„Seelenfängern“ überlassen

betr.: „Mit Leibe und Seele“, taz vom 29. 3. 06

Mit Leib und Seele werden jugendliche Straftäter in die Hände von Missionaren gegeben. Der Staat entledigt sich seiner Hoheit und privatisiert den Strafvollzug. Anstatt bessere Bedingungen zu schaffen, um den jugendlichen Straftätern wieder die Möglichkeit zur Eingliederung in die Gesellschaft zu geben, werden diese solchen „Seelenfängern“ überlassen, die ihre Werte aus einem Glauben an einen Gott ziehen. Werte, die nicht auf der Basis des Humanismus stehen, sondern auf einem 2.000 Jahre alten Mythos beruhen.

Dass diese Missionierung Wirkung zeigt, wird doch am „Bekehrungserlebnis“ deutlich. Eine Baugenehmigung kam nach einem Gebet und zeigt damit die „Wirkung Gottes“. Böse Zungen würden behaupten, dass eher der „Gott Mammon“ seine Hände im Spiel hatte.

Indem der Staat zulässt, dass junge Menschen, die sowieso auf die schiefe Bahn geraten sind – was sehr oft auch mit deren schlechten sozialen Umfeld zusammenhängt –, in diesen privaten Strafvollzug gegeben werden, handelt er verantwortungslos diesen Jugendlichen und auch der Gesellschaft gegenüber.

ELLEN KÜHL-MURGES, Hellenthal-Losheim