Kunstrundgang
: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Sabine Hornig: bis 13. April, Galerie Barbara Thumm, Di.–Fr. 11–18, Sa. 13–18 Uhr, Dircksenstr. 41; bis 24. Mai auch Berlinische Galerie, Mo.–So. 10–18 Uhr, Alte Jacobstr. 124; Bettina Pousttchi: bis 22. April, Buchmann Galerie, Di.–Sa. 11–18 Uhr, Charlottenstraße 13

Kein Durchkommen, nirgendwo. Bei Barbara Thumm verstellt eine mächtige Mauer aus grauem Stein den Galerieraum, bei Buchmann geschieht das Gleiche durch angehäufte Absperrgitter. Sabine Hornig ist bei Barbara Thumm, Bettina Pousttchi bei Buchmann für diese Hermetik verantwortlich, die allerdings eine trügerische ist. Bei näherer Überprüfung besteht die 15 Meter lange Mauer bei Thumm keineswegs aus dem schweren Granit, den man vermutete. Vielmehr sind die Steine aus Pappmaché geformt, federleicht, fragil, nicht solide. Dennoch wirkt der Fake wie richtige Architektur. Spontan wünscht man sich, auch andere Bauten bestünden aus solchem Material. Wie leicht ließen sie sich umstoßen, verwerfen, verändern, neu errichten. Die Haltbarkeit der Architektur ist nicht nur ein Glück, das vergangene Zeiten in der Gegenwart bewahrt. Sie ist aus eben diesem Grund auch ein Fluch. Verblüfft registriert man, dass Sabine Hornig ihre Arbeit „Vorher und Nachher“ nennt. Dass sie nicht das ,davor und dahinter‘, den räumlichen, sondern den zeitlichen Aspekt betont. Ihre Arbeit vermittelt das umstandslos.

Ein Absperrgitter dagegen ist von Natur aus temporäre Architektur, eine offene, leichte und flexible Struktur. Das aber heißt nicht, dass sie aufgebaut weniger hart, undurchdringlich und massiv wäre als die feste Wand. Hinter dem Absperrgitter wacht oft genug die Macht. Der Staat und seine Polizei, die auch auf zehn Monitoren von der Künstlerin herbeizitiert wird. Richtig spannend gestaltet Bettina Pousttchi aber ihre Installation durch die Fotoserie „Take Off“, die sie am Flughafen Tempelhof aufnahm. Diese für die Ewigkeit gebaute Architektur, steingewordene Machtdemonstration par exellence, sucht heute nach einer Verwendung. Die Zukunft der Absperrgitter wird länger währen, das gibt zu denken.