kabinenpredigt: Sarah BSC
Was ist eigentlich bei dem Perspektivkader von Hertha BSC so los? Die Jungs, die dort spielen, sollen ja so etwas wie die Zukunft von Hertha sein. Wie diese Zukunft aussehen könnte, scheinen zwei Spieler der U23-Mannschaft unter Beweis gestellt zu haben. Einen Tag nach einem Spiel gegen Stern 1900 schlichen sie sich in die Umkleide auf dem gegnerischen Trainingsgelände und sollen dort einen Spieler verkloppt haben.
Da fragt sich die aufgeklärte Kolumnistin natürlich sofort: Warum und wieso? Am vorausgegangenen Spielergebnis kann es nicht gelegen haben, denn Hertha siegte mit einem 3:0.
Möglich wäre sportlicher Übereifer. Ey Alter spielst du noch mal so scheiße gegen uns, gibt’s rischtig auf die Fresse. Das wäre dann wohl sozusagen präventive Gewalt.
Vielleicht aber auch geschah es einfach nur aus Daffke? Einer der beiden Verdächtigten kann einem schon Angst machen. Neuköllner mit erweitertem Hauptschulabschluss, der in einem Fragebogen von Fans angibt, er wäre ohne Fußball wohl Dealer oder Gangster geworden. Das hat Neuköllner Tradition. Auf der Fanpage ist sogar eine Schriftanalyse der einzelnen Spieler zu finden. Während zum Beispiel Arne Friedrichs Schrift ihn als „nett, freundlich, zuvorkommend, flexibel“ beschreibt, wird unser Schnucki zum „Kampfhund mutieren, wenn er etwas wirklich will, leicht großspurig und unberechenbar“.
Zum Termin des BFV-Sportgerichts erschienen die beiden Spieler jedenfalls erst mal gar nicht. Und Hertha schweigt sich zu diesen Vorfällen aus. Mensch, das sind ja Verhältnisse wie an der Rütli-Schule! Passt bloß auf, sonst muss Frau Merkel ihre mobilen Einsatztruppen auch noch an die regionale Fußballfront schicken. Aber wer die Schuld daran hat, das zumindest ist klar. Klaus Wowereit. Der war das nämlich auch mit der Rütli- Schule. Sagt Frau Merkel gewissermaßen. Und die hat ja neuerdings immer Recht. Sarah Schmidt
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