Schwule Spielhäschen

US-Erotikimperium „Playboy Enterprises“ ist scharf auf Marktnischen: Jetzt sollen Homokunden bedient werden

Christie Hefner, 53, gilt als gute Geschäftsfrau, ihr Blick ist immer kühl genug, den Blick für Profitables nicht durch gestrige, Geschäftsfelder unbearbeitet lassende Moral eintrüben zu lassen. Nun hat die Vorstandsvorsitzende von „Playboy Enterprises“ in New York angekündigt, ein TV-Format für homosexuelle Männer etablieren zu wollen. Und weil in ihrem Heimatland die Bibelfanatiker allzu schrillen Einfluss haben, wird die Idee zunächst in Großbritannien realisiert. Auf der Insel sind die Vorstellungen von dem, was sich moralisch geziemt und was nicht, eher von laxem Profil.

Überliefert ist nicht, ob Hefner, Tochter des Playboy-Erfinders Hugh Hefner, mit diesem Projekt emanzipative oder libertäre Missionen hegt. Tatsache ist aber, dass sie stets genau weiß, was am Markt umsatzkräftig realisiert werden kann und was nicht: Ein Wirken nach kapitalistischen, nicht identitären Kriterien. Denn alles soll sich rechnen – und nach Analysen ihres Konzerns verfügen schwule Männer über Geld, das sie auch ausgeben, wenn das Angebot stimmt.

Dass das Playboy-Imperium, das 1953 als kleine, halblegale Klitsche zur Erwärmung hetero-männlicher Gedanken in in den USA geboren wurde, überhaupt sich des schwulen Marktes annimmt, ist freilich ein ziemlich gutes Zeichen. Beweist dies doch nicht allein die Kraft des Marktes, welche auf überkommene Moralen keine Rücksicht nehmen kann, sondern darüber hinaus, in diesem Fall, die Integration schwuler Sexwünsche in den Mainstream des Markts für erotische Produkte. Ein Fortschritt: In den meisten Ländern der Welt sind sie nur illegal zu erwerben oder anzuschauen.

Sofern Hefners Konzern es nicht bei TV-Aktivitäten belassen will, sind künftig auch die gedruckten Nischenprodukte im schwulen Markt bedroht, in Deutschland wären dies Magazine wie Du & Ich oder Männer aktuell: Ein Playman für Homosexuelle beispielsweise würde sie zwingen, entweder mit erotischen Fachillustrierten zu konkurrieren oder nur noch den sexfernen Special-Interest-Printmarkt zu beliefern. Christie Hefner wird wissen, was sie unternehmerisch wagen kann. Ihre Marktforschungsdepartments sind da schlau genug, außerdem: Schwule Kundschaft hatte ihr Haus längst – nur las es, verständlich, insgeheim nicht den Playboy, sondern das Playgirl, darin die männlichen Models suchend.

Zum Re-Import des in Großbritannien auszuprobierenden Formats sagte die Konzernchefin nichts. In den USA wird allenfalls eine ästhetisch eher zurückhaltende Version gezeigt – wie bei der Soap „Queer As Folk“. Im Vereinigten Königreich lief die raue Variante, die jetzt auch bei uns zu sehende Version ist die amerikanische: alles viel stubenreiner – dass auch heterosexuelle Zufallszuschauer nicht zu sehr erschrocken sein müssen. JAF