Innovativ am Piano

Der diesjährige Preis des Klavier-Festivals Ruhr geht an den US-amerikanischen Jazz-Pianisten Chick Corea

Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Chelsea, Massachussetts, USA. Der vierjährige Armando Anthony beginnt Klavier zu spielen. Sein Vater ist Bandleader und so lernt der Knirps früh Beethoven, Bach und Mozart kennen, aber auch Musik von Jazzgrößen wie Charlie Parker und Horace Silver. Das hat Folgen. Schon als Jugendlicher spielt er Soul Jazz und Latin-Musik. Als einer der ersten nutzte er die Möglichkeiten von Synthesizern, um neue Form bei der Klangerzeugung zu kreieren. 1968 holte Miles Davis den jungen Chick Corea als Ersatz für Herbie Hancock in seine Band. Damit begann eine Jazzmusiker-Karriere, in der er mit Größen wie Al Di Meola, Freddie Hubbard oder John McLaughlin zusammenarbeitete. 2004 holte er seine „Electric“-Band (mit Drummer Dave Weckl) aus den 1980ern für eine Tour und das Album „To The Stars“, basierend auf einer L. Ron Hubbard (dem Scientology-Gründer) Science Fiction Novelle wieder zusammen.

Am 12. Juni 2006 feiert der Pianisten seinen 65. Geburtstag. Einen Monat später bekommt er im Konzerthaus Dortmund der Preis des Klavier-Festivals Ruhr 2006. Das gab die Festivalleitung am Wochenende in Essen bekannt. Intendat Franz Xaver Ohnesorg wird dem Pianisten dann die einer Stimmgabel nachempfundene Stahlplastik „Diapason“ des Düsseldorfer Bildhauers Friederich Werthmann überreichen: Der vom Initiativkreis Ruhrgebiet ins Leben gerufene Preis gehe an einen Künstler, der mit seiner Experimentierlust ganze Generationen von Musikern beflügelt habe. Mit dem Preis verbunden ist ein Stipendium, das Chick Corea an einen jungen Pianisten seiner Wahl vergeben kann. Der Stipendiat wird dann im nächsten Jahr vom Klavier-Festival Ruhr zu einem Konzert eingeladen. Corea ist der neunte Träger dieser Ehren-Auszeichnung, die zuvor auch Daniel Barenboim und, als einzige Frau bisher, der Pianistin Bella Davidovich verliehen wurde.

Chick Coreas oft kritisierte Mitgliedschaft in der Scientology-Sekte, die bereits seit Anfang der 1970er Jahre besteht, spielte für die Juroren bei der Preisvergabe keine Rolle. PEL