Demjanjuk bricht sein Schweigen

MÜNCHEN rtr/taz | Der mutmaßliche Wächter eines NS-Vernichtungslagers John Demjanjuk hat sich erstmals in seinem Prozess geäußert. Sein Anwalt Ulrich Busch verlas eine Erklärung, in der der Angeklagte den Vorwurf der Beihilfe zum Mord an mehr als 27.000 Menschen zurückwies. Demjanjuk äußerte sich darin nicht ausführlich zu den Vorwürfen. Er sei nach 30 Jahren Verfolgung „nach Deutschland zwangsdeportiert worden, wo eine im Kern falsche Anklage erhoben wurde“, las sein Verteidiger vor. Der gebürtige Ukrainer bezeichnete sich selbst als „Kriegsgefangener“. Der ehemalige US-Bürger Demjanjuk war im Sommer 2009 aus den USA nach München abgeschoben worden, er sitzt seitdem in der JVA Stadelheim ein. „Es ist ein Unrecht, dass man aus einem Kriegsgefangenen einen Kriegsverbrecher machen will“, heißt es weiter in Demjanjuks Erklärung. Deutschland sei schuld, dass er durch einen Vernichtungskrieg seine Heimat verloren habe, in Kriegsgefangenschaft geraten und zum Arbeitssklaven gemacht worden sei. Die Anklage wirft ihm vor, nach seiner Gefangennahme durch die Wehrmacht als ausländischer „Hilfswilliger“ im Vernichtungslager Sobibor am Massenmord an den Juden beteiligt gewesen zu sein. Dazu äußerte sich Demjanjuk nicht. KLH