UNTERM STRICH

Alles war beschlossene Sache: Das Kölner Schauspielhaus von 1962 sollte abgerissen werden, an seiner Stelle würde ein Neubau „mit Strahlkraft“ entstehen. Aber jetzt wird doch nichts draus, und das geht allein auf die Bürger zurück. Mehr als 50. 000 Leute unterschrieben die Forderung der Initiative „Mut zur Kultur“, das Schauspielhaus stehen zu lassen und zu sanieren. Daraufhin schwenkte der Stadtrat am Dienstagabend um. Das ist nicht nur für Denkmalschützer ein Erfolg, sondern könnte auch Symbol dafür sein, dass die Stadt in ihrer Kulturpolitik endlich auch auf ihre Bürger zu hören beginnt. Köln ist kein Einzelfall – vielerorts in Deutschland sollen Nachkriegsbauten verschwinden: in Bonn zum Beispiel die Beethoven-Halle, in Hannover der Landtag. In beiden Städten formiert sich Widerstand. Die Argumente der Abrissbefürworter sind immer die gleichen: Die Bauten entsprechen nicht mehr den heutigen Anforderungen, sie müssten sowieso aufwändig umgebaut werden, das aber lohne sich nicht, denn dazu seien sie einfach zu hässlich. Das Schauspielhaus in Köln bildet zusammen mit der ebenfalls von Wilhelm Riphahn entworfenen Oper von 1957 ein Ensemble, das noch heute viel über die Nachkriegszeit erzählt, als man modern und großzügig bauen wollte – und mit Blick auf die großen Verkehrsachsen. Zurzeit bietet es einen traurigen Anblick. Das liegt aber auch daran, dass die Stadt den Komplex 50 Jahre lang verkommen ließ. Nun ist alles so baufällig, dass eine Sanierung teuer wird. Die Initiative für den Erhalt des Schauspielhauses geht selbst von 270 Millionen Euro aus.