Die Spätberufene

Spät ist sie angetreten: Nur knapp acht Wochen vor der Oberbürgermeisterwahl in Hannover, die zeitgleich zur Bundestagswahl stattfindet, stellte die Linkspartei Maren Kaminski als eigene Kandidatin auf. Die Kontrahenten von CDU, SPD und Grünen steckten da schon voll im Wahlkampf.

Große Chancen, das ist auch Kaminski klar, hat sie kaum. Angetreten ist Niedersachsens Linken-Landesgeschäftsführerin und Kreisvorsitzende in der Region Hannover dennoch. „Wahl hat auch etwas mit Auswahl zu tun“, sagt die 34-Jährige. Ihr gehe es vor allem darum, dass die sozialen Fragen im Wahlkampf stärker Thema werden. Und darum, die „anderen Kandidaten öfter mal zu definitiven Statements zu zwingen“. Ihr drängendster Punkt ist der Mangel an günstigem Wohnraum. Als sie 1999 als Sozialwissenschaftsstudentin aus Köln nach Hannover kam, sei es wie im „Wohnraumparadies“ gewesen. Heute klagten Studierende auch in Hannover über anziehende Mieten.

Mit mehr als vier bis fünf Prozent rechnet sie nicht. „Alles andere wäre unseriös“, sagt sie. Und mit eher aussichtslosen Kandidaturen hat Kaminski Erfahrung. Seit sie 2004 von der SPD zur PDS und später zur Linken wechselte, trat sie bei quasi jeder Wahl an. Da wurde sie erst parteipolitisch richtig aktiv, wie sie sagt, aus Frust über die Agenda 2010 und ihre Erfahrung als Wahlkampfhelferin von Sigmar Gabriel. Der wollte im Landtagswahlkampf 2003 eine Vermögenssteuer fordern. Und stampfte seine Plakate nach einem Anruf von Gerhard Schröder ein. Kaminski war „fassungslos“.

Für den Bundestag kandidierte sie 2005 und 2009, für die Landtagswahl in Niedersachsen im Frühjahr 2013. Da war sie als Direktkandidatin angetreten. Bei der Aufstellung für einen aussichtsreichen Listenplatz hat die Partei Kaminski, Wunschkandidatin von Parteioberen wie dem Bundestagsabgeordneten Diether Dehm oder Landeschef Manfred Sohn, damals durchrasseln lassen. Und ist dann bei der Wahl mit Ach und Krach aus dem Landtag geflogen.  THA