Ein Tanz zwischen Himmel und Hölle

2. LIGA Der FC St. Pauli gewinnt gegen den FSV Frankfurt 2:1 ( 1:0) – trotz Schwächen der Außenverteidigung

„Man kann nicht behaupten, dass wir heute das bessere Team waren“

MICHAEL FRONTZECK, TRAINER

Es dauerte drei Minuten, da hatte John Verhoek seinen alten Kameraden gezeigt, warum sie ihn vermissen sollten. Noch nicht alle der knapp 28.000 Zuschauer hatten Platz genommen, da reagierte der Niederländer nach einer scharfen Hereingabe von Kevin Schindler am schnellsten und drückte den Ball aus kurzer Entfernung am Frankfurter Torhüter Patric Klandt vorbei ins Netz. Der Quickie gegen seinen Ex-Klub FSV Frankfurt war für den Mittelstürmer nichts Besonderes: Gegen Union Berlin hatte er am letzten Spieltag nach gut 20 Sekunden das Tor getroffen.

Doch damit hatten Verhoek und Schindler ihr Pulver schon verschossen. Verhoek kam im gesamten Spiel nur noch zu einer Minichance, Schindler sorgte für seinen Club, den FC. St. Pauli eher für Unsicherheit. Der Mittelfeldspieler, der für den lädierten Rechtsverteidiger Bernd Nehrig ins Team rückte, hatte in der Folge ein ums andere Mal gegen den Frankfurter Außenstürmer Denis Epstein das Nachsehen, der Schindler gleich mehrfach austanzte und seine Stürmerkollegen Mathew Leckie und Edmond Kapllani passgenau bediente.

Nur Torhüter Philipp Tschauner und einer großen Prise Glück war es zu verdanken, dass es 63 Minuten dauerte, bis einer der zahlreichen von Epstein eingeleiteten Vorstöße zum Frankfurter Torerfolg führte. Diesmal war Schindler zu weit aufgerückt, konnte auch Markus Thorandt Epstein nicht halten und als Kapllani dann noch ein Kunstschuss mit der Hacke gelang, war auch Tschauner machtlos.

In der Stunde zwischen diesen beiden Toren zeigten die Hamburger wie schon in Berlin, dass sie frühe Führung nicht können. Gerade mal ein Tor in Front, gaben sie Stück und Stück das Mittelfeld preis und ließen Frankfurt zu allerbesten Chancen kommen. Da auch der zweite Außenverteidiger, Marcel Halstenberg, seine Angewohnheit pflegte, Gegenspieler nur auf Sicht zu decken, flogen den Hamburger Abwehrspielern Flanken und Hereingaben nur so um die Ohren. Tschauner hatte mehrfach die Gelegenheit sich auszuzeichnen und viele Gründe, seine Vorderleute zusammenzufalten.

Die Männer vom Millerntor hingegen kamen nur noch zu ein paar Halbchancen nach Kontern, die Lennart Thy und Marc Rzatkowski aber kläglich vergaben. Auch die 58. Minute bot keine wirklich klare Möglichkeit, dennoch gab es die 2:0-Führung. Fabian Boll hatte Fin Bartels mit einem langen Pass geschickt, der klug auf Rzatkowski abgelegt, dem wiederum ein platzierter Schuss aus 20 Metern gelang. Frankfurts Torhüter Patric Klandt streckte sich vergeblich nach dem Ball, der knapp neben dem linken Pfosten einschlug.

„St. Pauli hatte heute eine hundertprozentige Chancenausbeutung“, übertrieb Frankfurts Kapitän Björn Schlicke nur ein wenig, während St. Pauli-Trainer Michael Frontzeck zugab: „Man kann nicht behaupten, dass wir heute das bessere Team waren.“ Dass bislang alle Saisonpartien mit höchstens einem Tor Unterschied endeten, zeigt zweierlei: St. Pauli kann auch mit den Großen der Liga durchaus mithalten, die Kleinen aber eben auch mit St. Pauli. So tanzt das Team derzeit zwischen Himmel und Hölle: Tabellenplatz zwölf nach der Niederlage in Berlin folgt nun nach sieben Spieltagen Rang sechs. Im Schnitt aber ergibt St. Paulis Tabellen-Jojo nur eines: Solides Mittelmaß.  MARCO CARINI