Auf dem Rockschoß

Transparency International will gegen Korruption und Filz im deutschen Sport vorgehen – mit aller Distanz

BERLIN taz ■ Transpareny International (TI) will sich künftig der Korruption im Sport widmen. Das hat die überparteilich und unabhängig arbeitende Organisation am Montag in Berlin bekannt gegeben. Seit Juli 2005 gibt es bereits eine fünfköpfige Arbeitsgruppe, der auch Sylvia Schenk angehört. Sie war seinerzeit Sportdezernentin in Frankfurt am Main, ehe sie sich als Radsportfunktionärin mit gewissen Machenschaften im Weltverband UCI vertraut machen musste. Sie kämpfte gegen die Unbilden an – und verließ schließlich den männerbündischen Zirkel um UCI-Präsident Hein Verbruggen, der nichts unversucht ließ, seine Macht zu behaupten. TI wollen freilich nicht selbst recherchieren, und an Einzelfällen sind sie auch nur dann interessiert, wenn aus Mosaiken ein Gesamtbild entsteht, das dann der „strukturellen Analyse und Prävention“ dienen soll.

Die Organisation steht ganz am Anfang ihrer Beobachtung – und das Feld ist weit. Es reicht von der klassischen Korruption – Machtmissbrauch zum privaten Vorteil – bis zur Geldwäsche im Fußball. Die investigative Arbeit wolle man der Presse überlassen, sagte Hansjörg Elshorst, IT-Deutschland-Chef. „Wir setzen uns auf die Rockschöße der anderen, wie die Amerikaner sagen“, so fasste er das Prinzip der Transparenzhüter zusammen und warb nichtsdestotrotz für die hehren Absichten der Nichtregierungsorganisation. „Wir wollen uns die dahinter liegenden Strukturen anschauen“, ergänzte Schenk. Das kann dauern. An Fallbeispielen und Know-how in der Sportberichterstattung mangelt es wahrlich nicht. Kritische Beobachter haben eine Fülle an Material zusammengetragen. Die Aufgabe von TI muss es nun sein, dieses zu verwerten, kurz: Einfluss zu gewinnen. Sylvia Schenk kann ihre strukturelle UCI-Analyse schon mal in die Arbeit einbringen.

MARKUS VÖLKER