berliner szenen Menschen machen Fotos

Die Generation P geht demonstrieren

Das könnte ein Witz sein: Wann demonstrieren PraktikantInnen? Richtig, am Wochenende. Sie versammeln sich Samstagmittag auf dem Pariser Platz, wo sie von den normalen Touris nur dank einer Maske zu unterscheiden sind, und nennen es „Freizeit opfern“. Die Masken sind weiß, sie haben achtzig davon mitgebracht, sie sehen ein bisschen aus wie eine Mischung aus Venezianischer Karnevalsmaske und denen aus dem Kubrik-Film „Eyes Wide Shut“. Nach einer Stunde sind alle weg. Es gibt Probleme mit Schallverwehung (das mit dem Megafon muss noch gelernt werden), mit Medien und Gewerkschaft gibt es keine: Die sind alle fleißig gekommen und recken Hälse und Mikrofone. Und Kameras.

Worum geht es? Um eine Demonstration der Angepassten für eine angenehmere Ausbeutung? Nein, um Aufklärung! Und die Masken, warum sind die weiß? Und wo haben sie die her? Na, die kommen aus Frankreich, von der „génération précaire“, den großen Vorbildern aus dem Bruderland. Weiß hat Signalcharakter, wird gesagt, und symbolisiert die Anonymität, in der sich PraktikantInnen zu Unrecht befinden. Dass insgesamt nicht so viel los sei (Medien zu Demonstranten zu Touristen im Verhältnis 1:1:2), liege daran, dass die meisten sich nicht trauen. Es sei halt nicht so wie in Frankreich, aber da gehe es ja um diese zwei Jahre Probezeit. Immerhin haben sich doch einige eingefunden, ein Anfang ist gemacht. Die Fragen nach der Option, das System „Praktikum“ (wo endlich klar wird, dass sich das nur für die Arbeitgeber rentiert) einfach zu verweigern, oder die Frage nach denen, die sich ein Praktikum gar nicht erst leisten können, stellt niemand. Lieber noch schnell ein Foto. RENÉ HAMANN