Großevent als Bürgerpflicht

OLYMPIA Willy Bogner soll als Chef der Münchner Bewerbung die Winterspiele 2018 nach Deutschland holen. Immer häufiger wird der smarte Textilunternehmer wegen seines autokratischen Gebarens kritisiert

MÜNCHEN taz | So wie der Franz, so sollte es auch der Willy machen und ein sportliches Großereignis ins Land holen. Doch Unternehmer Willy Bogner ist eben nicht Franz Beckenbauer und der Plan geht gerade gehörig schief. Willy Bogner, Chef der Olympiabewerbungsgesellschaft „München 2018“, wird zum Problem-Willy: Der 68-Jährige gefährdet mit seinem autokratischen Führungsstil und unüberlegten Aussagen die ganze Bewerbung.

Am Dienstag verfolgen in München circa 70 Bürger, die meisten in Bogners Alter, in einer Art Hörsaal ein Gespräch zwischen Bogner und dem Journalisten Ulrich Chaussy. Bogner wirkt entspannt, plaudert, lacht spitzbübisch; es geht um ihn, seine Vergangenheit als Skirennläufer. Da macht es Spaß zu erzählen. Bei seinen ersten Spielen 1960 in Squaw Valley habe er sich gleich einen Cowboyhut gekauft. „Als 18-Jähriger Olympia zu erleben, das war natürlich ein absolutes Highlight“, sagt Bogner. Schon damals trugen die Olympioniken Klamotten der Firma Bogner, gegründet 1932 vom Vater, Willy Bogner senior. Das Gespräch nähert sich der Gegenwart, auch Bogner gewinnt an Fahrt. China habe sich durch die Spiele 2008 gewaltig internationalisiert. Speziell die Öffnung des Internets sei eine tolle Leistung. Der Moderator schluckt, widerspricht Bogner – doch das interessiert diesen wenig.

Kritischer wird die Stimmung, als es um die Münchner Bewerbung geht. Bogner spricht erst ein wenig von konkreten Vorzügen der Bewerbung, betont immer wieder die „Komplexität der Vorgänge“. In den strikten Verträgen des IOC sieht er kein Problem: „Für mich ist es ein völlig natürlicher Vorgang, dass Garantien abgegeben werden.“ Anschließend strahlt der Unternehmer und erzählt wie ein kleiner Junge, dass mit Olympia ja Tunnel und Zugstrecken im gesamten Münchner Umland gebaut werden. Und das Grummeln in den einzelnen Gemeinden? Das Strahlen erlischt, Bogner wirkt zickig, als er betont: „Niemand hat Gemeinden gezwungen, sich zu bewerben.“ Angesprochen auf die verärgerten Bürger, die für Olympia ihre Grundstücke zur Verfügung stellen sollen, meint er lapidar: „Der Einzelne muss im Zweifel auch zurückstecken. Das gehört zu seinen staatsbürgerlichen Pflichten.“ Natürlich fühlt sich Bogner auch nicht für das Scheitern des Biosphärenreservats verantwortlich. Das sei die Idee von Umweltschützern gewesen, er verstehe die Bauern, die sich dagegen gewehrt haben.

Spätestens an dieser Stelle ist klar: Bogner verdreht ein wenig die Tatsachen. Die Schaffung eines Biosphärenreservats galt als Eckpfeiler im Umweltkonzept der Olympiabewerbung. Der taz liegt ein offener Brief der Bürgermeister des Landkreises Garmisch-Partenkirchen an die Bewerbungsgesellschaft vor. Die Bürgermeister werfen der Gesellschaft Versäumnisse vor, beklagen eine schlechte Informationspolitik. Auf den Brief angesprochen, sagt Bogner: „Die Aufgaben sind klar verteilt. Es muss auch mal an uns rangetreten werden. Und die Gemeinden müssen die Flächen stellen.“ Bezüglich Lücken von mehreren Millionen Euro im Bewerbungsbudget ist er weniger klar: „Das notwendige Geld bekommen wir zusammen.“

Aussagen, mit denen sich Bogner angreifbar macht. Einige Olympiabefürworter, auch Entscheidungsträger aus der Politik, stellen seine hervorgehobene Stellung bereits in Zweifel. Die Gegner haben sich längst auf Bogner eingeschossen, ihn als Schwachstelle der Bewerbung ausgemacht. „Bogner sagt bei den Kosten einfach nicht die Wahrheit“, so der Grünen-Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann. „Außerdem hat er anscheinend ein völlig verkehrtes Demokratieverständnis.“ Doch Bogner zeigt durchaus Interesse für den kleinen Mann. Seine neueste Idee sieht vor, Kleinspender mit Beträgen ab 1 Euro zu werben. Damit soll die Olympiabewerbung jetzt so richtig an Fahrt gewinnen – zunächst noch mit Willy Bogner. SEBASTIAN KEMNITZER