Mehr Leiharbeit

LEIHARBEIT Der Senat weiß wenig, vor allem nicht, was ihn jene kosten, die vom Job nicht leben können

Die Zahl der Leiharbeitsfirmen wächst rapide

74 Millionen Euro geben Bund und Länder jährlich aus, weil Menschen trotz Arbeit nicht von ihrem Lohn leben können. Wie viele Millionen davon auf Bremen entfallen ist vollkommen unklar. Das geht aus einer Antwort des rot-grünen Senates auf eine Große Anfrage der Grünen hervor. „Das ist ein Unding“, sagt Silvia Schön, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen.

Unklar ist auch, wie viele Betriebe in Bremen Stammbelegschaften abbauen und dafür LeiharbeitnehmerInnen beschäftigen. Weder zur Frage der Größenordnung kann der Senat etwas sagen, noch hat er Erkenntnisse, welche Branchen und Unternehmen betroffen sind. Dazu gebe es lediglich „einzelne Hinweise“, heißt es in dem Papier. Immerhin: Der Senat bewertet die vermehrte Substitution regulär Beschäftigter durch Leiharbeit als „arbeitsmaktpolitisch negativ“. SPD und Grüne haben diese Entwicklung im Bund einst selbst mit vorangetrieben. Zeitarbeit sei zwar „ein sinnvolles Instrument“, so der Senat, jedoch müssten „zentrale Fehlentwicklungen korrigiert werden“.

Im Oktober 2009 – neuere Zahlen gibt es nicht – waren 16.331 BremerInnen trotz Arbeit auf ergänzende Transferleistungen angewiesen. Tendenz leicht steigend: Zwei Jahre zuvor waren es noch 15.610 Menschen. Im Durchschnitt bekamen die Betroffenen im Oktober vergangenen Jahres 380 Euro vom Staat, zusammen 6,2 Millionen Euro.

Unklar ist jedoch, wie viele davon LeiharbeiterInnen sind. Sicher ist nur, dass im Juni vergangenen Jahres 10.931 LeiharbeiterInnen im Land Bremen beschäftigt waren, davon 2.068 in Bremerhaven. Zugleich gab es 414 Verleihbetriebe. Die Branche wächst demnach sehr stark: 2008 noch wurden nach Angaben der Grünen in Bremen 120 solcher Firmen gezählt. 24 dieser Firmen wurde zwischen 2007 und 2009 die Erlaubnis entzogen, zumeist wegen Insolvenz, weitere 18 bekamen Auflagen erteilt. mnz