Leitzinsen in den USA wurden erneut erhöht

Die Leitzinsen stiegen zum 15. Mal auf jetzt 4,75 Prozent – neuer Notenbankchef Bernanke folgt damit Greenspan

BERLIN taz ■ Der neue Chef der US-Notenbank Fed setzte am Dienstag alles daran, Kontinuität in der amerikanischen Geldpolitik zu signalisieren. Der Offenmarktausschuss der Fed erhöhte den Leitzins um einen weiteren Viertelprozentpunkt. Es war der fünfzehnte Zinsschritt in Folge seit dem Sommer 2004. Damit blieb Ben Bernanke der Politik seines Vorgängers treu – im Februar hatte er den schon jetzt legendären Fed-Chef Alan Greenspan abgelöst.

Zum Leitzins können sich Geschäftsbanken bei der Zentralbank Geld besorgen – er liegt in den USA nun bei 4,75 Prozent und damit so hoch wie zuletzt im Boomjahr 2001. In der Eurozone sind es dagegen nur 2,5 Prozent. Diese Differenz spiegelt die unterschiedlichen Wachstumsraten dies- und jenseits des Atlantiks wider: 3,5 Prozent in den USA im vergangenen Jahr gegen 1,3 Prozent in Euroland.

Hohes Wachstum geht oft mit steigenden Preisen einher. Davor warnte jetzt auch Bernanke. Die Konjunkturflaute Ende letzten Jahres sei nur vorübergehend gewesen – im ersten Quartal 2006 sei es zu einem kräftigen Aufschwung gekommen. Zwar bleibe die Inflationserwartung gering, aber „eine stärkere Auslastung der Produktionsmittel zusammen mit höheren Preisen für Energie und andere Rohstoffe hat das Potenzial, den Inflationsdruck zu verstärken.“

Zur Überraschung mancher Beobachter deutete der Offenmarktausschuss in seinem offiziellen Statement erneute Zinserhöhungen an: „Eine weitere Straffung der Geldpolitik kann notwendig sein“, hieß es in dem Dokument, um Wirtschaftswachstum und Preisstabilität im Gleichgewicht zu halten. Nun rechnet die Börsenwelt damit, dass der US-Leitzins auf über 5 Prozent steigt.

Die Aussicht auf noch teurere Kredite und damit höhere Investitionskosten verschreckte die Anleger. Der Dow-Jones-Aktienindex sackte am Dienstag um fast 1 Prozent ab. Auch der Euro wurde zunächst in Mitleidenschaft gezogen – doch erholte er sich gestern auf 1,20 Dollar. Die Devisenhändler reagierten damit auf den Münchner Ifo-Index, der am Dienstag veröffentlicht worden war und das Geschäftsklima in Deutschland misst: Die Firmenchefs sind inzwischen sogar noch optimistischer als im Boomjahr 2000.

Ein deutliches Wachstum könnte jedoch zunehmende Inflation bedeuten. Viele Analysten rechnen daher damit, dass die Europäische Zentralbank ihren Leitzins im Mai oder Juni ebenfalls um 0,25 Prozentpunkte erhöhen wird. NICOLA LIEBERT