Hamburger Szene
: Die Wohnungssuche-Formel

Geht man als Nichthamburger in Hamburg auf Wohnungssuche, sollte zunächst eine entscheidende Frage geklärt sein: Welchen Stadtteil möchte ich zukünftig mein Zuhause nennen? Diese für Auswärtige einfach erscheinende Fragestellung entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als komplexe Formel mit vielen Faktoren. Die übliche Frage, wo viele Quadratmeter wenig Geld kosten, muss in Hamburg ergänzt werden. Beispielsweise um das Verhältnis Bürgersteigfläche zu Hundehaufen und wie man seiner Familie erklärt, warum man ausgerechnet in St. Pauli wohnt.

Letzteren Faktor konnte ich schnell aus meiner Wohnungssuche-Formel streichen, als ich auf dem Weg zu einem Besichtigungstermin in der Erichstraße hinter mir plötzlich ein lautes Krachen vernahm. Ein Knäuel aus Tisch, Wirt und Gast befand sich dort prügelnd auf dem Bürgersteig. Ich sah mir die zu vermietende Wohnung daraufhin nicht an – und auch keine weitere in St. Pauli. Dieser Stadtteil ist eben doch nur etwas für Hartgesottene.

Zu empfehlen sei Zartbesaiteten wie mir, so ein waschechter Hamburger, der Stadtteil Eimsbüttel. Erfahrungsgemäß ist dort jedoch der Hundehaufen-Faktor hochgradig ausgeprägt. Das Finden der persönlichen Wo-will-ich-in-Hamburg-wohnen-Formel ist tatsächlich eine Wissenschaft für sich. Anja Tiedge