schurians runde welten
: Feel the Spiel!

„Die Spieler sind immer noch die gleichen, sie ändern sich nicht, sowohl beim Gegner als auch bei uns.“ (Mirko Slomka)

Auch Fußballer werden nicht von Schicksalsschlägen verschont. Etwa Gustavo Varela. Seit vier Jahren läuft der Uruguayer auf für Schalke 04. Nach einigen Monaten brach er sich den Schädel, heute steht er wieder im Kader – eine schöne Fußballgeschichte. Weniger schön ist die Überschrift, die gestern über ihn im Regionalsportmagazin RevierSport erschien: „Varela zurück in der Heimat. Erst Vertrags-Verlängerung, dann Tod der Mutter“.

Nicht nur die Titelei kann zeigen, dass auf dem Planet Fußball andere Regeln gelten. Und die erste Regel lautet: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Auch die Sportgazette beherzigt das nach Kräften.

Denn RevierSport schreibt über Varelas Reise nach Montevideo, nicht ohne die wichtigen Dinge zu vergessen: Vermutet das Blatt zunächst noch, dass Varela keinen Gedanken an das gestrige Spiel gegen Sofia verschwendet haben wird, weil der 27-Jährige stattdessen seiner Familie beistehe und die „Formalien für die Beisetzung“ erledige, vergisst man den Leser nicht und auch nicht die Sportnachricht zum Trauerfall: „Erst Anfang kommender Woche wird Varela zurück nach Deutschland fliegen und fehlt somit auch am Sonntag im Revierderby beim MSV Duisburg.“ Wem das zu makaber erscheint, sollte jetzt besser aussteigen. Und weiter geht‘s im Fußballtext.

„Noch 24 Stunden vor der schlimmen Erfahrung den vielleicht wichtigsten Menschen in seinem Leben verloren zu haben, hatte Varela doch Grund zur Freude“, beruhigt die Fußballschreibe den trauernden Sportfreund: „Wie in RevierSport bereits am Sonntag vermeldet, verlängerte der Südamerikaner seinen auslaufenden Vertrag um zwei weitere Jahre“. Freud und Leid liegen halt eng beieinander – bei Varela wie der gut informierten Sportpresse.

Trost spendet im gleichen Artikel auch Schalkes Manager Andreas Müller, der Varela eines wünscht: „Dass er gesund bleibt. Dann werden wir noch sehr viel Freude an ihm haben.“

7.4. Bochum – Siegen

Sehr viel Freude soll auch die Fußballbevölkerung Bochums haben, wenn im Juni und Juli Weltmeisterschaften sind. In einem Biergarten auf dem Spielfeld des Ruhrstadions werden dann alle Partien der Fifa-WM auf Großbildleinwand übertragen. Dazu treten internationale Bühnenkünstler auf. Das Motto der Kollektivglotzerei: „Feel the Spiel“. Was gut zu Gustavo Varelas jüngsten Erfahrungen mit der Presse passen würde, wenn das denglische Motto auf Deutsch nicht „fühle die öde Rede“ heißen würde. CHRISTOPH SCHURIAN