Die versandete Revolution

Nach mehr als einem Jahr der Diskussion einigt sich die Hochschule Bremen darauf, die Zahl ihrer Fachbereiche von neun auf fünf zu komprimieren. Vorerst jedenfalls. Denn hinter den Kulissen geht der Streit weiter

Mehr als ein Jahr ist es her, da hat Elmar Schreiber, seines Zeichens Rektor der Hochschule Bremen, die große Revolution ausgerufen. Eine Revolution von oben. Ihr Name: „Projekt zwei“. Aus jetzt neun Fachbereichen sollten drei werden, sechs Dekane wären so auf einen einen Schlag überflüssig geworden. Doch Dekane wie Professoren meldeten Widerstand an, bis auf den heutigen Tag. Vergangene Woche nun verständigte man sich – fürs erste. Der Akademische Senat – das Parlament der Hochschule – beschloss einstimmig, dass es nun fünf Fachbereiche geben soll.

„Das ist ein halber Schritt“, freute sich Schreiber halbherzig, um dann doch noch zum großen Lob auszuholen: „Man muss der Hochschule zu diesem gewaltigen Schritt gratulieren.“ Und schon war von einer „historischen Aufgabe“ die Rede, von einem „Fortschritt“, dessen Tragweite „gar nicht hoch genug“ bemessen werden könne.

Doch hinter den Kulissen wird weiter heftig gestritten. Vier Arbeitsgruppen wurden eingerichtet, nicht alle haben sie schon zu einem Konsens gefunden. Insbesondere die Fachbereiche Elektrotechnik / Informatik und Maschinenbau leisten Widerstand, weigern sich strikt, miteinander zu fusionieren. Eigentlich wollte man sich schon im vergangenen Sommersemesters verständigt haben, doch die Entscheidung wird seit Monaten vertagt.

Und auch jetzt wollten sich die Kontrahenten noch nicht endgültig festlegen, hoffen nach wie vor auf Änderungen der Fachbereichsgrenzen in ihrem Sinne. „Die Debatte drohte, in eine Sackgasse zu geraten und zu versanden“, sagte Gerd Syben, Dekan und Sprecher der Arbeitsgruppen, im Akademischen Senat. Eine Entscheidung musste her. „Und eine andere Zahl als fünf war nicht mehrheitsfähig“, sagt Syben. Der Streit um die Zahl der Fakultäten habe einen „symbolische Gehalt“ gewonnen, die ihr „nicht gerecht“ werde. Also musste Handlungsfähigkeit bewiesen werden.

Und so finden jetzt die Architekten mit den Bauingenieuren, die Maschinen- mit den Schiffbauern und Naturwissenschaftlern, die Nautiker mit der Wirtschaftlern zusammen. Aber nicht mehr in diesem Jahr: Eine Umsetzung der Pläne ist für das Sommersemester 2007 angedacht. Schließlich haben die fünf neuen Fakultäten bislang weder Bezeichnungen noch Entscheidungsstrukturen. Auch die geplante Neuordnung von Forschung und Lehre harrt noch weiterer Diskussionen in den Arbeitsgruppen. Dennoch spart Schreiber nicht mit Superlativen: „Ich bin stolz, dass die wichtigsten innovativen Schübe, die der Hochschule im bundesweiten Vergleich einen Spitzenplatz sichern, stets aus der Hochschule selbst erwachsen sind“. mnz