Irans Marine feiert sich

Bei einem Manöver werden neue Waffen vorgestellt. Doch dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Kritik an Ahmadinedschad wächst

VON BAHMAN NIRUMAND

In diesen Tagen präsentiert die iranische Marine eine Erfolgsmeldung nach der anderen. Am Montag wurde bekannt gegeben, dass bei einem Großmanöver am Persischen Golf ein neuer, im Iran produzierter Unterwassertorpedo erfolgreich getestet wurde. Der Torpedo könne „über und unter Wasser jedes Schiff zerstören“, sagte der Manöversprecher Konteradmiral Ebrahim Dehghani. Das seit Freitag laufende Manöver „Großer Prophet“ solle den Feinden Irans zeigen, dass sie bei einem Angriff mit einer harten Antwort rechnen müssten. Bei dem Torpedo handele es sich um die „gefährlichste Seewaffe“. Potenzielles Ziel der Waffe seien feindliche U-Boote und Schiffe im Persischen Golf, insbesondere in der Straße von Hormuz. Diese liegt am Ausgang des Golfs und wird täglich von zahlreichen Tankern zum Transport des Öls aus dem Nahen Osten befahren.

Nach Angaben Dehghanis wurde bereits am Freitag, dem ersten Tag des Manövers, die Rakete „Schah 2“, die mehrere Ziele gleichzeitig treffen und den feindlichen Radarschirmen entgehen kann, erfolgreich getestet. In den kommenden Tagen würden weitere Raketen getestet, die „das Land stolz machen werden“, sagte Dehghani. Die Tests hätten bereits bei den US-Truppen „Unruhe“ ausgelöst und sie in Alarmbereitschaft versetzt. An dem Manöver, das bis Donnerstag dauern soll, nehmen neben Marine und Heer auch die Organisation der Revolutionswächter, die Polizei und die Milizenorganisation Basidsch teil.

Tatsächlich zeigte sich Washington über die Machtdemonstration Irans besorgt. Außenamtssprecher Adam Erli sagte, die Tests neuer Raketen und Torpedos würden nicht nur die Nachbarländer als Gefahr ansehen. Der Golf sei ein lebenswichtiger internationaler Wasserweg. In dieser Region unterstützen zahlreiche Länder die US-Streitkräfte.

Demgegenüber hat ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums die Erfolgsmeldungen in Zweifel gezogen. Es sei zwar möglich, dass Iran bei der Entwicklung von Raketen Fortschritte gemacht habe, aber die Iraner seien bekannt dafür, dass „sie prahlen und übertreiben bei Erklärungen über ihre besseren technischen und taktischen Möglichkeiten“, sagte er.

Ob übertrieben oder nicht, die militärische Machtdemonstration kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die konfrontative Politik der Regierung von Präsident Mahmud Ahmadinedschad, insbesondere in Bezug auf das iranische Atomprogramm, auch im Iran selbst immer mehr Kritiker auf den Plan ruft.

Die Moschrekat-Partei, die größte Reformpartei, die von Mohammad Resa Chatami, dem Bruder des ehemaligen Staatspräsidenten, geführt wird, zeigte sich in einer offiziellen Stellungnahme „äußerst besorgt“ über die Gefahren, die das Land bedrohten. „Die Atompolitik der monopolistischen Regierung“ habe zu einer internationalen Frontbildung gegen den Iran geführt, heißt es in der Stellungnahme. Sie habe in der Bevölkerung die Befürchtung ausgelöst, die Fortsetzung dieser Politik könne nicht nur dazu führen, dass dem Iran das Recht verweigert werde, die Atomenergie friedlich zu nutzen. Sie könne sogar die Souveränität und die nationale Einheit des Landes in Gefahr bringen. Die Partei fordert die Regierung auf, unverzüglich die „abwegige Politik“, die „Feindseligkeiten“ und die Konfrontation zu beenden und stattdessen „Konsens und Kompromiss“ anzustreben. „Ein Widerstand gegen den Beschluss des UN-Sicherheitsrats wird uns zunehmend in die Isolation treiben und uns Schaden zufügen, der nicht wieder gutzumachen ist. Deshalb schlagen wir einen radikalen Kurswechsel vor, um das alte Vertrauen wieder herzustellen, und – solange die Krise nicht beendet ist – alle Aktivitäten zur Herstellung des atomaren Brennstoffs auszusetzen“, heißt es in der Erklärung der Partei.

Auch Großajatollah Montaseri, einer der höchsten schiitischen Geistlichen im Iran, hat die Politik der Regierung scharf kritisiert. Ohne speziell auf die Atompolitik einzugehen, sagte der 83-Jährige: „Die Freiheit darf es nicht nur für Politiker geben, sondern für das ganze Volk.“ Die heutige Welt akzeptiere keine Gewalt und Diktatur. „Irgendwann wird sich das Volk dagegenstellen und das überwinden.“

Mohsen Aminsadeh, unter Chatami stellvertretender Außenminister, warf der Regierung vor, durch eine „aggressive“ und „feindselige“ Außenpolitik das Land in eine tiefe Krise mit verheerenden Folgen geführt zu haben. Iran verliere zunehmend befreundete Staaten und werde immer weiter in die Isolation getrieben, schieb Aminsadeh.