An der Bioklippe

An der Hochschule Bremen werden Studiengänge gestrichen. Eine Überlebenschance hat, wer genügend junge Professoren aufweisen kann

Irgendwie kommt es einem vor wie ein demographischer Zufall. Eigentlich könnte es jedes Fach treffen – wenn seine Professoren nur alt genug sind. „Der Studiengang Elektrotechnik erledigt sich biologisch selbst“, lästert der AStA der Hochschule Bremen.

Seit einigen Wochen schon macht hier das Gerücht die Runde, dass das Fach vor „einschneidenden Kürzungen“ steht. Ebenso wie der Studiengang Soziale Arbeit. Und die Betriebswirtschaftslehre. Außerdem könnten mindestens drei Fächer ganz aus dem Lehrplan der Hochschule gestrichen werden. Die Umwelttechnik gehört dazu. Das Wirtschaftsingenieurwesen. Und das Pflegemanagement. Das zumindest sieht ein internes Papier vor, das der Dekane-Runde der Hochschule schon Ende Februar vorlag. Auch im Wirtschaftsrecht gibt es derzeit eine unbesetzte Professur, die als gefährdet gilt. Sparen lässt sich vor allem dort, wo die verbeamteten Lehrstuhlinhaber aus Altersgründen ausscheiden.

Vier Professoren hat der Fachbereich Elektrotechnik allein im vergangenen Jahr emeritiert, in zwei Jahren geht ein weiterer Lehrstuhlinhaber in den Ruhestand. Da ist die Gelegenheit günstig, das Fach zu schrumpfen. Obwohl seinen AbsolventInnen beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt eingeräumt werden. 95 Prozent der fertigen Ingenieure finden binnen sechs Monaten nach Studienabschluss einen Job, sagt der Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Derzeit verbleiben 450 Studierende und 4,5 Lehrstuhlinhaber. Schon werden erste Vorlesungen nicht mehr oder nur in begrenztem Umfang angeboten. Also haben die Studierenden einen Streik ausgerufen. Todesanzeigen geschaltet.

„Das ist Quatsch“, kommentierte die Hochschulleitung noch Ende März, „nur eine Ente“. Inzwischen hat Rektor Elmar Schreiber die Pläne zwar bestätigt, bezeichnet sie aber als „Vorschlag“. Doch viel Hoffnung besteht nicht. Geändert werden die Streichlisten nur, wenn andere Fachbereiche auf Professorenstellen verzichten. Und so ergibt sich die Streichung der Elektrotechnik „ganz logisch“, findet Schreiber. Nicht aus den Fächern, aber aus dem Alter der Beamten.

Hintergrund der Kürzungspläne ist ein Beschluss der großen Koalition, bis 2010 bei den bremischen Hochschulen fast 100 Millionen Euro einzusparen. Noch ist der Wissenschaftsplan, der dieser Vorgabe Rechnung tragen soll, nicht verabschiedet. Auch ist unklar, welchen Sparbeitrag die einzelnen Hochschulen im Land Bremen werden leisten müssen. Rund 25 Millionen Euro bekommt die Hochschule derzeit vom Land Bremen, mehr als 33 Millionen sollten es in vier Jahren sein. Doch daraus wird nun nichts. Die Mittel stagnieren, bestenfalls.

Derzeit bietet die Hochschule 56 Studiengänge an, zum Wintersemester sollen es noch einmal zwei mehr werden. „Doch es ist mehr als zweifelhaft, dass wir sie alle halten können“, sagt Sprecher Ulrich Berlin. Alle Fächer stünden auf dem Prüfstand, insbesondere solche, die auch an anderen Hochschulen der Region gelehrt werden. Wie die Elektrotechnik. mnz