Prognose: Sinkende Arbeitslosigkeit

BESCHÄFTIGUNG Aus Angst vor Fachkräftemangel und mit Hilfe der Kurzarbeit horten die Unternehmen Arbeitskräfte. Hinter dem „Jobwunder“ steht jedoch auch ein struktureller Umbau des Arbeitsmarktes

BERLIN taz | Die Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren für 2010 und 2011 trotz Krise weniger Arbeitslose. Der Arbeitsmarkt habe sich im vergangenen Jahr als „außerordentlich robust erwiesen“, stellen die Ökonomen fest. So werde die Arbeitslosigkeit von 2009 auf 2010 um rund 41.000 Personen auf 3,38 Millionen Personen zurückgehen und 2011 erneut schrumpfen: Auf 3,31 Millionen Personen im Jahresdurchschnitt.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Die Unternehmen horteten aus Angst vor Fachkräftemangel im nächsten Aufschwung und unterstützt durch die von der Politik geförderte Kurzarbeit „in beträchtlichem Umfang Arbeitskräfte“, stellen die Wirtschaftsexperten fest. Auch die Lohnmoderation der vergangenen Jahre und flexiblere Tarifverträge ermöglichten es, Fachkräfte zu halten. Zudem spielt der demografische Faktor eine Rolle. Altersbedingt sinkt die Zahl der Erwerbstätigen. Für 2010 erwarten die Wirtschaftsexperten im Vergleich zu 2009 einen Rückgang um 35.000 auf 40,23 Millionen Personen.

Dahinter steckt jedoch auch ein struktureller Umbau des Arbeitsmarktes. Während im verarbeitenden Gewerbe zwischen Ende 2008 und 2009 rund 270.000 sozialversicherungspflichtige Stellen wegbrachen, entstanden zur gleichen Zeit im – geringer entlohnten – Gesundheits- und Erziehungssektor 176.000 neue Jobs. Der Umbau treibt auch die Teilzeitquote nach oben: 2009 nahm die Zahl der Vollzeitstellen um 360.000 ab, die Zahl der Teilzeitstellen legte hingegen um 270.000 zu. EV

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