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: Die Polizei greift durch: Kein Nazirock

Nach dem Aufmarsch zum Konzert: Am vergangenen Sonnabend konnten die Neonazis gleich zwei Events einplanen. Nach einem Aufmarsch in Stade sollte gefeiert werden – irgendwo „im norddeutschen Raum“. In einschlägigen Chat-Rooms kündigten die Veranstalter dazu die Rechtsrock-Bands „Words of Anger“ und „Never Restling“ an. Beim NPD-Marsch in Stade fehlten deswegen mehrere bekannte Rechtsrock-Manager : Sie mussten die Anlage bereitstellen, die Bands betreuen und das Schleusesystem für das Publikum aufbauen. Alle konspirativen Vorbereitungen blieben jedoch erfolglos: Das Konzert fiel aus.

Schon in der vergangenen Woche hatten Antifa-Initiativen auf das Event hingewiesen. Trotz der bundesweiten Razzia derPolizei am 7. März gegen Aktivisten des verbotenen Netzwerks „Blood & Honour“ (B&H), das Musikveranstaltungen ausrichtet, fiel der Antifa Aktion Lüneburg auf, dass norddeutsche Kader für den 27. März ein Konzert planten. Ehemalige B&H-Figuren wie Torben K. aus Hamburg und Stefan S. aus Tostedt sollen bei der Razzia allerdings nicht aufgesucht worden sein. S. gehörte zu den beiden Skinheads, die 1992 in Buxtehude den Kapitän Schneeclaus erschlugen. Heute unterhält er einen Szene-Laden.

Vor dem Wochenende gab sich die Polizei unwissend. gleichwohl herrschte am Samstagabend im Raum Harburg höchste Alarmstufe. Per Handy leiteten die Neonazis gut 360 Fans in die Region. zwei Hundertschaften hatte die Polizei zusammengezogen. Sie musste aber nicht massiv einschreiten: Kaum waren die Rechten am ersten Veranstaltungsort „Hornbachers an der Außenmühle“ angekommen, flogen sie raus. Wegen Vertragsbruchs kündigte der Besitzer den Vertrag – ebenso der Vermieter der zweiten Räumlichkeiten in Helmstorf. Am dritten gemieteten Veranstaltungsort, einer Halle am Meckelfelder Bahnhof, warnte die Polizei den Veranstalter Andreas Sch. vor den „Konsequenzen widerrechtlichen Verhaltens“. Auf den Zufahrtswegen wurden zudem anreisende Nazis kontrolliert und Platzverweise ausgesprochen. „Prompt sagte der Veranstalter das Konzert ab“, betont ein Polizeisprecher.

Die Polizei unterbindet Konzerte nicht immer derart rigoros. Seit November 2005 konnten die Rechten alleine fünf Konzerte im Norden veranstalten. Im vergangenen Jahr gelangen ihnen bundesweit 255 Rechtsrock-Events. 2004 waren es noch 155. Aber nicht bloß das soziale Moment des Nazi-Rocks ist bedenklich, auch die ökonomische Dimension: Er erwirtschaftetMillionen-Einnahmen. Die Zahl der von dem Veranstalter gelenkten Fans und die Zahl der vorbereiteten Räume offenbaren den hohen Grad der Organisation.