„Frauen stecken oft fest“

CHANCEN Das LicideHaus lädt zur Fachtagung über die berufliche Ausgangslage junger Frauen ein Bremen

■ ist Diplom-Sozialpädagogin und als Bildungsreferentin im LicideHaus tätig.

taz: Es heißt, junge Frauen hätten mittlerweile immer bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Stimmt das, Frau Klasing?

Anette Klasing: Die Medien behaupten oft, Mädchen wären die Bildungsgewinner und hätten mehr Chancen als Jungen. Nun empfinden die es aber als persönlichen Misserfolg, wenn das nicht so ist. Tatsächlich stecken viele junge Frauen in beruflichen Maßnahmen fest und schaffen den Sprung in die Arbeitswelt nicht.

Woran liegt das?

Das Bildungssystem ist auf starke familiäre Unterstützung ausgelegt. Die gibt es oft nicht, deshalb auch der Ruf nach Ganztagsschulen. Wir beobachten heute, dass mehr Jungen Betreuungsangebote annehmen als Mädchen. Die werden oft in häusliche Pflichten eingebunden. Da ist die Rollenverteilung nur vermeintlich überwunden. Mädchen aus problembehafteten Haushalten erzählen mir oft, dass sie da dann auch schwerer wieder rauskommen.

Wie zeigt sich die Rollenverteilung denn in der Qualifikation?

Es gibt ja einen regelrechten Maßnahmendschungel für berufslose junge Frauen. Viele der Förderungen zielen auf typische Ausbildungen, wie Pflege und Gesundheit oder Hauswirtschaft.

Was fordern Sie?

In den Schulen gab es besonders in den neunziger Jahren noch Konzepte, in denen Mädchen und Jungen in Fächern wie Informatik getrennt unterrichtet wurden. Es sollte allgemein in Bildunsfragen einen geschlechtersensiblen Umgang geben.Das klingt wieder nach Rollenzuweisung …Es geht mir darum, solchen Angeboten den Beigeschmack einer Fördermaßnahme zu nehmen. Das sind einfach unterschiedliche Angebote für unterschiedliche Bedürfnisse. INTERVIEW: KARIN FELZMANN