Zebra sucht Identität

MSV bleibt sich treu: Nach drei Monaten muss Coach Kohler wieder gehen. Gesucht wird nun fürs Unterhaus

Walter Hellmich hatte genug. „Das geht so nicht“, sagte der Vorsitzende des MSV Duisburg und beurlaubte gestern Jürgen Kohler – erst am 19. Dezember 2005 wurde er als Trainer und Sportdirektor eingestellt. Als Rettungsaktion im Abstiegskampf der MSV-Zebras wollte Hellmich das nur indirekt verstanden wissen: „Natürlich versuchen wir alles, um die Klasse zu halten. Es muss aber auch weiter gehen, wenn wir es nicht schaffen“. Vorerst leitet Heiko Scholz, einer von vier Co-Trainern, die Übungen.

Für Hellmich hatte Kohler die oberste Direktive verletzt: Absolute Identifikation. „Bei mir zählt die Putzfrau genauso viel wie der Geschäftsführer, solange sie sich nur in den Dienst der Firma stellen“, sagte Hellmich, der ein Bauunternehmen mit 1.000 Angestellten führt.

Kohler gehört also nicht mehr dazu. Obwohl mit Vertrag bis 2007 und auch für die 2. Liga ausgestattet, druckste er stets herum, redete von rechnerischen Chancen auf den Ligaverbleib – das Bekenntnis zum MSV blieb aus. Zwar gab der einstige Abwehrspieler gerne den Typ „ehrlicher Mallocher“, ließ aber erkennen, dass die 2. Liga unter seinem Niveau sei. Hellmich missfiel das, ebenso Kohlers Nörgeleien an wenig „professionellen Strukturen“ – der einstige Juventus-Spieler monierte fehlendes Flutlicht am Trainingsgelände ebenso wie die nicht vorhandene Rasenheizung. Bei Fans und Sponsoren kam der Weltmeister so schlecht an wie seine sportliche Bilanz. Von zwei auf sechs Punkte wuchs unter ihm der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz.

„Wir mussten handeln. Kohler gelang es nicht, eine eingeschworene Einheit zu formen. Außerdem brauchen wir kurzfristig Klarheit“, so Hellmich. Wie schon beim Ex-Trainer Pierre Littbarski machte er kurzen Prozess: Weltmeister „Litti“ hatte sich 2002 ähnlich erfolgreich aus dem Amt genörgelt. Für Kohler ist es der dritte vorzeitig beendete Vertrag in Folge. Entsprechend lakonisch fällt seine Reaktion aus: „Der Präsident wollte wohl einen anderen Weg als ich gehen. Ich hätte aber gerne weiter gearbeitet.“

Nachfolger Heiko Scholz war als Ersatzmann bereits im Dezember eingesprungen. Auch jetzt ist er nur Zwischenlösung. Hoch gehandelt wird Jos Luhukay, der beim SC Paderborn erfolgreich arbeitet. Auch Scholz wird dann wohl weiter machen: „Wenn der Verein mich braucht, bin ich da“, sagt der 39-Jährige. Und MSV-Boss Hellmich wird es gerne hören. ROLAND LEROI