Osterbraten im Nationalpark geschossen

TIERMORD Vielerorts in Schleswig-Holstein beklagen Naturschützer das gezielte Umbringen geschützter Vogelarten. Die Täter, zumeist Jäger, würden durch ihr Umfeld gedeckt. Daher sei die Dunkelziffer hoch

Wer den Behörden etwas meldet, muss manchmal um seine Gesundheit fürchten

Jagdfrevler machen in Schleswig-Holstein Hatz auf geschützte Vögel. So ist im Kreis Rendsburg-Eckernförde eine Rohrweihe in einem Fangeisen verendet, in Dithmarschen wurden Habichte und Mäusebussarde vergiftet, und in Nordfriesland schoss ein Jäger seinen Osterbraten sogar in einem Naturschutzgebiet: Ein Umweltschützer fotografierte ihn am Karfreitag, als er am Rande des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer eine Nonnengans tötete.

Diese Fälle seien nur die Spitze des Eisberges, erklärt der Naturschutzbund Deutschland (Nabu): „Die Dunkelziffer ist hoch, es werden nur Zufallsfunde bekannt“, sagte Nabu-Geschäftsführer Ingo Ludwichowski. In der ländlichen Bevölkerung schütze das soziale Kontrollsystem die „Tiermörder“: Wer einen Jäger anzeigt, werde geächtet. „Daher bekommen wir vielfach nur anonyme Hinweise.“

Oftmals gibt es nicht einmal diese, so dass in Norddeutschland immer wieder Vögel auf mysteriöse Art und Weise verschwinden. In Dithmarschen beispielsweise vermissen Vogelliebhaber die Hälfte der Uhus, Bussarde und Seeadler. Andererseits werden dem Nabu zufolge bei Jagdzusammenkünften immer wieder hinter vorgehaltener Hand illegale Methoden der „Raubzeugbekämpfung“ thematisiert, sagt Ludwichowski: „Offensichtlich gehen Teile der Jägerschaft von einer stillschweigenden Duldung ihrer illegalen Machenschaften aus.“

Wer dennoch den Behörden etwas meldet, muss manchmal sogar um seine Gesundheit fürchten. So wurde ein Dithmarscher von zwei Jägern bedrängt, als er in einem Waldstück bei Christianslust (Kreis Dithmarschen) eine Tierfalle fotografierte. Das Amtsgericht Meldorf stellte das Strafverfahren gegen die beiden Männer ein, beide mussten je 150 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Vom Landesjagdverband gab es keine offizielle Stellungnahme. Eine Sprecherin sagte gestern lediglich: „Schwarze Schafe gibt es überall.“  (dpa)