzählt mit Humor von den Hoffnungen und Enttäuschungen seiner Protagonistinnen, nimmt aber auch deren Nöte und Konflikte ernst. Diese Balance zwischen Komödie und Tragödie verschafft dem Film poetischen Realismus.“ (Rheinischer Merkur) HH

Syriana USA 2005, R: Stephen Gaghan, D: George Clooney, Matt Damon

„Intelligent entwickelter Politthriller, der die Strategien und das Tauziehen um die Erschließung neuer Ölfelder in Kasachstan und die Sicherung der Bohrrechte für einen US-amerikanischen Konzern ebenso minutiös wie verschachtelt beschreibt. Dabei verdeutlicht er, wie die Rechtstaatlichkeit der Mittel in der Öffentlichkeit scheinbar gewahrt bleibt, während im Hintergrund Agenten Fäden ziehen und zur Wahrung ihrer Interessen auch vor Mord nicht zurückschrecken. Kein eingängiger, aber ein pakkender Film, dessen komplizierte Sachverhalte sich erst allmählich erschließen, und der dank großartiger Schauspieler und einer herausragenden Regie fesselnd unterhält.“ (filmdienst) H, HB, HH

T

Der Tiger und der Schnee Italien 2005, R: Roberto Benigni, D:Roberto Benigni, Nicoletta Bratschi

„Attilio (Roberto Benigni) ist ein weltfremder Dichter, der unglücklich in die schöne Autorin Vittoria (Nicoletta Braschi) verliebt ist. Diese reist zu Beginn des Irakkriegs nach Bagdad, um einen Dichter (Jean Reno) zu interviewen. Als Attilio erfährt, dass Vittoria nach einem Bombenanschlag im Koma liegt, setzt er alle Hebel in Bewegung, um in den Irak zu kommen und ihr Leben zu retten. Es scheint, als hätte Benigni die Geschichte seines wunderbaren Märchens „Das Leben ist schön“ noch einmal erzählen wollen: Erneut ignoriert ein Mann aus Liebe die widrige Realität, erneut siegen Phantasie und Herz über das Böse, erneut spielen Benigni und seine Frau Nicoletta Braschi die Hauptrollen. Doch der neueste Streich des italienischen Zappelphilipps dürfte nur etwas für eingefleischte Fans sein, allzu hektisch bemüht er sich darum, inmitten eines apokalyptischen Umfelds Optimismus zu verbreiten.“ (Rheinischer Merkur) H, HB, HH, Kl

Transamerica USA 2005, R: Duncan Tukker, D: Felicity Huffman, Kevin Zegers

„‚Transamerica‘ handelt von dem Transsexuellen Bree (Felicity Huffman), der unmittelbar vor einer Geschlechtsumwandlung in eine Frau steht, als er erfährt, dass er einen inzwischen 17-jährigen Sohn (Kevin Zegers) hat. Auf einer Reise von New York an die Westküste entwickelt sich zwischen den beiden immer mehr emotionale Nähe. In seinem Roadmovie erzählt Regisseur Duncan Tucker eindringlich von der Sehnsucht nach familiärem Zusammenhalt und der Verantwortung von Vaterschaft. Huffman, Star der Fernsehserie ‚Desperate Housewives‘, spielt Bree so warmherzig und liebenswert, dass der Zuschauer gar nicht anders kann, als dieses seltsame Zwitterwesen ins Herz zu schließen.“ (Der Spiegel) H, HH

U

Underworld: Evolution USA 2005, R: Len Wiseman, D: Kate Beckinsdale, Bill Nighy

„Immer noch tobt der Krieg zwischen den Monstern der Nacht, und das unwahrscheinliche Liebespaar aus Vampirin und Werwolf-Hybrid ist weiterhin auf der Flucht. Direkt hinein in ein immer undurchdringlicher werdendes, von Pappkameraden bevölkertes Dickicht aus Verschwörung und Täuschung, Genealogien und Mutationen. Damit keiner merkt, dass das alles keinen Sinn ergibt, schweigen die Waffen selten, und dann auch nur, um nacktes Schauspielerfleisch zu Markte zu tragen.“ (tip) H, HB, HH, HL, Kl, OL

Urlaub vom Leben Deutschland 2005, R: Neele Leana Vollmar, D: Gustav Peter Wöhler, Meret Becker

Der Film könnte auch viel schlechter sein, und trotzdem wäre er für Bremer Cineasten unbedingt sehenswert, denn wann können sie schon mal ihre Stadt auf der Leinwand sehen? Die junge, in Bremen geborene Regisseurin Neele Leana Vollmar hat sich mit einem guten Auge für Details und Atmosphäre auf Motivsuche in der Stadt gemacht, und dabei solche schönen Drehorte gefunden wie die Sparkasse in der Hamburger Straße oder das Hotel „Weltevreden“ am Dobben. Gustav Peter Wöhler spielt in „Urlaub vom Leben“ den Bankkassierer Rolf Köster, der sich so in seinem Angestelltendasein eingekapselt hat, dass er seine Frau und beiden Kinder kaum noch wahrnimmt. Doch dann bringt ihn eine schusslige Taxifahrerin aus dem Tritt und entpuppt sich dadurch als seine guten Fee. Für ein Debütfilm ist „Urlaub vom Leben“ erstaunlich gelassen und unaufgeregt inszeniert, und er hat einen ganz eigenen, liebevoll lakonischen Witz, der immer wieder ganz überraschend aufblitzt. (hip) HB, HH

V

V wie Vendetta USA/Deutschland 2005, R: James McTeigue, D: Hugo Weaving, Natalie Portman

„Großbritannien ächzt unter dem Joch eines totalitären Regimes. Als die junge Evey von mehreren Männern vergewaltigt wird, rettet der maskierte V sie und bringt sie in sein Versteck im Untergrund. Von dort steuert er seine gezielten terroristischen Aktionen, mit denen er dem System Sand ins Getriebe streut. Als V zwei Sehenswürdigkeiten sprengt und das Radio unter seine Kontrolle bringt, geht sein Plan von einer Revolution auf. Gleichzeitig entdeckt Evey seinen Hintergrund und erkennt, welche Rolle sie in Vs Plänen spielt. Ein außergewöhnlich subversiver Comic-Roman von ‚From Hell‘-Macher Alan Moore liegt dem ersten filmischen Lebenszeichen der Wachowski-Brüder seit dem Abschluss ihrer ‚Matrix‘-Trilogie zugrunde. Obwohl nominell James McTeigue diesem Aufruf zum zivilen Ungehorsam in wirtschaftlich schweren Zeiten als Regisseur vorsteht, ist die Handschrift des Brüderpaares in diesem ebenso actionreichen wie hintergründigen Filmevent unverkennbar.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, Kl, OL

W

Walk the Line USA 2005, R: James Mangold, D: Joaquin Phoenix, Reese Witherspoon

„Gerade hat James Mangolds Film über Johnny Cash bei den Golden Globes abgeräumt und geht gestärkt ins Oscar-Rennen. Joaquin Phoenix begibt sich als Johnny Cash auf eine Tour de force. Er singt, wütet, dröhnt und driftet durch die 50er und 60er Jahre, bis ihn die Liebe zu June Carter (sensationell: Reese Witherspoon) erlöst. Eine große Lovestory, eine uramerikanische Legende.“ (tip) H, HB, HH, HL, Kl, OL

What the Bleep do we (K)now? USA 2004, R: Betsy Chasse, Mark Vincente, William Arntz

„Ver....., was wissen wir eigentlich?“, könnte der sinngemäß übersetzte deutsche Titel dieses seltsamen Films sein, in dem sich 13 Wissenschaftler und ein 35 000 Jahre altes Bewusstsein vom verschwundenen Kontinent Atlantis eben diese Frage nach dem Leben, dem Universum und allem stellen. Doch die drei Filmemacher konnten sich nicht auf eine Stilform einigen, mit der sie ihre Geschichte erzählen wollten, und so inszenierte jeder von ihnen ein Drittel des Films, ohne sich weiter darum zu kümmern, ob die drei Erzählebenen irgendwie zusammenpassen. Und so fragt sich der Zuschauer leider zu oft in diesem Film „What the Beep are they doing?“ (hip) H, HB, HH, OL

Wie im Himmel Schweden 2004, R: Kay Pollack, D: Michael Nyquist, Frida Hallgren

„Ein begnadeter Dirigent kehrt in seine schwedische Heimat zurück und wird zum Leitwolf des Provinzchors. Durch Musik die Herzen der Menschen zu öffnen, ist sein oberstes Ziel. In dieser Finde-dich-selbst-Stimmung liegt auch das Erfolgsgeheimnis von „Wie im Himmel“. Virtuos spielt Pollak auf der Klaviatur der Emotionen und offeriert dem Zuschauer eine gestörte Welt, die am Ende durch die Kraft der Musik geheilt wird. Wo die Grenze zum Kitsch geschnitten oder sogar überschritten wird, muss jeder Zuschauer selbst beurteilen. Wer sich aber zwei Stunden hemmungsloser Gefühligkeit hingeben will, wird von Kay Pollaks Film begeistert sein.“ (Cinema) H, HB, HH, HL, OL

Die wilden Hühner Deutschland 2006, R: Vivian Naefe Darsteller: Michelle von Treuberg, Veronica Ferres

„Die erste Adaption der gleichnamigen Kinderbuchreihe von Cornelia Funke schildert die Abenteuer einer chaotischen Mädchenbande, ohne dabei Bezüge zur Realität aus den Augen zu verlieren. Was Cornelia Funkes ‚Hühner‘-Bücher und auch diesen Film auszeichnet, ist, dass bei allen kindgerechten Gags und goldiger Knirps-Action auch Raum für die Wirklichkeit bleibt. Themen wie Kindesmisshandlung, Einsamkeit, Aggressionen und sozialer Abstieg sind ein wesentlicher Bestandteil der Story, in der zum Glück kein Sozialkitsch droht und kein moralischer Zeigefinger das junge Publikum traktiert. Vor allem jedoch ist ‚Die wilden Hühner‘ ein flotter Spaß für Mädels zwischen acht und 13 Jahren – konventionell, aber liebevoll inszeniert und in den Erwachsenen- wie den Kinderrollen gleichermaßen gut besetzt.“ (Cinema) DEL, H, HB, HH, HL, Kl, OL

Die wilden Kerle III Deutschland 2005 R: Joachim Masannek; D: Wilson Ochsenknecht Gonzalez, Jimi Ochsenknecht

Mit „Die wilden Kerle 3“ sind die Verfilmungen von Joachim MasanYesneks Kikkerbanden-Bücher jetzt in die Kinderfilm-Kreisliga abgestiegen. Nicht nur, dass das Talent der Jungdarstellerriege beim Aufsagen der oft peinlichen Dialoge offensichtlich nicht mit gewachsen ist, verdribbelt sich der Film ohne spürbaren Fußballenthusiasmus bis zum Finale in der feindlichen Natternhöhle mit misslungenen Klischeespielereien und dürftigem Klamauk.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, Kl, OL

Die Wolke Deutschland 2006, R: Gregor Schnitzler, D: Paula Kalenberg, Franz Dinda

„Gudrun Pausewangs Roman „Die Wolke“ zählt zu den Klassikern deutscher Jugendliteratur. In den Lehrplänen der Schulen hat sie mittlerweile einen festen Platz. Der Ökothriller traf unmittelbar das Lebensgefühl der Tschernobyl-Generation: Es geht um einen Unfall in einem deutschen Atomkraftwerk, der katastrophale Folgen hat. In der Verfilmung von Gregor Schnitzler verliert die 16-jährige Hannah nach dem Unfall ihre Familie, erkrankt an Krebs und muss sich einer düsteren Zukunft stellen. Einziger Lichtblick ist ihre Liebe zu Elmar. Ohne den Bombast amerikanischer Katastrophenfilme emotional bewegend inszenierter Film, der die Gefühle und Ängste junger Menschen ernst nimmt.“ (Rheinischer Merkur) DEL, H, HB, HH, HL, Kl, OL

Z

Zulu Love Letter Frankreich/Südafrika 2004, R: Ramadan Suleman, D: Pamela Nomvete, Mpumi Malatsi / Originalfassung mit Untertiteln

„Die Journalistin Thandi kämpft noch immer mit den psychologischen Schäden, die ihr während der Apartheid zugefügt wurden - schwanger inhaftiert und gefoltert brachte sie ihr Kind Mangi taub zur Welt. Diese sucht durch einen „Zulu Love Letter“ den Zugang zur Mutter.“ (humiliationstudies. org) H

Zum Ausziehen verführt USA 2005, R: Tom Dey, D: Matthew McConaughey, Sarah Jessica Parker

„Matthew McConaughey als der unwahrscheinlichste aller Nesthocker: In „Zum Ausziehen verführt“ wohnt der über 30-jährige Schönling immer noch zu Hause und Sarah Jessica Parker, eine von seinen Eltern engagierte Verführerin, soll ihn zum Auszug bewegen. Während das Herausgraul-Humorpotential hier nicht einmal ansatzweise ausgeschöpft wird, bleibt Tom Deys kaum komische Romantic Comedy eine formelhörige Männchen-trifft-Weibchen-unter-denkbar-schlechten-Vorzeichen-Variation. Dass zwischen den beiden zudem kaum die Funken fliegen, liegt vor allem an McConaughey, der keinen Zweifel daran lässt, dass er sich selbst am meisten liebt.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, Kl, O