DAS WETTER: DER EMPFINDSAME

Im Kino gingen die Lichter an. Das Publikum erhob sich. Nur Elmar Rübsam hatte sich schon kurz vor dem Filmende hinausgeschlichen, bevor die ersten Kartenkontrolleure in den Saal strömten, um den Boden vom gröbsten Müll zu befreien. Niemand sollte sehen, dass er der geheimnisvolle Taschentuchberghinterlasser war. Seit Monaten war er das Thema in der Stadt: der Berg vollgeweinter Tücher, der sich jeden Abend in irgendeinem Kino fand. Alle Filmfreunde fragten sich: Wer war die mysteriöse Weinerin? Oder war es gar ein Er? Und warum flossen so viele Tränen? Schon spottete die Presse über den rätselhaften Fall und behauptete, es seien gar keine Tränen, sondern … – „Och nöö!“, drang jetzt die Stimme eines Kartenabreißers an Elmars Ohr, der seine Schritte beschleunigte. „Schon wieder der Heuler!“ Nie, niemals, nie dürften sie sein großes Geheimnis lüften, dass er, Elmar Rübsam, der empfindsamste Mensch der Welt war.