SEX-Terror gegen Friede Springer

Schlimm: Auch Miss Gosse hat einen Verehrer – Traumhochzeit unwahrscheinlich

Zu den einfachsten Übungen eines Journalisten, der mit der „Goldenen Feder“ ausgezeichnet werden möchte, gehört es, den Namen und das Foto einer prominenten Person auf irgendeine Weise mit dem Schlagwort „SEX“ zu kombinieren, so wie Bild es am 31. März 2006 wieder einmal getan hat, auf Seite 1: „SEX-Terror gegen Eva Herman“ („MISS TAGESSCHAU ZEIGT NACKTFOTOGRAFEN AN“). Irgendein dummes Schwein hatte die Nachrichtensprecherin mit obszönen Briefen bemustert. Eva Herman wollte davon nichts wissen und erstattete Anzeige.

Bild hingegen wollte alles so genau wie möglich wissen und ganz Deutschland über einen Fall informieren, der ja sonst nur einer für die Akten eines Amtsgerichts gewesen wäre. Eva Herman wollte jemanden, der sie belästigte, abschütteln und zum Schweigen bringen. Bild hingegen stöberte ihn auf und brachte ihn zum Reden: „Wer ist dieser Mann? Graue, gescheitelte Haare, Bierbauch, er trägt Turnschuhe. In seiner 1-Zimmer-Sozialwohnung gibt es keine Bücher, kaum Möbel. Dafür an der Wand 20 Aktfotos.“ Der ideale Bild-Leser also. „Unheimlich: Auf dem Fernseher steht ein großes Farbporträt von Eva Herman (40 x 30 cm). Gegenüber Bild gibt er zu: ‚Klar, ich wollte sie fotografieren. Sie ist doch ein so hübsches Weib.‘ “

Hätte der Mann seine Briefe an Friede Springer gerichtet, wäre ihm wohl kaum in Bild das Wort erteilt worden. „Er verfolgte sie, er schrieb ihr E-Mails, schickte Briefe. Mit widerlichem, sexistischem Inhalt.“ Gerichtet an Eva Herman, nicht an Friede Springer. „Am 12. April muss er vor Gericht. Auch die E-Mails und Faxe werden dort verlesen.“ Der Bild- Herausgeber Kai Diekmann freut sich schon darauf. „Eine Gerichtssprecherin: ‚Da geht es um Briefe mit ganz unzüchtigem Inhalt. Sogar das böse Wort mit ‚f***‘ kommt vor.‘ Eva Herman ist völlig schockiert, wollte gegenüber Bild nichts sagen.“ Na, da schau her! Was das für ein Wörtchen sein mag? Friede?

Dieser Ansicht scheint ein junger Mann zu sein, der auf seiner Internetseite freimütig über seine Liebe zu Friede Springer berichtet. Wer ist dieser Mann? Grauer Schnäuzer, Lepra im Endstadium. Er trägt hochhackige Schuhe. In seinem Dresdener Mietklo gibt es keine Gemälde von Jörg Immendorf, kaum Personal. Dafür an der Wand breitgeschlagene Spinnen. Unheimlich: Auf einem Marmorsockel steht eine gigantische Nacktskulptur der Verlegerwitwe. Gegenüber der Wahrheit gibt der Mieter zu: „Klar, ich habe sie modellieren wollen. Sie ist doch ein so hübsches Weib.“

Nach eigener Aussage hat er Friede Springer schon viele Briefe geschrieben. Mit widerlichem, sexistischem Inhalt. „Was mich richtig scharf macht“, sagt er, „ist die Tatsache, dass diese Frau jedes Tässchen Tee, an dem sie nuckelt, und jede Weinbrandbohne, die sie vertilgt, den Sauereien ihrer Bild-Zeitung verdankt. Das ist doch echt pervers. Und gerade das entzückt mich so. Wir könnten ein Paar werden, wir zwei beiden, Friede und ich, mit tiefen Emotionen auf beiden Seiten! Sollten Sie der Dame irgendwo begegnen, dann richten Sie ihr bitte aus, dass in meinem Schlafsack noch ein Plätzchen frei ist für ein hübsches Weib, das weiß, wie man verlegerisch, emotional und finanziell mit Sexterror über die Runden kommt!“

Friede Springer ist völlig schockiert, wollte gegenüber der Wahrheit nichts sagen. GERHARD HENSCHEL