Und jetzt alle!

BÜRGERBETEILIGUNG In Wilhelmsburg sollen die Bürger auf Augenhöhe mit der Verwaltung mitplanen

Zu unverbindlich, zu deutsch finden Kritiker die Beteiligung

An der Menge mangelte es nicht, wohl aber an der Qualität. „Technisch, spaßfrei und mit engen Vorgaben“, beschreibt Bettina Kiehn vom Bürgerhaus Wilhelmsburg die bisherige, von der Verwaltung organisierte Bürgerbeteiligung auf der Elbinsel. Seit Montagabend will man nun in Wilhelmsburg „ganz neue Wege in Sachen bürgernaher Entwicklungsplanung“ beschreiten, sagt Bettina Kiehn von der Stiftung Bürgerhaus Wilhelmsburg bei der Auftaktveranstaltung. Das Bürgerhaus hat nun alle Wilhelmsburger dazu eingeladen, ihre Ideen und Wünsche für ihren Stadtteil „auf Augenhöhe“ und „ohne enge Vorgaben“ einzubringen.

Genau in dieser Offenheit sehen Kiehn und Projektleiterin Brit Tiedemann die große Chance des neuen Verfahrens, da jetzt „zu allen Themen, die hier wichtig sind“, beraten werden könnte. Bis April 2014 werden in Themengruppen Vorschläge an die Verwaltung erarbeitet. Diese hat sich verpflichtet, „über viele Jahre darüber zu berichten, welche Ergebnisse wie und wo verwendet wurden, welche nicht und warum“, so Kiehn.

Für Manuel Humburg vom Verein Zukunft Elbinsel ist diese Ansage noch viel zu schwammig. „Es muss deutlicher werden, welche Verbindlichkeit das Ganze hier hat“, sagt der Wilhelmsburger mit umfassender Bürgerbeteiligungserfahrung. Neben dem Aspekt der Verbindlichkeit wurde von Seiten des Publikums auch die für ein „neues Beteiligungsverfahren“ so zentrale Frage aufgeworfen, „welche Beteiligungsstrukturen benötigt“ werden, „um auch andere Personen zu erreichen“. Beim Planungsauftakt jedenfalls waren es hauptsächlich Vertreter der deutschstämmigen Mittelschicht ab dreißig.  DARIJANA HAHN