PORTRAIT MICHAEL KEMPTER VON CHRISTOPH RUF
: Der Hoffende

Es gibt in der dritten Liga ungastlichere Orte als Sandhausen. Bei seinen Anhängern handelt es sich um das Familienpublikum, das an proletarischeren Standorten erst noch geworben werden muss. Ortskundige wunderte es deshalb nicht, dass die Gemeinde für das Comeback von Michael Kempter ausgewählt worden war. Als der 27-Jährige das Spiel gegen Holstein Kiel (1:1) abpfiff und zur Kabine schritt, applaudierten die 1.370 Zuschauer im Hardtwaldstadion. Den Test, wie die Öffentlichkeit reagieren würde auf die Rückkehr des Kronzeugen im Schiedsrichter-Sex-Skandal, hatten die Kurpfälzer bestanden: Pöbeleien blieben aus.

In einer Presserunde, bei der die Presse keine Fragen stellen durfte, betonte Kempter, wie sehr er sich über den wohlwollenden Empfang gefreut habe. Auch die Spieler hätten sich für seine Leistung bedankt, berichtete der Referee nach einer von zwei Fragen, die der Stadionsprecher nach Rücksprache mit dem Verband formuliert hatte.

Wegen des schwebenden Verfahrens, in dem Aussage gegen Aussage steht, habe man Kempter geraten, so ein DFB-Sprecher, vor dem Spiel freundlich, aber wortlos an den Journalisten vorbeizugehen. Doch die Angst vor anzüglichen Fragen war ebenso unbegründet wie die Furcht, Manfred Amerell könne vorbeikommen – weshalb ein Bodyguard engagiert worden war.

„Heute waren mehr Kamerateams als Fans da, das war das Außergewöhnliche“, sagte Sandhausens Stürmer Régis Dorn nach der Partie, die kaum besser für Kempter hätte laufen können. Das Spiel hatte bescheidenes Tempo, die fünf Gelben Karten waren unvermeidlich. Allerdings ruhte seine Karriere ja auch nicht aus fachlichen Gründen. „Er hat gezeigt, dass er die Qualität für die erste Liga hat“, lobte Kiels Trainer Christian Wück. Genau da möchte Kempter bald wieder pfeifen: „Ich kann nur meine Leistung anbieten und hoffen, dass die wieder nachgefragt wird.“