Kultur bekommt ein bisschen Geld

Erst hielt es der Senat gestern nicht für nötig, zugesagte Gelder freizugeben, dann überlegte er es sich anders

Für Nervenkitzel sorgte gestern der Bremer Senat. Am Vormittag vertagten die Senatoren kurzerhand den Entschluss, bereits zugesagte Projektmittel für das laufende Halbjahr für Bremer Kultureinrichtungen freizugeben.

Damit stürzten sie einige KulturarbeiterInnen in Existenznöte. Schließlich warten die seit Anfang des Jahres auf eine Finanzspritze. Die war ihnen als Ersatz für eine langfristige Förderung versprochen worden. So, wie viele Sozialeinrichtungen zählen auch die Kulturschaffenden zu den Leidtragene des Koalitonspokers zwischen SPD und CDU. Zahlreiche Projekte mussten deswegen bereits abgesagt werden.

Carsten Werner vom Jungen Theater fehlten gestern die Worte, um das Verhalten der großen Koalition gegenüber der freien Szene zu beschreiben. Dass auch Kultureinrichtungen eine Planungssicherheit bräuchten, um Honorare für freie Mitarbeiter und Auftritte bezahlen zu können, sei bei den Senatoren offenbar noch nicht angekommen. „Die CDU-Kollegen haben offenbar den Ernst der Lage nicht erkannt“, sagte auch Carmen Emigholz, kulturpolitische Sprecherin der SPD, die sich noch vor zwei Wochen darüber gefreut hatte, dass der Senat das Geld gestern freigeben wollte. Ein Kultursenator, der für die Kultur hätte kämpfen können – wenn er denn gewollt hätte – war nicht zugegen: Jörg Kastendiek (CDU) ist im Urlaub, die Kulturstaatsrätin war krank.

Am Nachmittag kam dann die große Wende: Hoch zufrieden verkündete Emigholz, dass Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) sich auf ihr Drängen hin der Sache doch noch angenommen und die Senatsmitglieder für eine Sondersitzung zusammengetrommelt hätte. Flugs wurden 435.000 Euro für Personal und noch einmal 419.000 Euro für Projektförderung abgesegnet.

Doch die Freude der Empfänger hält sich in Grenzen. Auch für das nächste Halbjahr sind Konzerte, Aufführungen und Festivals geplant, ob und wann die finanzielle Förderung dafür freigegeben wird, steht in den Sternen. „Für uns geht das Drama jetzt von vorne los“, so Carsten Werner vom Jungen Theater. Und: „Ein positives Bekenntnis zur Kultur sieht anders aus.“ Das Signal, das damit nach außen gesendet werde: Tontechniker, Sänger, Regisseurinnen und andere Kulturschaffende – meidet diese Stadt. Es sei denn, ihr seid auf Lohn nicht angewiesen. Eib