Jetzt sollen Kulturprofis ran

Das „Kulturkonzept“ für Bürgerhaus, KITO, Kuba und Stiftung Overbeck in Bremen-Nord liegt vor – als Entwurf mit offenen Fragen. In vertraulichen Anlagen sind Struktur und Kostenplan schon formuliert

Seit Monaten wird es immer wieder versprochen und dann doch vertagt, das „Kulturkonzept“ für Bremen-Nord. Gestern lud Kultursenator Jörg Kastendiek in den weitgehend leer stehenden „Kulturbahnhof“ in Vegesack, um das Konzept vorzulegen. Auf fünf Seiten ist da zu lesen: Der Zustand des „Ehrenamtes“ in den Trägervereinen von Bürgerhaus, Kito und Kuba „gewährleistet z.T. keine ordnungsgemäße Führung der Vereine“, die Geschäftsführungen seien „unzureichend qualifiziert“, eine „Steuerung durch die Kommune“ sei nur „bedingt möglich“. Deswegen sollen die vier Institutionen Bürgerhaus, Kito, Kuba und Stiftung Overbeck unter einem „professionellen Management“ zusammengeführt werden. Programmplanung, Kostenkontrolle und Marketing aus einer Hand verspricht sich der Kultursenator davon, alles unter der Überschrift: „Das Ehrenamt durch Professionalität stärken“.

Aber wie das im Detail aussehen soll, wie viel Einfluss die ehrenamtlichen Vereine gegenüber den Kulturmanagement-Profis haben können, welches Profil der Kultursenator für welches Haus mit welcher Summe finanzieren will, das alles blieb offen. Das Konzept verweist nur auf „Anlagen“, aber die seien interner Art, erklärte der Kultursenator.

Dabei wäre der Inhalt für die Betroffenen und die kulturinteressierte Öffentlichkeit in Vegesack, mit denen der Senator in einen „offenen Dialog“ über sein Konzept treten will, durchaus interessant. Da steht zum Beispiel, dass es für künstlerische Produktionen „vermutlich keine kontinuierliche künstlerische Leitung“ geben soll, sondern nur einzelne „Projekte“ für Bürgerhaus und Kuba. Die Musik-Angebote im Kito haben zu geringe Besucherzahlen, heißt es, das Kito soll seine Räume für „Verkaufsausstellungen“ oder „Firmenjubiläen“ vermieten, um mehr Einnahmen zu erzielen. Das Kuba, dessen Trägerverein Insolvenz anmelden musste und das daher weitgehend leer steht, wird derzeit vor allem auf diese Art fremdvermietet. Erfolgreiche Kito-Veranstaltungen sollen auch mal im Bürgerhaus oder im Kuba stattfinden, wenn mehr Menschen erwartet werden, als auf den Speicher des Kito passen. Wie trotz solcher „Kooperation“ ein „Profil“ für die einzelnen Häuser entwickelt werden kann, bleibt in dem Konzept offen.

Während der „Moderator“ für das Kulturkonzept in Bremen-Nord, Axel Adamietz, ein „kooperatives“ Modell für die vier Einrichtungen favorisiert, hat die Kulturbehörde sich auf das „integrierte“ Konzept festgelegt. Das soll das Eigengewicht der Einrichtungen vermindern und Interessenkonflikte vermeiden helfen. Bei dem „integrierten“ Konzept wäre auch die Gefahr der „Unterwanderung des Vereins durch gezielte Mitgliederwerbung“ geringer, heißt es in den nicht veröffentlichten Seiten des Konzeptes – da die Vereine praktisch nichts zu sagen haben, macht „gezielte Mitgliederwerbung“ wenig Sinn.

In dem „Organisationsmodell – nur für den internen Gebrauch“ kann man die Folgen ablesen: Dem „Programmbeirat“ der Vereine stehen im Personal-Tableau zehn „Profis“ gegenüber, die einzelnen Häuser kommen nur noch mit halben Hilfskraft-Stellen „Veranstaltungsbüro“ vor. Die vertraulichen Anlagen enthalten auch schon einen neuen Kostenplan: Während im Jahre 2005 insgesamt 577.000 Euro in den vier Einrichtungen für Personal draufgingen, würde die professionelle Struktur 625.000 Euro kosten. Allein 60.000 Euro soll das Gehalt des „Kulturmanagers“ sein, der über allem stehen soll. Erste Sparvorhaben wurden gestern umgesetzt: Der Techniker des Kito erhielt seine Kündigung. Klaus Wolschner