hamburg heute
: Hässlich, aber sauber

Bahn und Bezirksamt wienern den taubenverseuchten Lessingtunnel

Deutschlands nach eigenem Selbstverständnis schönste Stadt verlassen bisweilen defätistische Botschaften. Postkarten mit dem Lessingtunnel darauf beispielsweise, einer Gleisunterführung am Altonaer Bahnhof, die Altona mit Ottensen verbindet.

Radfahrer und Fußgänger bewegen sich zwischen vier Autospuren mit brüllendem Verkehr. Ein Wald aus Stahlstützen stemmt ein Gewirr von Trägern und Leitungen, über die die Eisenbahn rumpelt. Trübe Funzeln tauchen den Geh- und Radweg nächtens in schwefliges Licht. Von der Decke tropfen Wasser und Taubenkot. Wenn Ihre Kinder für den Biologie-Unterricht mal ein Federchen brauchen sollten – hier werden sie fündig.

Das Postkartenmotiv mit dem Tunnel gab es wirklich, ebenso eine Installation, die sich künstlerisch mit diesem Unort auseinander setzte: „Audiovisuelle Intervention am Brutfelsen des Großstadtgeflügels“ hieß das Projekt. Das Gartenlabor Hamburg installiert großformatige Taubenfotos und eine Geräuschkulisse, die unser Rezensent als „metallisches Brandungsrauschen“ beschrieb. Nach Interventionen einer Bürgerinitiative, von taz und Bild, haben sich Bahn und Bezirksamt jetzt zum Handeln entschlossen. Ab heute zwei Wochen lang wird der Tunnel gründlich gewienert. Außerdem sollen überflüssig gewordene Heizungsrohre abgebaut werden, auf denen es sich die Tauben so gern gemütlich machen. knö