„Ganz neue Verbindlichkeit“

PARTIZIPATION Auf den Elbinseln startet heute ein innovatives Bürgerbeteiligungs-Projekt

■ 47, Werkzeugmacherin und Diplomkauffrau, ist hauptamtlicher Vorstand der Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg.

taz: Frau Kiehn, was ist an Ihrem Bürgerbeteiligungsprojekt so besonders?

Bettina Kiehn: Für Hamburg ist es das erste Mal, dass die Bürgerbeteiligung eines Stadtentwicklungsprojekts – hier die Fortschreibung des „Sprungs über die Elbe“ – ganz in die Hände eines freien Trägers gelegt wird: des Bürgerhauses Wilhelmsburg.

Wer sind Ihre Kooperationspartner und Financiers?

Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt sowie der Bezirk Hamburg Mitte. Und normalerweise beauftragen sie einen Dienstleister. Ein Stadtentwicklungsbüro zum Beispiel.

Welchen Vorteil hat Ihr Ansatz?

Dass wir nicht nur kurz einfliegen, sondern den Prozess langfristig begleiten. Außerdem kennen wir etliche Menschen im Stadtteil und wissen, wen man einbinden muss.

Wie entstand Ihr Projekt?

Es ist Ergebnis eines Protests. 2012 hatte die Stadtentwicklungsbehörde versucht, die Bürgerbeteiligung für die Entwicklung der Elbinseln voranzutreiben. Der Ansatz hatte nicht zum Ziel, die Bevölkerung breit einzubinden. Das Initiativen-Netzwerk der Elbinseln hat protestiert und Anforderungen formuliert. Die habe ich gebündelt und mit den Behörden verhandelt.

Birgt dieser Ansatz weitere Innovationen?

Ja. Von Anfang an werden Verbindlichkeit und Transparenz hergestellt: Die Behörde hat sich verpflichtet, langjährig und regelmäßig über die Verwendung der Ergebnisse zu berichten.

Und was passiert auf der heutigen Auftaktveranstaltung?

Wir werden Themen sammeln, die für die Menschen hier wichtig sind. Dazu werden wir an kleinen Tischen sitzen, sodass eventuelle Verständigungsprobleme schnell gelöst werden können.

Wie haben Sie eingeladen?

Auf unterschiedlichen Wegen, die normale Stadtentwicklungsverfahren bisher nicht genutzt haben. Wir haben zum Beispiel gemeinsam mit dem Kreiselternrat Einladungen an die Eltern übermittelt.

Und wenn wenige kommen?

Egal, wie viele kommen: Wir werden in den nächsten Wochen an viele Orte gehen – zum Beispiel in Einrichtungen, die Weiterbildungs- und Integrationsangebote für Migranten machen. Aber auch zu normalen Vereinen. Denn je mehr Menschen sich beteiligen, desto eher werden unsere Vorschläge von der Politik ernst genommen.  INTERVIEW: PS

Start des Beteiligungsverfahrens „Perspektiven! Miteinander planen für die Elbinseln“: 18 Uhr, Bürgerhaus Wilhelmsburg, Mengestr. 20