Rückkehr der lebenden Toten
: Schnell ins Konzert!

Andreas Schnell

In der mittlerweile gut belegten Abteilung für wiedervereinigte „Rock-Legenden“ wird es langsam eng – ein strukturelles Problem: Immer neue Bands werden populär und lösen sich irgendwann wieder auf. Meist verlaufen die sich daraus ergebenden Solo-Karrieren suboptimal, eine Reunion verspricht Aufmerksamkeit und vielleicht Erfolg – und gewiss wird es auch die Fälle geben, wo Musiker und Musikerinnen feststellen, dass es doch ganz schön war zusammen, einst …

Entscheidend dafür, ob auch das Konzertpublikum seine Freude an diesem Wiedersehen hat, ist natürlich „aufe Bühne“. In den kommenden Tagen gibt es in diesem Sinne zweieinhalb Gelegenheiten, über Ge- oder Misslingen zu entscheiden: Am Mittwoch steht mit Blitzkrieg eine stilprägende Band der sogenannten New Wave of British Heavy Metal auf der Bühne des Bluesclubs Meisenfrei. Übrigens keinesfalls zu verwechseln mit einer gleichnamigen Rechts-Rock-Band, waren sie ein wichtiger Einfluss der jungen Metallica. Einziges Gründungsmitglied heute: Sänger Brian Ross, Vorprogramm: Ayscobe und Metrum, Beginn: 20 Uhr.

Coogans Bluff, die am Donnerstag ab 21 Uhr in der Lila Eule spielen, sind da noch vergleichsweise jung, haben aber immerhin auch schon vor zehn Jahren ihr Plattendebüt gefeiert. Zuletzt verbanden sie auf dem Album „Poncho Express“ in hinreißender Weise sumpfigen Rock mit zickigem Funk, Captain Beefheart mit Posaunen-Kantilene, Union Carbide Productions mit Surf-Gitarren.

Die zweite Gelegenheit, lebende Legenden zu erleben, eröffnet sich am Donnerstag: Im Lagerhaus spielen ab 20 Uhr Ruts D.C., Wegbereiter der Fusion von Punk und Reggae. 1978 als The Ruts gegründet, fügten sie nach dem Tod ihres Sängers ihrem Namen die Abkürzung für „da capo“ an. Das vorläufige „fine“ kam 1983. Vor rund fünf Jahren spielte die Band erstmals wieder zusammen und begann, an einem neuen Album zu arbeiten, das dieses Jahr erschien. Statt auf mittlerweile bis zum Erbrechen durchgenudelten Ska-Punk zu setzen, für den sie einst den Grundstein zu legen halfen, präsentieren sie sich auf der Reggae-Seite der Dinge. Nicht die schlechtesten Vorzeichen für einen nicht rein nostalgischen Abend.

Zeitgleich (weshalb es auch nur die zweieinhalbte Gelegenheit ist) gibt es die auch nicht mehr ganz jungen Herren von Pothead zu sehen. Die spielen seit ihrer Gründung 1991 mit stoischem Beharren Dope-schwangeren Rock und zeigten schon letztes Jahr an gleicher Stelle, nämlich im Schlachthof, dass das auch heute noch bestens funktioniert. Beginn: 20 Uhr.