Zu laute Energiewende

OFFSHORE-WINDPARKS Umweltverbände fordern Lärmschutz für Schweinswale in der Nordsee. Doch die norddeutschen Küstenländer blockieren bisher ein Schallschutzkonzept

Mehrere deutsche Umweltverbände haben Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) aufgefordert, sich für einen besseren Schutz der Schweinswale vor Baulärm bei Offshore-Windparks einzusetzen. Bisher blockierten die Stiftung Offshore Windenergie und die norddeutschen Küstenländer die Veröffentlichung eines mühsam erarbeiteten Schallschutzkonzeptes, behaupten die Naturschutzorganisationen BUND, Greenpeace, Nabu und WWF.

Nach zweijährigen Verhandlungen war der Entwurf für ein „Konzept für den Schutz der Schweinswale vor Schallbelastungen bei der Errichtung von Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee“ Mitte August gestoppt worden. Das Konzept sollte Grenzwerte, räumliche Belastungsgrenzen und technische Maßnahmen zur Lärmreduktion definieren, um die einzige heimische Walart vor zu viel Lärm zu schützen. Nach Einschätzung der vier Verbände stellt der Entwurf „einen akzeptablen Kompromiss dar“. Diese Einigung aber werde durch den Druck der Windkraft-Lobby gefährdet.

Etwa 55.000 streng geschützte Schweinswale leben im deutschen Teil der Nordsee. Auf Lärm, der sich unter Wasser weit ausbreitet, reagieren die Tiere sehr empfindlich. Untersuchungen haben gezeigt, dass der Orientierungssinn der Meeressäuger durch Lärm stark geschädigt werden kann. Lärm, wie er beim Bau von Offshore-Plattformen auftritt.

Bisher werden die Fundamente für die Windräder meist mit hydraulischen Schlagrammen in den Meeresboden gehämmert. Um die Schall-Emissionen dabei zu verringern, sind verschiedene Techniken entwickelt worden. Über ihre Anwendung aber herrscht bislang keine Einigkeit – aus Kostengründen.

Nach Ansicht von Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) müssen „die Zielkonflikte zwischen dem Bau von Offshore-Parks und dem Schutz der Schweinswale ausgeräumt werden“. Erforderlich für „den Einklang“ von Windkraftnutzung und Artenschutz sei „eine Evaluation unter Einbeziehung der Naturschutzverbände und von Vertretern der Offshore-Branche.“  SVEN-MICHAEL VEIT