LESERINNENBRIEFE
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Es fehlt an Ideen

■ betr.: „UNO: Es war Nervengift“ u. a., taz vom 10. 9. 13

Der Berichterstattung fehlt es an Ideen, was man tun kann, außer Flüchtlinge aufnehmen und ihnen andernorts helfen.

Jetzt gilt es, dem kleinen Spalt zu Verhandlungen Dynamik zu verleihen. Ich erwarte von der Bundesregierung angesichts der neuen Entwicklung das umgehende, umfassende Angebot, alle in Deutschland verfügbare wissenschaftliche und industrielle Kapazität für Sicherung, Transport und Vernichtung beziehungsweise Entsorgung von chemischen Waffen der syrischen Regierung und den Vereinten Nationen zur Verfügung zu stellen. Trotz Wahlkampf sollte sich die Bundesregierung mit einem solchen Angebot endlich Gehör verschaffen. Die taz könnte diese Forderung in die politische Diskussion einbringen. PETER LOCK, Hamburg

Ein durchschaubares Manöver

■ betr.: „Nichtstun? Oder lieber nichts tun?“ u. a., taz vom 10. 9. 13

Dominic Johnsons Kommentar war überfällig. Die deutsche Nahost- und Nordafrikapolitik ist bereits seit der Abstimmung im Weltsicherheitsrat zum Libyeneinsatz ein Desaster, und diese Fehlpositionierung bekommt nun durch das Verhalten der Kanzlerin auf dem Petersburger Gipfel Kontinuität. Aber auch die US-Syrienpolitik ist ein Schuss in den Ofen, was Bernd Pickert in seinem Beitrag („Stümperhaftes Dahergerede“) gut dargestellt hat. Nur bin ich weit weniger optimistisch, was die weitere Entwicklung in Syrien angeht. Spätestens in ein bis zwei Jahren wird man erkennen können, welch grandioses außenpolitisches Versagen der US-Administration sich gerade ereignet.

Wenn Obama jetzt auf das Angebot Russlands und Syriens eingeht, hat das hauptsächlich mit Gesichtswahrung zu tun, weil er im Kongress keine Zustimmung zu einem Militäreinsatz mehr erwartet. Die Bereitschaft Assads, seine Giftgaswaffen unter UN-Aufsicht vernichten zu lassen, ist ein durchschaubares Manöver. Es wird sich herausstellen, dass das C-Waffen-Arsenal gar nicht verifizierbar ist. Assad, ein Machthaber, der vor ein Kriegsverbrechertribunal gehört, nutzt mit diesem scheinbaren Zugeständnis nur geschickt die Schwäche und Entscheidungsunfähigkeit der US-Politik aus, wertet sich als Verhandlungspartner wieder auf und gewinnt Zeit zum Überleben. Diese Art von Strategie verfolgt Assad schon seit zwei Jahren mit Erfolg. Es geht immer nur um Zeitgewinn und darum, den Westen so weit wie möglich aus dem Konflikt herauszuhalten.

Das Ergebnis: Die Bürgerkrieg geht weiter, Menschen sterben weiter, die Flüchtlingsströme wachsen weiter und islamistische Kräfte gewinnen weiter an Boden. Und das alles geschieht ganz ohne das so gefürchtete militärische Eingreifen der Amerikaner und anderer in diesen Konflikt oder eben gerade als Folge dieses Nichtstuns.

HARTMUT GRAF, Hamburg

Vergewaltigung mit Todesfolge

■ betr.: „Kindsbraut im Jemen: Mädchen stirbt nach Geschlechtsverkehr“, dpa-Meldung, taz vom 10. 9. 13

Was heißt hier „Geschlechtsverkehr“? Bitte benennt korrekt, was es ist: die brutale Vergewaltigung eines kleinen Mädchens mit Todesfolge. Sonst tragt ihr, wie es so oft überall geschieht, zu einer Verharmlosung dieses unsäglichen Verbrechens bei. FRIDBURG THIELE

Tempolimit statt Maut

■ betr.: „Pkw-Maut für Ausländer ist doch nicht vom Tisch“,wahl.taz vom 11. 9. 13

Die CSU von Seehofer fordert eine Pkw-Maut (für Ausländer), wir Rot-Grüne fordern dagegen schon lange ein Tempolimit. Das wäre eine Möglichkeit für die Parteienlandschaft und den Wähler, sich allgemein in Stellung zu bringen: Ich persönlich fahre lieber 120 km/h, als 120 Euro zu bezahlen. Diese Pkw-Maut dient wieder ausschließlich den Interessen der Premiumklasse. Heute sind die Gebühren nur für ausländische Pkws, morgen für alle Deutschen gleichermaßen!

STEFAN VOLLMERSHAUSEN, Dreieich

Probleme im Tank

■ betr.: „Kraftstoffe. Früchte im Tank“, taz vom 10. 9. 13

Pflanzen, die direkt der Ernährung dienen, müssen tabu sein. Pflanzen, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen, gibt es nicht. Auch wenn diese Pflanzen nicht unmittelbar der Ernährung dienen, so verdrängt deren Anbau Nahrungsmittel von dessen Flächen.

Bei Algen ist daran zu denken, ob wir durch Ausbeutung nicht die gleichen Probleme wie in der Fischerei schaffen werden.

Egal welche Pflanzen verspritet werden, es führt immer dazu, dass die Anbauflächen dafür ausgedehnt werden und dass die Spritflächen im Wettbewerb zu den Nahrungsmittelflächen immer gewinnen. Zudem wird das Problem der Monokultur größer.

Ganz vergessen wird bei der Diskussion das Thema Biogas/strom. Dort findet exzessiv das Gleiche statt.

Der Subventionswahnsinn verschafft nur wenigen Reichtum, behebt das eigentliche Probleme nicht und versperrt nur die Forschung nach besseren Lösungen. Ihre beschriebene verkopfte, strategische Diskussion lenkt viel zu sehr von den unmittelbaren Problemen ab, bleibt umstritten, kann immer wieder widerlegt werden, und es kommt, wie politisch üblich, nichts Aufrechtes heraus.

JOHANNES BAUER