ballern bei büchern
: Eine Schnapsidee

Manches klingt fortschrittlich, weltoffen und liberal – und ist trotzdem nicht klug. Es wäre zum Beispiel ganz dolle innovativ, in der Stadtbibliothek Raucher-ecken nebst Alkoholausschank für Jugendliche ab 16 Jahren einzuführen.

Kommentar vonBenno Schirrmeister

Eine Schnapsidee? Och, könnte man aber prima argumentieren: Der Wein macht gesprächig, sagt Lessing. Und ein Pfeifchen friedlich, wissen echte Indianer.

Auch Computerspiele haben so ihre Vorzüge. Und die Expertin der Stadtbibliothek kennt sie alle. Da wäre zum Beispiel: Beim Spielen am Computer ist eine Menge zu lernen. Und: Manche Kinder haben nur in der öffentlichen Bücherei Zugang zu elektronischen Medien.

Stimmt. Aber gerade das verpflichtet zum behutsamen Umgang und zur sorgfältigen Auswahl. So haben Hardcore-Ballerspiele wie „Unreal Tournament“ einen eher vordergründigen Reiz. Der verhilft ihnen zum Erfolg auf dem Markt, ganz ohne Protektorat. Sie sind, anders als die mitunter genialisch ausgetüftelten Strategie-Spiele, superleicht zu kapieren – was auf einen bescheidenen Lerneffekt hinweist. Außerdem haben sie ein erhebliches Suchtpotenzial. Die Aufgabe der Spielebeauftragten wäre es, sie aus dem Büchereiregal auszusortieren. Sie mit einer Extraveranstaltung zu promoten – das ist wirklich eine Schnapsidee.