Unbeantwortete Fragen

EXPERIMENTIERFELD Das Hamburger Projekt „School of Zuversicht“ fragt, wie Musik und Kritik ein Stück zusammengehen können

Eher ein Experimentierfeld als Raum für Lehrmeinungen und richtige Gesinnungen

VON NILS SCHUHMACHER

In – nicht nur popmusikalischen – Zeiten, in denen allenfalls die Wahl zwischen Verdummung und Rückzug anzustehen scheint, das Wort „Zuversicht“ gänzlich unironisch in den Mund zu nehmen, zeugt von einem gewissen Optimismus. Eine ganze „School of Zuversicht“ zu gründen fast schon von Programmatik. Die darin zum Ausdruck kommende Haltung ist allerdings nicht Ergebnis der üblichen nassforschen Großmäuligkeit, als sie auf zwei ganz anderen und selten gewordenen Überzeugungen beruht.

Die erste lautet: es werden sich schon noch welche finden lassen, die die „Randnotizen from idiot town“ (so der Titel der jüngst erschienenen Platte) auch lesen – und zwar richtig. Die andere lautet: man soll auch mal das Band-Prinzip vergessen und lieber einen veritablen und beweglichen Haufen ähnlich Gesinnter versammeln, um in alle Richtungen auszukundschaften, was möglich ist.

So schwirrt zum einen um den Kern der Sache, unter anderem und vor allem DJ Patex, eine ganze Heerschar guter Bekannter, etwa aus den Häusern „Goldene Zitronen“, „Knarf Rellöm Trinity“ und „Die Türen“. Zum anderen wird ein Prinzip verfolgt, das anstelle des einen, nämlich „unverwechselbaren“ Sounds die Idee der Collage, der Aneignung und des seriösen Spiels mit Möglichkeiten setzt. Das erinnert an Bastard-Pop, der das offensichtlich Unpassende aufeinanderstapelt und ineinander verschachtelt und so, was man für ursprüngliche Bedeutungen hält, in Frage stellt.

Der Begriff der Möglichkeit ist hier aber nicht auf die musikalischen Ausdrucksmittel beschränkt. Statt um eine postmoderne Werkschau dessen, was man alles weiß und kennt, geht es um die ganz altmodische Frage, auf welche Weise Musik und Kritik jetzt, hier und heute ein Stück zusammengehen können.

„School of Zuversicht“ ist dabei eher ein Experimentierfeld als der Raum für Lehrmeinungen und richtigen Gesinnungen. Nur in einer Hinsicht wird deshalb Eindeutigkeit produziert: Die „Koalition von Elenden und Erlebenden“ (Diederichsen) gründet sich auf der Tanzfläche und trägt ein Indietronic-Gewand. Auf dem Fundament klarer, mal durchgängiger, mal überraschend gebrochener Beats blubbert es warm, wummert der Bass und teilt entspannter Gesang wohldosiert mit, was im Zettelkasten der übrig gebliebenen Fragen noch unbeantwortet ist. Es sind glücklicherweise noch einige.

Fr, 16.4. Hafenklang, Goldener Salon, 21 Uhr