Kindertheater mal ohne Kasper

KINDERKULTUR Das 27. Musik- und Theaterfestival des Vereins Kinder-Kinder zeigt, dass es mehr als nur Weihnachtsmärchen gibt

VON ROBERT MATTHIES

Eigentlich erstaunlich, wie selten es gelingt, Kultur für Kinder in einer Form auf die Bühne zu bringen, wie sie dem Hamburger Verein Kinder-Kinder in seiner Satzung vorschwebt: als ästhetisch anspruchsvoller und komplexer Genuss für die Sinne. Und als Möglichkeit, sich die Welt anzueignen, andere Perspektiven kennenzulernen und die eigenen Lebensbedingungen ebenso wie die von Kindern aus anderen Teilen der Welt zu verstehen.

Eine Kultur für Kinder, die sich selbst – und die Kinder – ernst nimmt. Denn allzu oft bleibt dem Nachwuchs bis heute auch in einer Theaterstadt wie Hamburg doch nur das abendliche Vorlesen, das Weihnachtsmärchen oder das immergleiche Kinderprogramm im Fernsehen.

Ein paar Lichtblicke aber gibt es. Verdienstvoll etwa, wie das Eilbeker Fundus Theater sich in den vergangenen Jahren für ein zeitgemäßes Kindertheater eingesetzt hat. Vor zwei Jahren eröffnete dort mit dem „Forschungstheater im Fundus Theater“ der deutschlandweit erste Laborraum, der sich ganz der theatralen Forschung im weiten Feld zwischen Kindheit, Kunst und Wissenschaft widmet.

Nicht minder rührend, wie sich Kinder-Kinder für die nachhaltige Förderung von Kinderkultur in der Stadt einsetzt. Seit 26 Jahren veranstaltet der Verein, in dem sich gut 30 Schauspieler, Theatermacher und Musiker, Pädagogen und Journalisten zusammengeschlossen haben, jeweils im Herbst sein internationales Musik- und Theaterfestival mit Eigenproduktionen und Gastspielen, die sich um hohe ästhetische Qualität bemühen. Hinzugekommen ist Mitte der 1990er das Kindermusikfest „Laut und Luise“, das jeweils zum Sommerbeginn rund um den Musikpavillon in Planten un Blomen stattfindet.

Dieses Jahr findet das Kinder-Kinder-Festival bereits zum 27. Mal statt. Traditioneller Auftakt ist auch in diesem Jahr ein großes Weltkinderfest in den Großen Wallanlagen. Den ganzen Tag lang wird am Sonntag auf vier Bühnen und an über 60 Mitmach-Stationen getobt, getanzt, gesungen und musiziert.

Zwei Monate lang sind anschließend in Kinder- und Erwachsenen-Theatern, Kultur- und Stadtteilzentren insgesamt 13 Musik-, Tanz- und Theaterproduktionen zu sehen. Darunter auch diesmal wieder internationale Produktionen.

Zu Gast ist etwa das dänische Meridiano Teatret mit seinem Stück „Papiermond“. Klassisches Puppentheater verknüpft es hier mit dem magischem Realismus, Poesie und einer fast schon filmischen Erzählweise. Auf die Bühne gebracht wird so die Geschichte des kleinen Elliott, der sich abends, wenn er wieder einmal nicht einschlafen kann, in der Welt der Bücher verliert – obwohl er noch gar nicht lesen kann. Und dort Antworten auf die Frage sucht, warum seine Eltern nicht mehr miteinander leben wollen.

■ Weltkinderfest: So, 15. 9., 11 bis 18 Uhr, Große Wallanlagen; Festival bis So, 17. 11., diverse Orte, Infos: www.kinderkinder.de