nationalpark senne
: Dschungel bitter nötig

Gestern stand der Landesumweltminister Eckhard Uhlenberg mit farbenprächtigen Prospekten auf einer Berliner Bühne. Der Christdemokrat eröffnete eine Ausstellung über den Nationalpark Eifel. Lang sang er das Loblied auf den „Entwicklungsmotor für die ganze Region“. Im eigenen Land hingegen versagt ihm die Stimme: Weil dem bekennenden Bauern Uhlenberg die wenigen Argumente der Agrarlobbyisten in Ostwestfalen schwerer wogen als die Entwicklung von Natur und Tourismus einer ganzen Region, bleibt der Nationalpark Senne Zukunftsmusik.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Abgesehen von den 1.000 Tier- und Pflanzenarten, deren Überleben nur in einem Nationalpark gesichert ist: Die Ostwestfalen haben den Ur-Wald, zu dem die aufgeforsteten Baumfelder einmal werden sollten, aus vielen Gründen bitter nötig. Seit der Gesundheitsreform werden Kuren seltener verschrieben, Gästebetten in den Kurorten Bad Salzuflen, Bad Lippspringe und Nachbargemeinden stehen leer.

Darüber hinaus machen zwei Entscheidungen der Europäischen Union dem Mittelgebirge zu schaffen: Bauern erhalten zukünftig weniger Agrarsubventionen. Viele Höfe hängen an diesem Tropf. Versiegt er, werden sie zwangsläufig auf andere Einnahmequellen angewiesen sein. Und auch der Etat für die ländliche Entwicklung wurde in diesem Jahr um 40 Prozent gekürzt. Bislang konnten die Dörfer davon Naturschutzflächen pflegen, Gemeinschaftshäuser und Dorfplätze bauen. Ostwestfalen ist nicht vergleichbar mit dem Umland von Köln, Düsseldorf oder Münster – dort ziehen gestresste Städter und Familien gerne ins grüne Umland. Ostwestfalen ist zum Pendeln kaum geeignet, aber Wanderer könnten sich für die dünn besiedelten Berge begeistern. Der Nationalpark Eifel hat im vergangenen Jahr mehr als 20.000 Gäste empfangen. Im zweiten Anlauf sollte Minister Uhlenberg dem Nationalpark Senne die gleiche Chance geben.