Horst Janssen
: Zwischen Ham- und Oldenburg

Der größte Teil der immer noch treuen Horst-Janssen-Fangemeinde kommt aus Hamburg, wo Janssen jahrzehntelang wohnte und arbeitete. Nach Oldenburger Auffassung ist der Graphiker und Maler allerdings nur ein „Durchreise-Hamburger“. Auf der Durchreise seiner Mutter nach Berlin nämlich wurde Janssen 1929 ungeplant an der Alster geboren – in Oldenburg selbst galten die moralischen Vorstellungen offenbar als zu streng, um ein uneheliches Kind auf die Welt zu bringen.

Großvater Fritz, ein Schneidermeister, nahm Tochter und Enkel später bei sich auf, so dass Janssen doch noch zu einer Oldenburger Kindheit kam. Die endete tragisch mit dem Tod von Mutter und Großvater, 1942 wurde der verwaiste Janssen in die Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) in Haselünne gesteckt. Dann kam wieder Hamburg zum Zug: Janssen wurde als 16-Jähriger jüngster Schüler der Landeskunstschule und legte damit den Grundstein seiner internationalen Karriere. Nachdem Janssen 1992 Oldenburger Ehrenbürger geworden war, versprach er der Stadt „zum Dank meine Leiche“. Drei Jahre später wurde er tatsächlich auf dem Oldenburger Gertrudenkirchhof begraben. Kurz zuvor war er mit dem Balkon seines Hamburger Hauses in die Tiefe gestürzt und starb an den Folgen eines Schlaganfalls.

Bereits zwei Jahre später hatte Hamburg seine Kunsthalle um ein „Janssen-Kabinett“ bereichert, Oldenburg setzte sich 2000 mit dem Bau des dreistöckigen Janssen-Museums an die Spitze der Janssen-Rezeption. Der knapp sechs Millionen teure, architektonisch ambitionierte Bau beherbergt unter anderem die 1.800 Janssen-Exponate, die Carl Vogel, begeisterter Sammler und früherer Direktor der Hamburger Kunsthochschule, vergeblich in Hamburg zu platzieren versuchte. HB