CDU fürchtet Zweifel am Standort Gorleben

ATOMMÜLL Unions-Obmann Reinhard Grindel wirft Greenpeace Panikmache vor. Eine Erkundung alternativer Endlagerstandorte hält er für teuer und riskant. Gorleben-Gegner mobilisieren zu Protesten

BERLIN taz | Die CDU sieht auch nach den neuen Informationen über die Auswahl von Gorleben als Endlagerstandort (taz von gestern) keinen Anlass, an der weiteren Erkundung des Salzstocks zu zweifeln. Auch die Untersuchung alternativer Standorte hält Reinhard Grindel, Obmann der Unionsfraktion im Gorleben-Untersuchungsausschuss, nicht für sinnvoll. Denn dies würde „einen hohen finanziellen und personellen Aufwand“ bedeuten, zu „unnötigen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen“ führen und in der Öffentlichkeit „Zweifel an der Eignung von Gorleben schüren“, sagte Grindel am Mittwoch.

Greenpeace hatte am Dienstag bisher vertrauliche Akten veröffentlicht, die belegen, dass Gorleben durch politischen Druck innerhalb weniger Wochen zum einzigen Endlagerstandort ernannt wurde. Zudem fanden sich in den Akten Hinweise auf Wasservorkommen von bis zu einer Million Kubikmeter. Grindel warf Greenpeace nun vor, „unseriös“ zu agieren. „Man darf den Menschen keine Angst machen.“ Die Größe des erwähnten Wasserreservoirs sei vom Bundesamt für Strahlenschutz mittlerweile auf 1.500 Kubikmeter korrigiert worden. Auch dies ist allerdings noch deutlich mehr als bisher angegeben.

Im Vorfeld des nächste Woche beginnenden Gorleben-Untersuchungsausschusses kritisierte Unions-Obmann Grindel zudem SPD und Grüne. Diese würden nun die Eignung von Gorleben als Endlager infrage stellen, obwohl sie im Atomkonsensvertrag im Jahr 2000 die „Eignungshöffigkeit“ von Gorleben bestätigt hatten und es seitdem wegen des Moratoriums keine neuen Erkenntnisse gegeben habe.

Trittin widerspricht

Der damalige Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) wies dies gegenüber der taz zurück. Es sei „völliger Quatsch“, dass die Grünen die Eignung von Gorleben akzeptiert hätten. Die Formulierung im Atomkonsens bedeute lediglich, dass die bis dahin gewonnenen Erkenntnisse „der Hoffnung auf eine Geeignetheit“ nicht entgegenständen. Zudem habe es seitdem neue Forschungen und neue Sicherheitskriterien gegeben.

Aus Protest gegen die Weitererkundung von Gorleben und die geplante Verlängerung der AKW-Laufzeiten starten Bauern aus dem Wendland am nächsten Mittwoch mit Traktoren zu einem Treck nach Krümmel. Von dort ist am Samstag, 24. April, eine Menschenkette über Hamburg bis nach Brunsbüttel geplant. MALTE KREUTZFELDT