Kirche an Opfer: Wir zahlen nicht

MISSBRAUCH Bistum Essen weigert sich, Therapiekosten zu erstatten. Bundesweit kaum Chancen auf nachträgliche Bezahlung

BERLIN taz | Trotz öffentlicher Reue der Bischöfe über den Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche haben die Opfer kaum Chancen, ihre Kosten für schon gemachte Therapien bei den Bistümern geltend zu machen. Nach Recherchen der taz wurde einem Missbrauchsopfer im Bistum Essen vom Personaldezernenten der Diözese mitgeteilt: „Die Kosten zurückliegender Therapien können nicht erstattet werden.“

Diese Erfahrung deckt sich ganz offensichtlich mit vielen anderen Fällen. Bei der Hotline der Kirchenvolksbewegung „Wir sind Kirche“ für die Missbrauchsopfer haben seit 2002 etwa 400 Geschädigte angerufen. Keiner von ihnen habe bisher seine Kosten für zurückliegende Psychotherapien durch die deutschen Bistümer erstattet bekommen, berichtete Annegret Laakmann von „Wir sind Kirche“.

Die Pressestelle des Bistums Essen erklärte, dass nur die Kosten zukünftiger Therapien des Missbrauchsopfers von dem Täter getragen werden müssten, falls die Krankenkasse dies nicht tue. Der Geschädigte hatte bis 2007 eine dreijährige Therapie gemacht, die ihn knapp 17.000 Euro gekostet hat. Aus Scham hatte er sich nicht getraut, eine Krankenkasse um Übernahme der Kosten zu bitten. Von der Deutschen Bischofskonferenz hieß es, es gebe für die 27 deutschen Bistümer keinen generellen Beschluss, dass die Kosten zurückliegender Therapien nicht gezahlt würden. GES

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