Gehaltvolle Wertsachen

GOLD In Deutschland bieten nur wenige Goldschmiede faire Eheringe und Schmuck an. Das Angebot ist in Großbritannien, Kanada und den Niederlanden deutlich größer

Es dauert, bis kleine Genossenschaften in der Lage sind, auch regelmäßig zu liefern

VON KNUT HENKEL

„Eheringe sind eine sensible Sache. Da legen immer mehr Kunden Wert auf faire Materialien“, erklärt Stefanie Holz und legt einen Hammer beiseite, mit dem sie ein Schmuckstück gerade in Form gebracht hat. Mehrere kleine Bohrer und Polieraufsätze warten auf dem Arbeitstisch der Goldschmiedin auf ihren Einsatz. Daneben sind auch Feilen, Zangen und eben Hämmer zu sehen, die zum Einsatz kommen, wenn Ringe, Broschen, Anhänger oder Ohrschmuck hergestellt werden. Trauringe sind nur ein Teil der Arbeit von Stefanie Holz, die Schmuckstücke nach dem Wünschen der Auftraggeber entwirft und fertigt. In der Gotenstraße in Schöneberg hat sie ihre kleine Werkstatt und gehört zu den wenigen Goldschmieden in Berlin, die auf Gold setzt, das sozialverträglich und ohne Einsatz von hochgiftigen Zyaniden und Quecksilber geschürft wird.

Doch deren Zahl nimmt zu, denn die Kunden fragen immer öfter nach, wo die Materialien herkommen, die von Goldschmieden landauf, landab verarbeitet werden. Ein Pionier ist der Hamburger Jan Spille. Bereits 2004 begann er sich nach Gold aus alternativen Quellen umzuschauen. Gold, bei dem nicht giftiges Quecksilber und Zyanide en gros eingesetzt werden, wo keine Kinderarbeit geduldet wird und wo die Arbeiter nicht hemmungslos ausgebeutet werden. Genau das ist nämlich fast überall Alltag beim Schürfen des gelben Edelmetalls, ob in den großen Minen oder in den kleinen, ob in Kolumbien, Peru oder Indonesien. Aber eben nur fast, wie Jan Spille aus eigener Anschauung weiß.

„Ich beziehe mein Gold von kleinen Genossenschaften aus Argentinien und Kolumbien. Die sieben das Gold ganz traditionell aus dem Sand kleiner und größerer Flüsse“, erklärt Spille. Davon hat sich der 37-jährige letztes Jahr im Januar selbst überzeugt. Da hat er mehrere Dörfer im Norden Argentiniens gemeinsam mit dem deutschen Geologen Thomas Siepelmeyer besucht. Der vertreibt seit mehr als zehn Jahren das „Premium Eco Gold“ der Genossenschaft EcoAndina und berät sie auch. Derzeit geht es darum, deren Gold als Fair-Trade-Produkt zertifizieren zu lassen. Das ist noch Neuland, aber nachdem bereits in England und den Niederlanden Gold unter dem Fair-Trade-Label gehandelt wird, hofft man die Basis zu verbreitern und auch in Deutschland und der Schweiz in absehbarer Zeit mit einem Label für faires Gold auf den Markt zu kommen. Dabei steckt der Teufel jedoch im Detail, wie Geologe Siepelmeyer weiß. „Man braucht schon eine anständige Menge an Gold und muss den kontinuierlichen Nachschub gewährleisten, bevor man aktiv wird und mit dem Label an die Öffentlichkeit geht“, so der im westfälischen Münster arbeitende Experte. Ein wesentlicher Grund, weshalb FairTrade Deutschland sich mit der Lancierung des Labels Zeit lässt. Statt 2013, wie ursprünglich vorgesehen, kommt es nun erst in den „kommenden Jahren“, so FairTrade-Mitarbeiterin Caroline Zamor.

Es dauert schlicht, bis kleine Genossenschaften wie EcoAndina oder Oro Verde aus Kolumbien zertifiziert und in der Lage sind, auch regelmäßig zu liefern. Dafür hat Goldschmied Spille Verständnis und für ihn hat sich mit der Visite in Argentinien der Kreis ohnehin geschlossen. Nun weiß er, wie hart es ist, mit dem Sieb im kalten Flusswasser zu stehen, und wie lange es dauert, bis ein paar kleine Goldkörner übrig bleiben. Landen die bei ihm in der Werkstatt, werden sie eingeschmolzen und dann in die Form gegossen. Erst gestern sind zwei Rohlinge entstanden, die heute gefeilt, geschmiedet und poliert werden, um demnächst vor dem Standesbeamten über den Ringfinger gestreift zu werden. Bei diesen Ringen kann sich das Paar sicher sein, nicht das Elend anderer Menschen am Finger zu tragen.